Der Hamburger Unternehmer Michael Otto hat eine große Summe für ukrainische Geflüchtete gespendet.
  • Der Hamburger Unternehmer Michael Otto (Archivbild)
  • Foto: picture alliance/dpa | Jonas Walzberg

„Ökospinner“ und Vorzeige-Kapitalist: Der reichste Hamburger wird 80

Was heute als selbstverständlich gilt, gehört für den Versandriesen Otto schon seit Jahrzehnten zu den Unternehmenszielen: Nicht nur auf Gewinn, sondern auf den Schutz der Umwelt kommt es an – ein Verdienst des langjährigen Chefs Michael Otto.

Einst schon mal als „Ökospinner“ bezeichnet, gilt der Hamburger Unternehmer Michael Otto längst als einflussreicher Vordenker in Sachen Klima- und Umweltschutz in der Wirtschaft. 1986, als das Thema unter Firmenlenkern noch eher exotisch war, erklärte Otto als damaliger Chef des gleichnamigen Versandhändlers die Umwelt zum offiziellen Unternehmensziel – mit zunehmend ehrgeizigen Zielmarken in Sachen CO2-Neutralität. Am Mittwoch feiert der Hamburger Ehrenbürger seinen 80. Geburtstag.

Sein Engagement hat Otto in Medien Etiketten wie „Werte-Unternehmer“ und „grüner Kapitalist“ eingebracht. Zudem gab es immer wieder renommierte Auszeichnungen wie den „Öko-Manager des Jahres“ (1991), den „Deutschen Umweltpreis“ (1997) und zuletzt den Weltwirtschaftlichen Preis des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW, 2021). „Es gibt im Norden Deutschlands keine andere große Unternehmerpersönlichkeit wie Sie, die sich so früh und auch so konsequent für das Thema Nachhaltigkeit interessierte“, sagte der damalige IfW-Präsident Gabriel Felbermayr in seiner Laudatio. Von Unternehmerkollegen „auch schon einmal als Ökospinner tituliert“, habe es Otto gleichwohl geschafft, aus seinem Unternehmen den weltweit fünftgrößten Internethändler zu machen.

Otto startete schon 1995 einen Online-Versandhandel

Möglich war dieser Unternehmenserfolg auch, weil Otto sehr früh die Chancen des Internets und der Internationalisierung erkannt hatte. Als in den 1990er Jahren das Internet für alle geöffnet wurde, „waren wir bereits im Thema und starteten sehr früh die ersten Internetprojekte und etablierten 1995 als einer der ersten Versandhändler einen Onlineshop, obwohl damals in Deutschland nur 250.000 Menschen Zugang zum Internet hatten“, berichtet er.

Aus der Chefetage des Otto-Konzerns hat sich Otto zwar schon 2007 verabschiedet, 26 Jahre nachdem er den Vorstandsvorsitz vom Unternehmensgründer, seinem Vater Werner Otto übernommen hatte. Seitdem lenken mit Hans-Otto Schrader und Alexander Birken (seit 2017) familienfremde Manager die Otto-Geschicke. Doch als Aufsichtsratsvorsitzender hält Michael Otto dennoch weiter wichtige Fäden in der Hand. Seine Mehrheitsbeteiligung an Otto hatte er 2014 in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht. „Mir war dabei wichtig, dass die Familie immer das Sagen hat und der Hauptsitz unseres Unternehmens in Hamburg bleibt und beispielsweise nicht in irgendeine Steueroase verlagert werden kann“, so Otto.

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Mit Blick auf die Übergabe an seinen Sohn Benjamin sagte Vater Michael dem „Spiegel“ kurz vor seinem Geburtstag: „Das wird in den kommenden Jahren ein fließender Übergang.“ Er sei da mit seinem Sohn in bester Abstimmung. „Wir wollen das pragmatisch handhaben. Es muss für uns beide, aber vor allem für meinen Sohn passen.“

Michael Otto ist immer noch sehr präsent, wenn es in öffentlichen Debatten um drängende Fragen der Zeit geht – wie eben den drohenden Klimakollaps. In seinem wenige Tage vor dem Geburtstag erschienenen Sammelband „Das Michael Otto Prinzip“ beschreibt er, wie ihn 1972 Dennis Meadows‘ Bericht an den Club of Rome über die „Grenzen des Wachstums“ beeindruckt habe. „Dieser Bericht rüttelte eine ganze Generation auf – mich eingeschlossen“, schreibt Otto. Der Unternehmer gründete beispielsweise bereits 1993 seine eigene Umweltstiftung mit dem Ziel, den Schutz und Erhalt der Lebensgrundlage Wasser zu unterstützen.

Club of Rome inspirierte den Unternehmer

Das neue Bewusstsein für die begrenzte Belastbarkeit unseres Planeten sei sehr wichtig gewesen – „aber noch wichtiger fand ich es zu handeln“, fügt er hinzu. „Dabei reicht es nicht, nur Forderungen und Ermahnungen an die Politik oder die Wirtschaft zu richten, sondern jeder muss bei sich selbst anfangen. Dieses Prinzip der Verantwortungsübernahme gilt für jeden Bürger, aber selbstverständlich auch für jeden Unternehmer.“

Mit weiteren Stiftungen und regelmäßigen Finanzspritzen für soziale, ökologische und kulturelle Projekte verfolgt Otto sein Selbstverständnis als „Unternehmer, Stifter und Bürger“, wie er sich auf seiner Homepage nennt. „Die Wirtschaft muss den Menschen dienen und nicht umgekehrt“, lautet sein Credo. Zuletzt spendete er zu seinem Geburtstag etwa eine Million Euro an eine NDR-Benefizaktion, die „Hand in Hand für Norddeutschland“, die unter anderem Menschen helfen soll, die in Folge des Ukraine-Krieges flüchten mussten. „Ich war selbst einmal Geflüchteter“, begründet der 1943 im damals westpreußischen Kulm, dem heutigen Chelmno in Polen, geborene Otto die Spende. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs floh Otto im Alter von zwei Jahren mit seiner Familie in den Westen.

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