Hamburger Barbetreiber: „Wer kommt denn für eine Fanta auf den Kiez?“
Axel Strehlitz ist Geschäftsführer vom bekannten „Klubhaus“ auf der Reeperbahn. Unter anderen betreibt er die „Wunderbar“, den „Sommersalon“ und die „Alte Liebe“. Die Corona-Regeln auf dem Kiez findet er „fragwürdig“. Mit einem offenen Brief richtet er sich mit Kiez-Kollegen an den Senat. Warum, darüber sprach er mit der MOPO.
MOPO: Herr Strehlitz, haben Sie gerade überhaupt noch Lust, Bars auf St. Pauli zu betreiben?
Axel Strehlitz: „Natürlich ist das gerade eine ganz beschissene Zeit, aber ich mache das aus Leidenschaft. Und die nimmt nicht ab. Es frustriert jedoch extrem, wenn Gäste kein Verständnis dafür haben, dass wir sie nach 23 Uhr wegschicken müssen. Wir werden dafür verantwortlich gemacht und das nervt.“
Sie haben einen offenen Brief an den Senat unterzeichnet. Was wollen Sie erreichen?
„Wir erwarten, dass sich der Senat das alles nochmal anschaut und überdenkt. Vieles finde ich sehr fragwürdig. Wieso sollen wir den Außenbereich ab 23 Uhr schließen, wenn man sich doch sowieso nicht draußen anstecken kann, beziehungsweise das Risiko gering ist. Außerdem ist die Grenzziehung auf dem Kiez nicht ganz klar: Auf dem Hamburger Berg ist ab 23 Uhr Schluss und in der Gerhardstraße tobt das Leben weiter. Ich kann zudem nicht verstehen, dass man nicht zumindest bis 1 Uhr nachts feiern kann. Ich sehe darin kein Risiko, den Leuten zu gestatten, zwei Stunden länger draußen zu bleiben.“
Samstags darf nach 23 Uhr kein Alkohol mehr verkauft werden. Wie sehr brechen die Einnahmen dann ein?
„Das können wir schwer beurteilen, weil wir all unsere Bars ab 23 Uhr schließen. Wer kommt denn für eine Fanta auf den Kiez? Das lohnt sich für uns einfach nicht. Ich schätze, dass die Einnahmen dadurch halbiert werden würden.“
Bars auf Hamburger Kiez sollen nicht „in Vergessenheit geraten“
Stehen die Einnahmen im Verhältnis zu den Kosten?
„Das kann man jetzt noch nicht sagen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand gerade zurechtkommt. Wir wollen die Leute aus der Kurzarbeit holen, deshalb lassen wir unsere Mitarbeiter arbeiten. Außerdem wollen wir nicht in Vergessenheit geraten. Das heißt, man muss einfach aufmachen, egal wie hoch die Kosten sind.“
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Was passiert nach 23 Uhr auf dem Kiez?
„Die Leute suchen sich andere Orte, an denen sie weiter feiern können. Ich finde, das Alkoholverbot ab 23 Uhr ist ein Eigentor. Ich konnte sogar mal beobachten, dass Getränke aus einem Kofferraum verkauft wurden. Und genau das sollte ja nicht passieren. Es muss sich dringend etwas ändern. St. Pauli wird ganz klar benachteiligt.“