Oldtimer : Dieser Hamburger fährt seit 50 Jahren dasselbe Auto
Wellingsbüttel –
Goldene Hochzeiten sind heute selten geworden. Muss man ja auch erst mal schaffen: ein halbes Jahrhundert mit demselben Partner zu verbringen. Darüber kann Bernd Bornemann nur lächeln. Der Wellingsbütteler fährt seit exakt 50 Jahren dasselbe Auto! Als 18-jähriger Schüler hatte sich der 68-Jährige den 1953er DKW F91 „Sonderklasse“ für gerade mal 500 Mark (250 Euro) gekauft.
„Ich hatte meinen Führerschein im Mai 1970 erst seit zwei Wochen und wollte möglichst schnell ein eigenes Auto“, erzählt der Chemiker mit Doktortitel der MOPO. Zudem hatte sich ein Freund gerade einen VW Käfer für gerade mal 100 Mark zugelegt. Ein bisschen mehr hatte Bornemann schon im Budget, und in Schnelsen schaute er sich den damals 17 Jahre alten DKW dann an.
Hamburger fährt seit 50 Jahren dasselbe Auto
Verkäuferin war eine ältere Dame, und das Cabrio war erst 30 000 Kilometer gelaufen. „Er gefiel mir sofort“, so Bornemann über seine Langzeit-Autoliebe. Doch die 34 PS waren dem Führerschein-Neuling doch etwas zu lahm. Da Bornemann handwerklich geschickt war, bastelte er am Motor und schon war der Zweitakter verdammt flott.
Zu flott für die Fahrkünste des jungen Mannes. In Eidelstedt verlor er die Gewalt über das Auto und es kippte um. Bornemann stellte den Wagen wieder auf die Räder und fuhr weiter. 1972 kam es in Niendorf zu einem weiteren heftigen Crash. Wieder richtete Bornemann den Wagen selbst her: „Ich hatte ja kein Geld für eine Werkstatt.“ Und lackiert hat er den Wagen auch selbst – in knalligem „Hippie-Gelb“ und sogar mal die „Schürze“ mit blauer Leuchtfarbe. Da stoppten ihn Polizisten und behaupteten, so was darf man nur mit Einsatzfahrzeugen tun. Bornemann musste die Signalfarbe überpinseln.
DKW F91: Fahrer wurde in Hamburg oft kontrolliert
Überhaupt die Polizei. Bornemann wird immer noch sauer, wenn er an die noch sehr hoheitlichen Ordnungshüter in den 70er Jahren denkt. Die hätten ihn mit seinem Oldie dauernd kontrolliert, die Bremsen bemängelt oder sogar verdreckte Nummernschilder. Vielleicht lag es aber auch an dem damals ziemlich rebellischen „Peace-Zeichen“, das groß auf der Tür des DKW prangte.
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Lang ist’s her. Heute schenken Bornemann alle ein Lächeln, wenn er den Oldtimer bewegt. Wir starten. „Räng, räng, räng …“ – der DKW springt sofort an. Bornemanns graue Haare flattern im Wind, Kinder jubeln am Rand der Saseler Chaussee, als der gelbe Flitzer vorbeifährt.
Inzwischen wird das seltene Cabrio nur noch bei gutem Wetter gefahren. Für den Alltag hat Bornemann eine alte Mercedes-C-Klasse, einen Chrysler PT-Cruiser und einen Audi TT Roadster. Und in der Garage steht ein lädierter Ford Taunus. Der auch „Badewanne“ genannte Wagen war das erste Auto seiner Frau. Es ist Baujahr 1961 – ihr Geburtsjahr. Und auch die Söhne sind mit dem Autofimmel des Vaters infiziert. Einer fährt Porsche 924, einer hatte einen alten Audi 80 und der dritte fährt als „Dienstwagen“ einen Opel Kadett B-Coupé. Er ist nämlich als GTÜ-Prüfer bei der Oldtimer-Tankstelle in Rothenburgsort beschäftigt. Wo dann wiederum der Vater mit dem DKW vorbeifährt.