Original erhalten: In diesem Speicher ist die Zeit stehen geblieben
Hammerbrook –
Direkt am Kanal an der Wendenstraße steht er wie eine mittelalterliche Trutzburg – der 100 Jahre alte Getreidespeicher. Hier ist die Zeit stehen geblieben. Im Inneren des gut 40 Meter hohen Gebäudes befinden sich noch Maschinen, Filteranlagen und Werkzeuge. Ein bedeutendes Hamburger Industriedenkmal. Und das könnte bald zu neuem Leben erweckt werden.
Erbaut wurde die beeindruckende „Industrie-Burg“ vor etwa 100 Jahren, und zwar als eines der ersten Bauwerke in Hamburg in Stahlbetonbauweise. Bauherr war damals die Großbäckerei Julius Busch. In der Nazi-Zeit, als man die Gefahren des Luftkriegs erkannte, wurde außerdem der Dachstuhl aus Beton neu gebaut. Deswegen blieb der massive Speicher, ähnlich wie das nahe „Mercedes-Haus“, auch stehen, während 1943 ein Großteil Hammerbrooks und Rothenburgsorts in Schutt und Asche versank.
Original erhalten: In diesem Speicher ist die Zeit stehen geblieben
Die bekannte Firma „Gloria Mehl“ betrieb den Speicher nach dem Krieg vermutlich noch bis in die 70er Jahre. Dann fiel die Trutzburg in einen langen Dornröschenschlaf. Hunderte Tauben siedelten sich hier an. Da half auch nicht, dass Turmfalken ganz oben nisteten.
Heute befindet sich der Speicher auf einem Grundstück der Firma Leser. 1050 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, welches schon 1818 unweit des Großneumarkts gegründet wurde. Leser ist europäischer Marktführer bei Sicherheitsventilen für industrielle Anwendungen, stellt jedes Jahr 125 000 solcher komplizierter Ventile her. Das Geschäft läuft weltweit gut, man braucht nun dringend mehr Platz in Hammerbrook.
Hamburg: Das sind die Pläne für den alten Speicher
Vor dem Speicher befindet sich aktuell der Parkplatz des benachbarten VW-Autohauses. Auch dieses große Areal gegenüber einer Schule gehört Leser. Dort könnte ein Neubau entstehen. Doch den Ventil-Experten liegt auch der denkmalgeschützte Speicher sehr am Herzen. Sie würden ihn gerne in enger Absprache mit dem Denkmalschutzamt behutsam entwickeln.
Hier könnten weitere Arbeitsplätze entstehen und so könnte auch der Bestand des historischen Gemäuers auf Dauer gesichert werden. Voraussetzung für eine Nutzung wäre aber die Erlaubnis vom Amt, weitere Fenster in den Speicher zu bauen, damit die Mitarbeiter dort nicht im Dunkeln sitzen müssen.