Hamburger Otto-Group prescht im Tarifstreit vor – und zahlt freiwillig mehr
Der Hamburger Handelskonzern will nicht mehr warten. Weil die Tarifverhandlungen kaum vorankommen, erhöht er nun freiwillig die Gehälter um 5,3 Prozent. Er folgt einer Empfehlung des Verbands.
Angesichts der stockenden Tarifverhandlungen im Einzelhandel folgt der Otto-Konzern den Empfehlungen des Handelsverbandes Deutschland (HDE) und erhöht das Entgelt für seine Beschäftigten freiwillig um 5,3 Prozent. Die Vorausleistung beginne am 1. Oktober und gelte sowohl für Tarifbeschäftigte als auch die Auszubildenden, gab das Unternehmen am Mittwoch in Hamburg bekannt. Unter den Einzelhandels-Tarifvertrag fallen nach Unternehmensangaben etwa 14.000 der weltweit rund 41.000 Beschäftigten.
Abschluss der Tarifverhandlungen ist nicht in Sicht
„Die Tarifverhandlungen im Einzelhandel gestalten sich außerordentlich schwierig, und ein Abschluss ist derzeit nicht in Sicht”, sagte die für Personal und Finanzen zuständige Otto-Group-Vorständin Petra Scharner-Wolff. Die Beschäftigten warteten aber angesichts hoher Lebenshaltungskosten und der Inflation bereits seit Monaten auf eine Einigung der Tarifparteien. „Hier wollen wir mit unserer freiwilligen Vorab-Entgelterhöhung zumindest eine erste Abhilfe schaffen.”
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Die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Einzelhandel werden in den 16 Bundesländern regional geführt. Die Gewerkschaft Verdi fordert in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde und eine Laufzeit von zwölf Monaten. Je nach Bundesland kommen weitere Forderungen hinzu. Seit Wochen ruft Verdi deshalb immer wieder zu teilweise mehrtägigen Warnstreiks in den Regionen auf.
Auch die Rewe-Gruppe kündigte freiwillige Gehaltserhöhung an
Aus Sicht der Otto Group – zu ihr gehören Unternehmen wie Otto, Bonprix, die Witt-Gruppe und die Baur-Gruppe – sind die Verdi-Forderungen nicht durchsetzbar. „Die geforderte Erhöhung ist (…) so gravierend, dass eine Umsetzung die Arbeitgeber in dieser angespannten Situation in ernste wirtschaftliche Schieflage bringen könnte”, sagte Scharner-Wolff. Vor Otto hatte unter anderem die Rewe-Gruppe angekündigt, die Gehälter freiwillig anzuheben. (dpa)
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