Die Queen mit Halbglatze: Hamburgs Wachsfigurenkabinett macht Frühjahrsputz
Einmal im Jahr schließt das Panoptikum, das älteste Wachsfigurenkabinett Deutschlands, für zwei Wochen. Wenn Einstein plötzlich keinen Kopf mehr hat und Otto Waalkes die Klamotten fehlen, weiß man: Der Frühjahrsputz macht auch vor den Wachsfiguren nicht halt.
Das sind die Momente, in denen man plötzlich feststellt: Die Queen hat eine Halbglatze – zumindest ihre Doppelgängerin aus Wachs. Noch interessanter: Auf dieser Halbglatze thront zuweilen ein Mottentuch, wenn auch unter dem Hut.
Susanne Faerber und ihre Mitarbeiter tun alles, damit die Figuren in ihrer gesamten Schönheit bestehen bleiben. Besonders in der historischen Abteilung tragen noch viele berühmte Persönlichkeiten Kleidung aus Wolle, da machen sich die Motten gern mal dran zu schaffen.
Das seit seiner Gründung 1879 in Familienbesitz stehende Panoptikum führt Susanne Faerber gemeinsam mit ihrem Vater, Hayo Faerber. Um die Puppen in Stand zu halten, werden sie zunächst ausgezogen, dann werden die Kleidung gereinigt, die Schuhe geputzt und kleinere Kratzer im Gesicht werden ausgebessert.
Oftmals ist es jedoch gar nicht so einfach, die Puppen zu reinigen. Hut und Sonnenbrille von Udo Jürgens sind zum Beispiel angeschraubt und müssen erst aufwendig entfernt werden. Der Grund für die Befestigung: Viele Fans würden die Kleidung, die vom Musiker selbst zur Verfügung gestellt wurde, wohl gerne mitnehmen.
Außerdem wird – vor allem bei den weiblichen Figuren – das gesamte Haarstyling-Programm abgezogen. Eine Stylistin wäscht die Perücken, benutzt Haarschaum, Haarspray, Lockenwickler – eben alles, was dazu gehört.
Die beliebtesten Figuren sind laut Susanne Faerber wohl die Queen, Olivia Jones und Angela Merkel. Letztere bekommt voraussichtlich im Sommer Gesellschaft von ihrem Nachfolger, Olaf Scholz. Die Bundeskanzler sind die einzigen Promis, die laut Faerber alle ihren Platz im Panoptikum kriegen, ansonsten richte man sich auch danach, was die Besucher gerne sehen wollen. Barbara Schöneberger zum Beispiel war auf Wunsch der Hamburger eingezogen.
120 Figuren gibt es in der Hamburger Institution insgesamt, die älteste von ihnen ist Friedrich der Große. Die Figur stammt noch aus der Anfangszeit des Wachsfigurenkabinetts, ist also vermutlich über 140 Jahre alt. Neuzugang ist Greta Thunberg, die sich mit ihrem Schild 2020 in die Vielzahl der Prominenten einreihte. Sie und die anderen bekannten Persönlichkeiten kann man ab Donnerstag wieder im Panoptikum auf der Reeperbahn bewundern.