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Pfleger, Erzieher, Müllwerker: Der Kampf der Corona-Helden um mehr Geld

Erzieher, Pflegerinnen, Wissenschaftler – sie alle setzen sich heute Morgen auf dem Jungfernstieg für höhere Löhne im öffentlichen Dienst ein. Insgesamt sind etwa 45.000 Beschäftigte in Hamburg betroffen. Die Gewerkschaft Verdi hat eine Auftaktkundgebung angekündigt, an die sich Warnstreiks anschließen sollen.

Die zweite Runde der bundesweiten Tarifverhandlungen für Beschäftigte in Bund und Kommunen war am Wochenende ohne ein Ergebnis beendet worden. Die Arbeitergeber haben bisher noch kein Angebot vorgelegt. Verdi fordert ein Lohn- und Gehaltsplus von 4,8 Prozent, mindestens aber 150 Euro, bei einer Laufzeit von 12 Monaten.

Ver.di fordert mehr Lohn für den öffentlichen Dienst

„Wir sind uns eigentlich mit der Politik einig, dass ein Mindestlohn von mindestens 12 Euro in der Stadt unumgänglich ist“, so Berthold Lose, Landesbezirksleiter Verdi Hamburg. „Es ist folglich dringend notwendig, dass die unteren Einkommen einen ausreichenden Mindestbetrag für die Zukunft erhalten.“

Warnstreiks im öffentlichen Dienst wie hier in Freiburg, könnten auch demnächst in Hamburg folgen.

Warnstreiks im öffentlichen Dienst wie hier in Freiburg, könnten auch demnächst in Hamburg folgen.

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dpa

In Hamburg geht es etwa um die Stadtreinigung, UKE und Asklepios Krankenhäuser, Kitas, Behindertenwerkstätten, fördern & wohnen, Hamburg Port Authority und Forschungseinrichtungen.

Tarifverhandlungen: MOPO-Leser solidarisieren sich

Für manche sind die Forderungen der Gewerkschaft in Zeiten der Corona-Pandemie unverständlich. In einem MOPO-Kommentar am Dienstag bezeichnete Politikredakteur Matthias Koch Verdis Vorhaben als „ein Übermaß an Sturheit“, fragte, warum sich die Forderungen nicht nur auf „bestimmte schlecht bezahlte Gruppen“ wie Kitas und Kliniken beziehen.

Daraufhin erreichten die MOPO zahlreiche Leser-Mails: „Ich bin sehr entsetzt über ihren Artikel“, schreibt Leserin Beate P., nach eigenen Angaben seit 35 Jahren in der Pflege tätig. „Was bezeichnen Sie als stur? Dass wir etwa 50 Euro netto fordern? Die Pflege ist maximal erschöpft. Uns stehen die Wintermonate mit Corona bevor. Wir wurden beklatscht und jetzt wieder vergessen.“

Leser-Meinung: „Die Arbeitgeber schieben alles auf die Corona-Pandemie“

Marc L., Gesundheits- und Krankenpfleger sowie Verdi-Mitglied, schreibt: „Wenn wir im Krankenhausbereich allein verhandeln würden, würden wir bestimmt mehr erreichen, aber dank einer starken (eben nicht sturen) Gewerkschaft sind wir solidarisch mit den Kolleginnen und Kollegen im gesamten Öffentlichen Dienst. Auch mit den Kolleginnen und Kollegen, die zurzeit in Kurzarbeit sind oder auch von Arbeitsplatzverlust bedroht sind, da die öffentlichen Arbeitgeber viele Stellen abbauen und alles auf die Corona-Pandemie stecken.“

Kundgebung in Hamburg: Warnstreiks angekündigt

Die Auftaktkundgebung auf dem Jungfernstieg könnte der Start für Warnstreiks in Hamburg werden. Am Freitag seien die Beschäftigten der Stadtreinigung aufgerufen, dort ganztägig die Arbeit ruhen zu lassen, sagte die stellvertretende Landesbezirksleiterin der Gewerkschaft, Sieglinde Frieß, am Donnerstagmorgen bei der Kundgebung. Auch die Beschäftigten der Hamburg Port Authority sollen sich beteiligen.

In der Hansestadt sind rund 45 000 Beschäftige von den Tarifverhandlungen betroffen – neben den rund 3200 bei Stadtreinigung und circa 2000 bei der HPA unter anderem auch rund 18 000 Beschäftigte in den Krankenhäusern und etwa 6500 in den Elbkinder-Kitas.

Sieglinde Frieß von Verdi: „Ohne euch kann die Politik einpacken“

Sie alle hätten auch in der Corona-Krise einen hervorragenden Job gemacht, sagte Frieß bei der Kundgebung. „Und es wurde deutlich: Ohne euch kann die Politik einpacken.“ Es gehe nicht, dass sich Beschäftigte des öffentlichen Dienstes wegen steigender Mieten und Preise das Leben in einer Stadt wie Hamburg kaum mehr leisten könnten. „Wer beim Staat und der Stadt arbeitet, der muss auch ausreichend Geld bekommen“, sagte sie.

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In anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg fanden bereits Warnstreiks im öffentlichen Dienst statt. Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 22. und 23. Oktober angesetzt. Direkt verhandelt wird für 2,3 Millionen Tarifbeschäftigte von Bund und Kommune.

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