So soll’s klappen: Endlich wieder Party auf dem Kiez
Sie leben vom Hamburger Nachtleben und sie sind sauer: Die Veranstaltungsbranche, die Bars und Clubbetreiber wollen endlich handeln und nicht mehr nur abwarten. Dazu haben sie ein Hygiene-Konzept für Veranstaltungen in Innenräumen ausgearbeitet und wollen das schon bald in einem Club austesten – als Pilotprojekt.
Der Tropfen, der für sie das Fass zum Überlaufen gebracht hat, war die Entscheidung des Senats vom vergangenen Dienstag. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) verkündete, dass ab sofort Tanzveranstaltungen mit bis zu 250 Personen unter freiem Himmel erlaubt sind.
Eventbranche in Hamburg fordert Handeln von der Politik
„Das ist ein Schlag ins Gesicht für die Eventbranche und Clubszene in Hamburg“, sagt Danny Hellrung vom Bündnis „Alarmstufe Rot“. „Die Betreiber brauchen endlich eine Perspektive, wann und unter welchen Umständen sie öffnen können. Es scheint, als würden sie von der Politik einfach vergessen.“ Viele hätten überhaupt nicht genügend Außenfläche, um Events anzubieten zu können.
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„Das ist auch ein ewiger bürokratischer Prozess“, sagt Kai Kronenwerth von „Visador Events“. „Ich kann kein Event anmelden, wenn ich keine Fläche vorzuweisen habe. Wenn ich eine Fläche für viel Geld miete, weiß ich nicht, ob das Event dann überhaupt genehmigt wird.“ Bis diesbezüglich Klarheit herrsche, sei der Sommer schon wieder vorbei.
„Alarmstufe Rot“ will Pilotprojekt in Hamburger Club
Die Initiative „Alarmstufe Rot“ hat zusammen mit dem Sanitätsdienst „Blauer-Rettungs-Stern“ aus Norderstedt ein Pilotprojekt entwickelt, das dem Nachtleben in Hamburg wieder Aufschwung verleihen soll – kontrolliert mit Tests und Kontaktnachverfolgung: Besucher und Crew müssen sich mindestens zwei Stunden vor Beginn der Veranstaltung und 48 Stunden danach testen lassen.
Die Tests durchführen sollen die Sanitäter vom „Blauen-Rettungs-Stern“. Das Ergebnis kann dann über die „PassGo“-App, über ein PDF oder auch ausgedruckt vor Ort erhalten werden. Wer negativ ist, darf zum Event – sei es ein Club, eine Firmenfeier oder ein Musical.
Hamburg: Viele Clubs und Bars können noch nicht öffnen
„Die Branche kann das und hat gute Konzepte!“, ist Tony Fleischer, Geschäftsführer vom Sicherheitsanbieter „ProSicherheit Event“ in Hamburg überzeugt. Die Politik müsse sie endlich ernst nehmen. „Ich kann verstehen, dass der Senat einen vorsichtigen Weg geht, aber bei den derzeit niedrigen Inzidenzen ist jetzt der perfekte Zeitpunkt, um ein derartiges Pilotprojekt zu starten.“
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Nachtclubs, wie „Susis Showbar“ auf dem Kiez sind trotz der Corona-Lockerungen immer noch geschlossen. „Wenn wir nur bis 23 Uhr öffnen dürfen, lohnt es sich für uns nicht“, sagt Geschäftsführer Christian Schnell. Er hofft auf ein baldiges Einlenken der Politik zum Lösungsvorschlag der Branche. „Wir haben keine Außenflächen und sind gerade dabei, oben eine Terrasse auszubauen. Bis die fertig ist, ist der Sommer aber wahrscheinlich vorbei.“
Hamburg: So soll die Party auf den Kiez zurückkehren
Außerdem kommt noch hinzu: Selbst wenn die Locations öffnen – wie die Shisha-Lounge „Remembar“ in Sasel – machen sie doch hauptsächlich Verlust, erzählt Said Solimani. Drinnen dürften die Gäste keine Shisha rauchen und die 25 Außenplätze seien schnell belegt. Für Kaffee und Kuchen käme niemand in eine Shisha-Lounge.
Unterstützung bekommt das Konzept bereits aus Teilen der Hamburger Politik. „In einer Situation, die durch Tests, Impfungen und Genesenennachweise beherrschbar ist, müssen Großveranstaltungen wieder möglich sein“, sagt Michael Kruse, Landesvorsitzender der Hamburger FDP.
Starten soll das Projekt am nächsten Samstag, 10. Juli, in einem Club mit 70 Freiwilligen. „Alarmstufe Rot“ wird das Konzept jetzt der Hamburger Politik vorlegen. Was ist, wenn die dagegen stimmt? „Dann werden wir auf jeden Fall gerichtlich dagegen vorgehen“, ist Danny Hellrung entschlossen. „Unsere Anwälte stehen bereits in den Startlöchern.“ In Schleswig-Holstein und Niedersachsen laufen bereits ähnliche Modellprojekte für Diskotheken.