Toilettenhäuschen
  • Ein Toilettenhäuschen in Hamburg (Symbolbild).
  • Foto: dpa

Hamburgs Pipi-Problem: Was die Stadt dagegen tun will

In Hamburg gibt es etwa 200 öffentliche Toiletten – in einigen Stadtteilen mehr, in anderen weniger. Am Elbstrand in Altona und in der Osterstraße in Eimsbüttel suchen Passant:innen oft vergeblich nach den öffentlichen Örtchen. Um das Pipi-Problem zu lösen, kommen aus der Politik jetzt verschiedene Vorschläge. Unter anderem sollen Einzelhändler in die Verantwortung genommen werden.

In der Einkaufsmeile Osterstraße ist die fehlende öffentliche Toilette seit Jahren ein Thema. Wer hier ein dringendes Bedürfnis hat, muss darauf hoffen, die Kunden-WCs in einem der anliegenden Geschäfte nutzen zu dürfen. Im gesamten Bezirk Eimsbüttel gibt es insgesamt 17 öffentliche Toiletten, die von der Stadtreinigung betrieben werden. Eine mögliche Lösung für das Pipi-Problem: öffentliche Toiletten im Einzelhandel schaffen. Das fordert die SPD-Fraktion im Bezirk.

Hamburgs Pipi-Problem: Vorbild Berlin?

Vorbild für die Idee ist die Stadt Berlin. Dort gilt seit 2016 eine entsprechende Regelung in der Bauordnung, wonach in neu- oder umgebauten Einzelhandelsgeschäften mit mehr als 400 Quadratmetern Verkaufsfläche eine öffentlich zugängliche Toilette verpflichtend ist. Für den Betrieb und die Reinigung der Toiletten sind dann die Einzelhändler und nicht die Stadtreinigung zuständig.

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„Wir wollen das vorhandene Potenzial nutzen und große Einzelhändler in die Verantwortung nehmen: Sie sollen einen Beitrag leisten, damit wir in der Breite ein besseres Toiletten-Angebot erreichen“, sagt SPD-Fraktionschef Gabor Gottlieb. Damit auch in Hamburg Einzelhändler wie zum Beispiel Supermärkte öffentliche WCs anbieten müssen, bedarf es allerdings zuerst einer Änderung des Baurechts. Hierfür will sich die SPD mit ihrem Antrag im Bezirk einsetzen.

Das sagt der Einzelhandel

„Öffentliche Toiletten sollten von der öffentlichen Hand errichtet, unterhalten und gepflegt werden“, sagt Brigitte Nolte, Geschäftsführerin des Handelsverbands Nord. Die Vorstellung, Aufgaben der Stadt oder des Bezirks auf die Privatwirtschaft abwälzen zu können, sei in Hamburg leider tief verankert. „Hinzu kommt, dass es gerade jetzt nicht die richtige Zeit ist, dem Einzelhandel weitere Belastungen aufzuerlegen“, so Nolte.

Antrag für mehr Toiletten am Elbstrand

Am Hamburger Elbstrand gibt es ebenfalls nur wenige öffentliche Toiletten. „Die verstärkte Nutzung der vorhandenen öffentlichen Toiletten führt phasenweise zu massiven Verschmutzungen, so dass die hygienischen Bedingungen nunmehr unzumutbar sind“, schreiben CDU und FDP in einem gemeinsamen Antrag an die Bezirksversammlung Altona. Hier sei dringend für die nächste Saison für Abhilfe zu sorgen.

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Die Stadtreinigung Hamburg betreibt von Övelgönne bis zum Falkensteiner Ufer insgesamt fünf sogenannter Kiosk-WCs. Das sind Toiletten in Kiosken, deren Reinigung den Mietern obliegt. Weiterhin gibt es eine niederigschwellige Toilette am Rissener Ufer. Zusätzlich gebe es weitere in der Zuständigkeit des Bezirksamts und der Hamburg Port Authority (HPA). Alle Toiletten würden mindestens einmal täglich gereinigt, heißt es auf Nachfrage der MOPO von der Stadtreinigung.

Kein Ort fürs stille Örtchen

Aktuell gebe es keine Planungen für weitere Toilettenanlagen, da die „strukturellen Mittel für den Betrieb öffentlicher Toiletten bereits jetzt nicht auskömmlich sind“, sagt Sprecher Kay Goetze. Eine große Herausforderung sei oftmals die Suche nach einem geeigneten Platz für zusätzliche Toiletten. „Insbesondere am Elbstrand gestaltet sich die Suche schwierig“, so Goetze.

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Die Parteien fordern von Umweltbehörde, Stadtreinigung und HPA die Erarbeitung eines Konzepts für mehr öffentliche oder auch mobile Toiletten. „Mit einem tragfähigen Konzept zu öffentlichen Toiletten rund um Hamburgs Perlen und einer zeitnahen Umsetzung ist dann hoffentlich im nächsten Sommer alles besser!“, sagt Katarina Blume, FDP-Fraktionschefin in Altona.

Die SPD-Fraktion im Bezirk hat ebenfalls einen Antrag zum Thema Toiletten in der Bezirksversammlung eingereicht. Die Umweltbehörde solle „alle bestehenden und auch alle zukünftigen öffentlichen Toilettenanlagen regelhaft mit einem Trinkwasserbrunnen ausstatten“, sagt Oliver Schmidt, SPD-Wahlkreisabgeordneter für Osdorf und stellvertretender Fraktionschef.

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