Vollgedröhnter SUV-Raser tötet Pizzaboten: „Ich wünschte, ich wäre auch gestorben“
Ein junger Pizzabote verlor vor zweieinhalb Jahren wegen eines vollkommen zugedröhten Autofahrers sein Leben. Der 23-Jährige wurde von einem SUV angefahren, dessen Fahrer der die Kontrolle über seinen Wagen verloren hatte. Zwei weitere Menschen wurden schwer verletzt. Vor Gericht bekam der 32-jährige SUV-Fahrer eine Bewährungsstrafe. Jetzt wird der Prozess neu aufgerollt.
Vor dem Hamburger Landgericht wird am Freitag über die Berufung des Angeklagten und der Staatsanwaltschaft verhandelt. Im Mai vergangenen Jahres war das Urteil gegen Ismail S. vor dem Amtsgericht Bergedorf wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und Gefährdung des Straßenverkehrs gefallen: ein Jahr auf Bewährung. Die Staatsanwältin hatte zwei Jahre und drei Monate Freiheitsentzug gefordert, seine Verteidigerin nur eine Geldstrafe.
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Vor Gericht gab sich der Angeklagte damals von Schuldgefühlen geplagt und emotional angegriffen: „Ich wünschte, ich wäre auch bei dem Unfall gestorben! Ich kann mich nur entschuldigen“, rief er in den Saal.
Ismail S. war am Abend des 9. August 2021 mit seinem Mercedes GLC (gut 2,5 Tonnen schwer, 260 PS) auf der Lohbrügger Landstraße unterwegs. Der studierte Betriebswirtschaftler arbeitete damals in der Buchhaltung der ambulanten Pflegeeinrichtung seiner Frau. Wenn es dort Engpässe gab, erledigte er auch kleinere Pflegeaufgaben.
Hamburger Pizzabote totgefahren: neuer Prozess
Ismail S. war mit Medikamenten vollgedröhnt, nahm Anti-Depressiva und das Schlafmittel Zopiclon. Zudem hatte er 24 Stunden zuvor einen Joint geraucht. Statt der erlaubten 50 Stundenkilometer war er mit Tempo 68 unterwegs, als er plötzlich die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor.
Der schwere Wagen knallte in den geparkten Seat eines Lieferdienstes, in den gerade ein junger Pizzabote einsteigen wollte. Der SUV traf den 23-Jährigen mit voller Wucht, riss ihm ein Bein ab. Anschließend rammte der Mercedes noch ein weiteres vor dem Seat geparktes Auto, wodurch er in den Gegenverkehr geschleudert wurde. Dort prallte er gegen einen Skoda, kippte dann zur Seite und blieb liegen.
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Die beiden Insassen des Skoda – ein Mann (56) und eine Frau (57) – wurden ebenfalls schwer verletzt. Der Pizza-Lieferant starb einen Tag später im Krankenhaus. Ein Freund und Kollege sagte später vor Gericht aus, dass er aus Afghanistan gekommen war, um hier Geld für seine Familie zu verdienen. „Er wollte für immer in Deutschland bleiben, um seine Familie zu unterstützen. Er wollte leben und helfen.“
Ismail S. blieb unverletzt, kann sich an den Unfall selbst jedoch nicht erinnern.