Im Wahlkampf hatte Trump deutliche Zollerhöhungen von zehn bis 20 Prozent auf alle ausländischen Importe angekündigt. (Symbolbild)
  • Im Wahlkampf hatte Donald Trump deutliche Zollerhöhungen von zehn bis 20 Prozent auf alle ausländischen Importe angekündigt. (Symbolbild)
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180 Milliarden Euro Schaden? So hart trifft Trump die deutsche Wirtschaft

Donald Trump hat die Präsidentschaftswahl in den USA gewonnen – Auswirkungen wird seine Wahl auch auf die deutsche Wirtschaft haben. Der Republikaner hat im Wahlkampf deutliche Zollerhöhungen für ausländische Waren angekündigt. In den USA sollen die Unternehmenssteuern kräftig sinken.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erwartet einen „Epochenwechsel“ in den transatlantischen Beziehungen. „Zu befürchten ist, dass der Ton rauer, der protektionistische Kurs konsequent fortgeführt werden wird.“ Im Wahlkampf hatte Trump deutliche Zollerhöhungen von zehn bis 20 Prozent auf alle ausländischen Importe und 60 Prozent auf Produkte aus China angekündigt, bei bestimmten Waren sogar 200 Prozent. Die USA werden sich „weiter von einer offenen, globalen Zusammenarbeit entfernen“, erwartet auch Lisandra Flach, Leiterin des Zentrums für Außenwirtschaft beim Münchner Ifo-Institut. Darauf müssten sich Deutschland und Europa nun vorbereiten.

Weltweit könnten die angekündigten Einfuhrbeschränkungen und Zölle zu „massiven Handelsumleitungen führen“, erklärte Julian Hinz, Leiter des Forschungszentrums Handelspolitik beim Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, schon vor der Wahl. Der Handel mit den USA wird demnach deutlich schrumpfen. Bisher liegt der gewichtete Durchschnittszoll der USA auf alle Waren aus allen Staaten laut Hinz bei 2,5 Prozent.

Trump-Sieg bei US-Wahl: Der Blick auf Deutschland

Deutschland ist als Exportnation von offenen Märkten abhängig. Die USA sind der größte Abnehmer deutscher Ausfuhren und könnten China in diesem Jahr auch als wichtigsten Handelspartner Deutschlands überhaupt ablösen. Insbesondere in der Automobilindustrie sind die Handels- und Investitionsbeziehungen mit den USA “von hoher Bedeutung“, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) mitteilt. Jede Änderung der Rahmenbedingungen könne sich auf die wirtschaftliche Situation der Branche und damit „auch auf die Beschäftigung in Deutschland, aber auch in den USA auswirken“, erklärt VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sieht in Trumps Wahl ein „Worst-Case-Szenario“, damit stehe die deutsche Wirtschaft vor der „nächsten Krise in einer an Rückschlägen reichen Zeit“. Ein sich abzeichnender Handelskonflikt kann nach Berechnungen des Instituts über vier Jahre 180 Milliarden Euro kosten.

„Was noch auf die Wirtschaft zukommt, weiß bei der Wundertüte Trump noch niemand“, erklärt IW-Chef Michael Hüther. IfW-Präsident Moritz Schularick spricht angesichts von Trumps Wahlsieg vom „wirtschaftlich schwierigsten Moment in der Geschichte der Bundesrepublik“.

Trumps Pläne: Mögliche Auswirkungen in den USA

Zollerhöhungen hätten auch massiven Einfluss auf die US-Wirtschaft. „Die USA importieren sehr viel, eine Steigerung von zehn Prozent für amerikanische Produzenten wäre exorbitant und schwierig zu verkraften“, sagt Hinz, der auch als Professor an der Uni Bielefeld forscht. Die erste Amtszeit Trumps habe gezeigt, dass höhere Zölle eins zu eins an die Konsumenten in den USA weitergegeben wurden.

Deutsche Unternehmen in den USA sind laut einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) optimistischer als deutsche Firmen in anderen Teilen der Welt – in den USA rechnen 38 Prozent mit einer besseren Konjunkturentwicklung 2025. Gleichzeitig sind viele Unternehmen besorgt, laut dem DIHK-Delegierten in Washington, Christoph Schemionek, vor allem wegen Trumps „Unberechenbarkeit“.

Mehr fossile Energieträger: Energiewirtschaft unter Trump

Trump dürfte als US-Präsident wieder mehr auf fossile Energieträger setzen. Am ersten Tag seiner Präsidentschaft werde er den Beschäftigten des Energiesektors von Pennsylvania sagen, sie sollten „fracken, fracken, fracken“ und „bohren“, erklärte er bei einer Wahlkampfveranstaltung in dem Bundesstaat Mitte Oktober. Steuervergünstigungen für erneuerbare Energien und strenge Standards für die Öl- und Gasindustrie sollen abgeschafft werden.

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Experten bezweifeln, dass die Produktion von Öl und Gas dadurch tatsächlich stark anziehen wird. Der Ausbau der Erneuerbaren hat sich in den USA schon stark beschleunigt, auch republikanische Staaten wie Texas haben in diesen Sektor investiert.

Nach der Trump-Wahl: Steuern in den USA sollen sinken

Steuererhöhungen aus der Amtszeit von Joe Biden will Trump allesamt rückgängig machen, stattdessen sollen die Steuersenkungen, die er 2017 veranlasst hatte, verlängert und ausgeweitet werden. Die Körperschaftssteuer für Unternehmen, die ihre Produkte in den USA herstellen, will er von 21 auf 15 Prozent senken. Die Standortbedingungen auch von deutschen Firmen in den USA dürften damit unter Trump eher attraktiver werden. (afp)

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