Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock am Mittwochabend am Hamburger Jungfernstieg.
  • Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock am Mittwochabend am Hamburger Jungfernstieg.
  • Foto: Public Address Presseagentur

Baerbock in Hamburg: Attacke auf Scholz, Versprecher zum Jungfernstieg

Vier Wochen sind es noch, dann ist Angela Merkel als Bundeskanzlerin Geschichte. Und gestern Abend steht eine potenzielle Nachfolgerin am Jungfernstieg im Regen. Annalena Baerbock ist nach Hamburg gekommen, um zu reden – und um zu zeigen, dass man mit ihr noch rechnen sollte.

Rund 1000 Menschen harrten eine Stunde lang im Hamburger Regen aus, bis die Grünen-Kanzlerkandidatin die Bühne betrat. Und Baerbock setzte gleich auf die großen Linien der Politik. Afghanistan, das Versagen der Bundesregierung, Untersuchungsausschuss – in Berlin sei „Innenpolitik über Außenpolitik gestellt worden“. Eine ähnliche Rede hatte sie bereits früher am Tag im Bundestag gehalten und doch unterstreicht der Einstieg ihres Auftritts in Hamburg ihren Anspruch, vielleicht doch noch Bundeskanzlerin zu werden. 

Hamburg: 1000 Menschen bei Baerbocks Wahlkampf-Event

Der Niedergang der Wahlkampagne der Grünen ist in den vergangenen Wochen überaus minutiös dokumentiert worden. So schwungvoll wie sie hochgeschrieben wurde, so schwungvoll ging es für Baerbock wieder nach unten. Lebenslauf, Plagiat, fehlende Exekutiverfahrung. Aus dem Duell Laschet versus Baerbock ist mittlerweile ein Triell inklusive Scholz geworden – die Grünen ganz hinten.

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Gestern erwähnt Baerbock in ihrer Rede nicht ein einziges Mal den CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet. Stattdessen greift sie SPD-Mann Olaf Scholz an. „Besonders ein Herr, Olaf Scholz“, habe beim sozialen Ausgleich von Klimaschutzmaßnahmen auf die Bremse getreten. Auch sei er in Hamburg gegen den Rückkauf der Energienetze gewesen. Ihre Message ist klar: Entweder Grün oder weitere vier Jahre Stillstand in Deutschland.

Auch wenn sie auf den Hamburger Ex-Bürgermeister eindrischt, hält sie sich bei ihrem halbstündigen Auftritt mit Hamburg-Bezügen zurück, obwohl sie sogar an der Elbe studiert hat. Den von ihrem Parteikollegen von Autos freigeräumten Jungfernstieg verwechselt sie mit einem Marktplatz, korrigiert das aber schnell.

Baerbock zitiert Habeck

Die Grünen haben derzeit nicht nur bundesweit zu kämpfen. Auch in Hamburg würden laut einer repräsentativen Umfrage, die Radio Hamburg in Auftrag gegeben hat, nur 19 Prozent die Partei wählen. Das wären zwar deutlich mehr als noch bei der Bundestagswahl 2017. Aber eben auch nur knapp über dem aktuellen Bundesschnitt. Dabei sind die Grünen traditionell stärker in Großstädten wie Hamburg.

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Den machtpolitischen Anspruch an diesem Abend formuliert dann aber Robert Habeck, auch wenn er nicht da ist. „Macht kommt von machen“, zitiert ihn Baerbock, um für einen Neustart in Sachen Klima, soziale Gerechtigkeit und Außenpolitik für die Regierung in Deutschland zu plädieren.

„Gemeinsam können wir es schaffen“, ruft sie zum Abschluss der jubelnden Menge entgegen. Bei der abschließenden Fragerunde will sie runter zu den Leuten in den Regen, der hat dann aber schon aufgehört.

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