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Bau-Offensive: Wie und wo in Hamburg 100.000 neue Wohnungen entstehen sollen

100.000 Wohnungen sollen an Hamburgs Hauptstraßen entstehen – das beschloss die Bürgerschaft vor drei Jahren. Der Plan klang groß, visionär und gewaltig: Weg mit all den Flachbauten, den Supermärkten, den Fitnessstudios und Brachen, dafür Boulevards mit mehrstöckigen Wohn- und Gewerbebauten, breiten Fuß- und Radwegen. Doch der Weg dahin ist hart. Die MOPO erklärt das zähe Ringen um jede Fläche, wie der Senat nach Standorten sucht und was bereits konkret geplant wird.

Hamburgs Zukunft wird zwischen Abgasen erkundet: Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) hat gemeinsam mit dem Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG), für den er zuständig ist, sowie den Bezirksämtern im September die „Magistralentour“ gestartet, um konkret an Aus- und Einfallstraßen Flächen zu identifizieren. „Was mich ärgert ist zum Beispiel eine viel befahrene Straße, an der ebenerdig ein Gebrauchtwagenhändler ist, der Fläche verbraucht, obwohl man mehrgeschossig bauen könnte“, so Dressel. „Das können wir uns im innerstädtischen Bereich eigentlich nicht mehr leisten. Wir müssen effizient mit den Flächen umgehen.“

Hamburg: Finanzsenator Dressel startet die Magistralentour

Hamburgs Finanzsentaor Andreas Dressel (SPD)

Hamburgs Finanzsentaor Andreas Dressel (SPD) 

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picture alliance / Axel Heimken

Effizienz ist aktuell das Gegenteil dessen, was man an Hamburgs Hauptstraßen vorfindet: In den 50er bis 70er Jahren wurde oft nur ein- bis dreigeschossig gebaut. Bis heute gibt es viele Brachen, die wegen des Lärms nicht für Wohnraum genutzt wurden.  2019 wurde dann extra ein internationales Bauforum in Hamburg veranstaltet, um Ideen für die sieben Hauptverkehrsachsen, die sich an die Stadtränder ziehen, zu entwickeln. 

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Am weitesten ist bislang der Bezirk Altona: Allein hier wurde ein Potenzial von 20 000 Wohneinheiten gesehen. Doch je genauer man hinschaut, desto komplizierter wird es. Aktuell geht man daher eher von 3400 Wohnungen in neun Teilabschnitten aus. Etwa an der Sülldorfer Straße: Visualisierungen zeigen, wie aus dem tristen Straßenraum ein attraktives Viertel werden kann, mit Cafés, Geschäften, begrünten Fassaden. 

Magistralentour durch Hamburg: Erste Station ist Eimsbüttel

Jetzt soll es auch in den anderen Bezirken weitergehen. Die erste Station seiner „Magistralentour“ führte Dressel nach Eimsbüttel. Vom Siemersplatz in Richtung Stellingen gäbe es nach Ansicht des Finanzsenators durchaus Potenziale, ebenso dort, wo zukünftig die U5 fahren wird, zudem entlang der Kieler Straße. Unter anderem sahen sich Dressel, der LIG und das Bezirksamt eine seit Jahren leerstehende Ladenzeile an der Ecke Volksparkstraße/Sportplatzring als mögliche Fläche für neue Wohnungen an.

Diese verlassene Ladenzeile an der Volksparkstraße hat die Stadt auf der Magistralentour ins Auge gefasst.

Diese verlassene Ladenzeile an der Volksparkstraße hat die Stadt auf der Magistralentour ins Auge gefasst.

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Wohnungsbau: Flächen sind oft in privater Hand

In der Frage, wie hoch der Anteil der Wohnungen an den Magistralen an den jährlich 10 000 geplanten Neubauten in Hamburg sein könnte, bleibt Dressel vage. „Die Magistralen können dazu einen Beitrag leisten, aber wie hoch der im Einzelnen ausfällt, kann man in Zahlen jetzt noch nicht sagen.“

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Denn während man andernorts große Flächen oder ganze Viertel neu planen kann, geht es an den Hauptstraßen um viel klein-klein. Die Flächen sind meist in privater Hand, Investoren müssen sich also erstmal mühsam eine größere Fläche zusammenkaufen. Hier möchte Dressel aktiv eingreifen, um die Prozesse zu beschleunigen. „Wir schauen, welche Möglichkeiten es auch im Rahmen aktiver Flächenpolitik, Stichwort Ankauf oder Vorkaufsrecht, gibt.“

Hauptverkehrsadern: Wie viel Potenzial für Wohnungsbau bieten sie?

Die weiteren Termine der Tour sind: Hamburg-Nord am 21. September, Hamburg-Mitte am 12. Oktober und Hamburg-Harburg am 30. Oktober. Die MOPO hat schon mal in den Bezirken nachgefragt, welche Flächen an den Hauptverkehrsadern für den Wohnungsbau infrage kämen.

Hamburg-Nord: Hier könnten Wohnungen entstehen

In Hamburg-Nord wurde zum Beispiel bereits die sogenannte „Magistrale-Nord“ vom Mundsburger Damm bis zur Bramfelder Straße auf ihr Potenzial hin untersucht. Hier soll ein Bebauungsplan für Wohnungsbau am Mundsburger Damm 24 erstellt werden, aktuell befindet sich dort eine Tankstelle. „Der Fokus liegt allerdings nicht nur auf Nachverdichtung, sondern ebenso in der städtebaulichen Aufwertung dieser verkehrs- und lärmgeprägten Stadträume“, so das Bezirksamt Hamburg-Nord.

Diese Tankstelle am Mundsburger Damm soll zugunsten von Wohnraum weichen.

Diese Tankstelle am Mundsburger Damm soll zugunsten von Wohnraum weichen.

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Gleichzeitig werden aber bereits Bauprojekte an Hauptverkehrsstraßen geplant und umgesetzt, wie an der Oberaltenallee, Barmbeker Straße, Winterhuder Marktplatz, Alsterkrugchaussee und an der Langenhorner Chaussee.

Die Spaldingstraße in Hammerbrook ist für das Magistralenprojekt in der Diskussion.

Die Spaldingstraße in Hammerbrook ist für das Magistralenprojekt in der Diskussion.

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Hamburg-Mitte und Harburg: Diese Straßen stehen im Fokus

Im Bezirk Mitte wird bereits ein Startprojekt geprüft. Im Fokus liegt dabei der Stadtteil Hammerbrook, explizit die Nordkanalstraße/Spaldingstraße. Bisher prägen hier vor allem Bürokomplexe das Straßenbild.

Auch an der Nordkanalstraße in Hammerbrook soll mehr Wohnraum entstehen.

Auch an der Nordkanalstraße in Hammerbrook soll mehr Wohnraum entstehen.

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Im Bezirk Harburg hat das Bezirksamt schon an den Hauptverkehrsadern Bremer Straße und Winsener Straße potenzielle Flächen für Wohnungsbau gefunden. Außerdem soll die Magistrale B73, also der Straßenzug Buxtehuder Straße, Stader Straße und Cuxhavener Straße, mithilfe eines Wettbewerbsverfahrens umgestaltet werden.

Dressel: Planungen sollen noch in diesem Jahr starten

„Wir werden alle Bezirke besuchen, dann gucken wir gemeinsam, was für Hausaufgaben daraus entstehen. Wir wollen sehen, dass wir in diesem Jahr auch schon in der Planung weiterkommen“, so Dressel. „Jedes Ankauf-Projekt der Stadt muss für sich auch irgendwie wirtschaftlich sein, also überteuert einkaufen, um es dann billig abzugeben, ist für den Steuerzahler keine gute Idee.“

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