Kritik an Arbeit der Waffenbehörden: Kaum Lehren aus dem Amoklauf von Philipp F.
Sechs Monate nach dem Amoklauf in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg zeigt eine Auswertung von NDR Info und „Panorama“, dass bundesweit Waffenbehörden nicht angemessen auf Warnungen vor Amokläufen reagieren. Die Umfrage beschäftigte sich mit dem Umgang von Hinweisen zur potenziellen gefährlichen Waffenbesitzern.
Anlass für die Abfrage von Daten aus allen Bundesländern war der Amoklauf in Hamburg im März 2023. Die Tat hätte nach Auswertung öffentlicher Ermittlungserkenntnisse mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindert werden können. Polizeirechtsexperte Markus Thiel sagt im NDR, dass es Philipp F. durch die bisherige Arbeitsweise der Hamburger Waffenbehörde am 9. März offenbar leicht gemacht wurde, mit einer legalen Waffe eine Versammlung der Zeugen Jehovas zu überfallen. Er erschoss sieben Menschen, darunter ein ungeborenes Kind, bevor er sich selbst das Leben nahm.
Insbesondere eine frühzeitige Einbindung von externen Sachverständigen wäre nach Ansicht von Thiel sinnvoll gewesen. Waffenbehörden sollten zudem in der Lage sein, zu verhindern, dass gefährliche Menschen legal eine Waffe besitzen, so Thiel.
Trotz Amoklauf: Waffenbehörden ändern ihre Arbeit kaum
Die Hamburger Waffenbehörde war vor dem labilen Zustand von Philipp F. gewarnt wordne und hätte einfachen Zugang zu Hinweisen auf seine Gewaltbereitschaft gehabt. Wäre sie diesen Hinweisen gewissenhaft nachgegangen und hätte auf die Expertise von Polizei und Psychologen zurückgegriffen, hätte Philipp F. wohl rechtzeitig entwaffnet werden können, so die Auswertung von Thiel.
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Nur drei Waffenbehörden aus unterschiedlichen Bundesländern haben nach dem Amoklauf ihre Arbeit angepasst und Mitarbeitende für den Umgang mit anonymen Hinweise sensibilisiert. Weiterhin ist es kein Standard, dass Psychologen und Fachpersonal der Polizei mit den Waffenbehörden zusammenarbeiten. In Hamburg hatte die Innenbehörde im Juni angekündigt, die Arbeit der Waffenbehörde verbessern zu wollen. (pw)