Hamburg kauft ein Hotel für Obdachlose
Hamburg wird zum „Vermieter“ für Obdachlose! Nach der Nachricht Mitte Oktober, dass die Stadt ein Hotel in Moorfleet für Obdachlose angemietet hat, wurde nun ein ganzes Gebäude für die Unterbringung von Obdachlosen gekauft. Nach MOPO-Informationen handelt es sich dabei um ein Objekt in der Hein-Hoyer-Straße. Die Stadt setzt damit eine Forderung aus der Obdachlosenhilfe um.
Zwischen Budapester Straße und Reeperbahn liegt die „Hein-Hoyer“, das legendäre „Crazy Horst“ ist hier ansässig, diverse Bars und Gastronomiebetriebe. Viel zentraler kann man auf St. Pauli nicht wohnen – und das künftig in Einzel-Appartements. Ein Novum. Denn bisher wurden zwar Schlafplätze im Winternotprogramm geschaffen, jedoch nicht dauerhaft und vor allem überwiegend in Mehrbettzimmern ohne Privatsphäre. Die Menschen mussten tagsüber wieder auf die Straße, in die Kälte, egal wie hart der Winter auch war.
Hamburg ändert Strategie in der Obdachlosen-Hilfe
Doch offenbar gab es ein Umdenken seitens der Stadt, um das Problem Obdachlosigkeit besser in den Griff zu bekommen und den betroffenen Menschen Schutz zu bieten. Waren es im ersten Corona-Winter private Initiativen wie die Reemtsma-Stiftung, „Hinz & Kunzt“ oder das „Cafée mit Herz“, die Wohnraum für mehr als 100 Obdachlose in Hotels angemietet hatten, wird nun der Senat aktiver. Der Erfolg aus dem Vorjahr wird sicherlich dazu beigetragen haben, dass die Stadt nun mehr Verantwortung übernimmt. Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) hatte das Projekt im Sommer als gute Ergänzung zum Winternotprogramm gelobt. Trotzdem sind im vergangenen Winter 13 Obdachlose auf Hamburgs Straßen gestorben.
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Die erste Kehrtwende für das diesjährige Winternotprogramm hat die Stadt mit der Anmietung von Hotelzimmern im „Plaza Inn“ (Moorfleet) vollzogen. Dort haben die Bewohner in Zwei-Bett-Zimmern ein eigenes Bad sowie TV. Mit dem Kauf des Hotels an der Hein-Hoyer-Straße geht die Stadt nun einen Schritt weiter, schafft nach MOPO-Informationen für Obdachlose mit einer psychischen Erkrankung einen von „Fördern & Wohnen“ dauerhaft betriebenen Wohnraum.
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Kritik: „Hamburg muss mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen“
Schon lange fordern Verbände, Hilfsorganisationen und Vertreter der Kirche, dass sich Hamburg beim Winternotprogramm menschlicher zeigt und eine Strategie entwickelt, um Menschen von der Straße in Wohnungen zu bekommen. Jahrelang versuchte die Stadt beim Winternotprogramm wenig Komfort zu bieten. Das Ziel war klar: Möglichst unattraktiv wirken, damit keine weiteren Obdachlosen nach Hamburg kommen. Jetzt der Paradigmenwechsel.
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Olga Fritzsche von der Linken begrüßt den Schritt der Stadt, Wohnraum für Obdachlose zu kaufen und anzumieten. Sie sagt: „Für die Menschen ist es wichtig, dass sie zur Ruhe kommen und sich die Psyche entspannen kann.“ In ihren Augen geht die Stadt aber zu kleine Schritte. Fritzsche, stellvertretendes Mitglied im Sozialausschuss, fordert: „Hamburg muss preiswerteren Wohnraum schaffen.“ Das sei das Nadelöhr, um Obdach- und Wohnungslose dauerhaft in eigenen Wohnraum zu bekommen. Hier sieht die Politikerin dringenden Nachholbedarf, damit die Betroffenen dauerhaft einen Rückzugsraum bekommen.