Hamburger AfD-Abgeordnete empört mit Auftritt in russischem Propaganda-TV
Der Moderator sitzt für Putins Unterstützer-Partei „Einiges Russland“ im russischen Parlament – doch für deutsche AfD-Politiker gibt es keine Berührungsängste mit der Propaganda-Sendung „60 Minuten“. Olga Petersen, Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, und der Bundestagsabgeordnete Eugen Schmidt ließen sich am Dienstag vom TV-Journalisten Jewgenij Popow einladen, um gegen die Politik des Westens zu pesten und Verständnis für Putins Angriffskrieg zu zeigen.
Die russischstämmige Petersen gab dem Kreml den Rat, sich nicht auf die Zusicherung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu verlassen, keine Kampfflugzeuge an die Ukraine zu liefern. Das berichtet der „Spiegel“. Zu Beginn des russischen Angriffskrieges hätte die Bundesregierung jede Art der Einmischung abgelehnt, nun liefere sie Waffen. Das allerdings macht Deutschland nicht zur Kriegspartei – eine Einmischung in den Krieg ist das also nicht.
Dass Deutschland sich von russischem Erdgas unabhängig macht, um die Kriegskasse des Kreml-Regimes nicht weiter zu füllen, sieht die Hamburger AfD-Frau ebenfalls kritisch – ihr sei es dem Bericht zufolge wichtiger, günstige Energie zu beschaffen.
Hamburger AfD-Politikerin in russischem Propaganda-TV
In der Hamburger AfD ist man von Petersens Auftritt offenbar nicht begeistert. „Frau Petersen hat uns über dieses Interview leider nicht informiert“, sagte die Bürgerschaftsfraktion der Rechtspopulisten auf Anfrage des Magazins. „Die AfD verurteilt den Angriff Russlands auf die Ukraine und wir erwarten von unseren Fraktionsmitgliedern auch, dass Sie sich an diese eindeutige Beschlusslage unserer Partei halten.“
Noch energischer ging allerdings Petersens Parteikollege Eugen Schmidt auf Putin-Kurs, wie der „Spiegel“ weiter berichtet. Der 47-Jährige Russlanddeutsche aus dem nordrheinwestfälischen Rhein-Erft-Kreis ist schon länger als Kreml-Propagandist bekannt. In „60 Minuten“ halluzinierte er am Dienstag, Russland stelle keine Bedrohung für die Welt dar.
AfD-Politiker Schmidt verbreitet russische Propaganda
Außerdem habe die NATO die legitimen Sorgen der Russen über ihre Sicherheit nicht berücksichtigt. Die Ost-Erweiterung des Verteidigungsbündnisses sei laut Schmidt ein Verstoß gegen Abmachungen mit dem Kreml nach dem Mauerfall – was aber nachweislich Unsinn ist.
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Die AfD-Bundestagsfraktion sieht in Schmidts bizarren Thesen aber offenbar kein Problem. Die Mitglieder entschieden „als frei gewählte Abgeordnete eigenverantwortlich über ihre Zusammenarbeit mit den Medien“, lautet die Antwort auf eine Anfrage des Magazins.
„AfD-Politiker gehören nunmehr zum festen Inventar von Putins Propaganda“, kommentierte der Politikberater Johannes Hillje die Auftritte auf Twitter. (mp)