„Weitere Kandidatur schadet uns allen“: Hamburger SPDler fordern Scholz-Rückzug!
Nach dem Ampel-Aus bröckelt die Zustimmung für Olaf Scholz als künftigen SPD-Kanzlerkandidaten sogar bei den Genossen in Hamburg. Zwei SPD-Bürgerschaftsabgeordnete setzen sich jetzt öffentlich für einen anderen Kandidaten ein, denn sie glauben nicht mehr an einen Wahlsieg mit Scholz. Insgeheim würden noch viel mehr Sozialdemokraten so denken, heißt es – nur traue sich niemand, das auch auszusprechen.
„Wir sind voller Sorge vor den anstehenden Bundestagswahlen“, schreiben die SPD-Abgeordneten Tim Stoberock (Bezirk Wandsbek) und Markus Schreiber (Bezirk Hamburg-Mitte) in einem Facebook-Beitrag. Bundeskanzler Olaf Scholz habe in der Sache in den letzten drei Jahren gute Politik gemacht, es aber nicht geschafft, die Menschen mitzunehmen und Führungsstärke zu kommunizieren.
„Wir glauben, dass das negative Bild, dass die Menschen im Land von ihm haben, nicht mehr zu reparieren ist. Leider neigen Funktionärskader in allen Parteien dazu, solche relativ simplen Sachverhalte nicht sehen zu wollen“, heißt es weiter.
Neuwahlen: Hamburger SPDler für Pistorius
Das Schreiben ist ein herber Schlag gegen Scholz und das ausgerechnet aus „seiner“ Hamburger SPD. „Es geht uns darum, was das beste für unser Land ist und Merz zu verhindern“, sagt Stoberock auf MOPO-Nachfrage. „Ich glaube es gibt eine große Mehrheit in der SPD, die so denkt, aber es traut sich keiner der Funktionäre das auszusprechen“, ergänzt Schreiber. „Darum machen wir das”.
Die beiden Abgeordneten sprechen in ihrem Schreiben von einer „großen kommunikativen Lücke”, die Scholz nicht wieder schließen könne. „Er wird es nicht schaffen, in dem kurzen Bundestagswahlkampf im Wettstreit mit Merz den negativen Eindruck, den die Menschen von ihm aus der Ampel gewonnen haben, zu zerstreuen“, schreiben sie weiter.
SPD-Verteidigungsminister Boris Pistorius könne hingegen „neue Zuversicht vermitteln“ und stehe für ein „Machen” und eine „klare Sprache”. Mit ihm sehen Stoberock und Schreiber größere Chancen. „Dies kann aber nur funktionieren, wenn Olaf Scholz einsieht, dass er mit seinem Verzicht der Sozialdemokratie hilft und mit einer weiteren Kandidatur uns allen schadet.“
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Die beiden fordern, dass Scholz nun Pistorius als Kanzlerkandidaten vorschlägt. „Viele kennen Olaf Scholz aus seinem langjährigen verdienstvollen Wirken in Hamburg. Jetzt gilt es klarzumachen, dass sein Verzicht die beste Lösung für unser Land und unsere Partei ist.“