Erster Bezirk führt Gendersprache ein: Hier gibt’s jetzt keine „Bürger“ mehr
Im Hamburger Bezirk Altona leben künftig keine „Bürger“ mehr – sondern „Bürger*innen“. Das Bezirksamt setzt künftig auf geschlechtergerechte Sprache. Der schon länger bestehende Beschluss der Bezirksversammlung wurde nun durch den Senat bestätigt, wie das Amt am Donnerstag mitteilte.
„Auch wir in Altona möchten ein deutliches Zeichen setzen, weil eine geschlechtergerechte Sprache die Gesellschaft als Ganzes abbildet“, sagt Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne). „Es geht eben nicht nur um weiblich/männlich, sondern auch um divers in unserer Gesellschaft.“
Bereits seit Ende 2020 würden Schriftstücke wie Broschüre, Briefe und Formulare geschlechtsneutral formuliert – oder das Gendersternchen eingesetzt, teilt das Bezirksamt mit. Das Sternchen zwischen der maskulinen und femininen Endung soll „als Darstellungsmittel aller sozialen Geschlechter und Geschlechtsidentitäten dienen“.
Diversität in Hamburg: Bezirk Altona setzt Gender-Sternchen ein
Den sogenannten Gender-Doppelpunkt hingegen wie in „Bürger:innen“ will das Amt in den sozialen Medien nutzen. Der Grund: Automatische Vorlesefunktionen, die von blinden oder sehbehinderten Menschen genutzt werden, können diese Darstellungsform besser wiedergeben.
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Bereits am Dienstag dieser Woche hatte der Senat bekanntgegeben, er wolle künftig gendergerechte Sprache in der Verwaltung ermöglichen. In Drucksachen, E-Mails und Formulierungen kann die Hamburger Verwaltung künftig eine gendersensible Sprache nutzen. Der Senat habe die Grundsätze zur Verwaltungssprache von 1995 ergänzt, teilte die Gleichstellungsbehörde, der Katharina Fegebank (Grüne) vorsteht, mit. Dadurch sollen Anregungen für eine Sprache gegeben werden, die alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht anspreche.
Stefanie von Berg (Grüne Hamburg): Gendersprache „kein Gedöns“
Dass diese neue Behördensprache nicht überall auf Gegenliebe stößt, ist dem Bezirksamt Altona klar. „Ich nehme zur Kenntnis, dass viele Bürger*innen das als ‚Gedöns‘ bezeichnen“, räumt von Berg ein. „Das ist es nicht. Viele Menschen, die divers sind, haben teilweise einen langen Leidensweg hinter sich. Damit sie in der Mitte unserer Gesellschaft ankommen können, ist es dringend notwendig, dies auch sprachlich zu berücksichtigen. Denn Sprache ist mächtig und hat eine hohe Definitionsmacht.“ (tst)