Jobmarkt in Hamburg: Chef der Agentur für Arbeit sieht „ermutigende Entwicklung“
Die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg ist im März trotz des Lockdowns und drohender neuer Corona-Beschränkungen leicht gesunken. Im Vergleich zum Februar sei sie um 845 oder ein Prozent auf insgesamt 86.117 Arbeitslose gefallen, teilte der Chef der Hamburger Agentur für Arbeit, Sönke Fock, am Mittwoch mit. Wegen der üblichen Frühjahrsbelebung sei das einerseits nicht ungewöhnlich – andererseits aber wegen der Corona-Pandemie und ihren Folgen doch bemerkenswert.
Ernüchternd sei dagegen der deutliche Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat um 19.584 oder 29,4 Prozent, sagte Fock. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Februar um 0,1 Punkte auf 8,0 Prozent, ist aber 1,8 Punkte höher als zu Beginn der Corona-Pandemie im März vor einem Jahr. Bundesweit betrug die Arbeitslosenquote 6,2 Prozent.
Hamburg: Arbeitsmarkt zeigt „überraschend positive Dynamik“
Fock sprach von einer überraschend positiven Dynamik des Arbeitsmarkts. So seien im ersten Quartal 2021 zwar 21.007 neue Arbeitslose gemeldet worden. Doch das seien fast 600 weniger als im vierten Quartal 2020.
„Obgleich die Gesamtarbeitslosigkeit angestiegen ist, bewerte ich diese Entwicklung als ermutigend gut“, sagte Fock. Erstaunlich viele Hamburgerinnen und Hamburger hätten zudem einen neuen Job gefunden. Insgesamt kamen im ersten Quartal 15.586 Frauen und Männer wieder in Lohn und Brot – gerade einmal 624 weniger als vor Beginn der Corona-Pandemie im ersten Quartal 2020.
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Die Zahl der in Hamburg sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag den Angaben zufolge nach jüngsten Daten im Januar bei 1.004.100 Frauen und Männern. Das seien 8000 weniger als vor einem Jahr und 4500 weniger als im Vormonat.
Hamburg: Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sinkt
Während es im Gesundheitswesen, in der Verwaltung und Sozialversicherung, im Bereich Erziehung und Unterricht oder etwa im Baugewerbe bis zu 3,8 Prozent mehr Jobs gab, mussten andere Bereiche teils starke Verluste hinnehmen. Das betraf vor allem die Gastronomie mit einem Minus von 12,4 Prozent oder 5000 Mitarbeitern innerhalb eines Jahres. Aber auch das verarbeitende Gewerbe, die Arbeitnehmerüberlassung und der Dienstleistungsbereich verloren Jobs.
Seit Beginn der Corona-Pandemie Mitte März 2020 haben 32.160 Betriebe oder Betriebsabteilungen Anträge auf Kurzarbeit gestellt. „Davon sind rein rechnerisch 452.552 Beschäftigte betroffen“, sagte Fock. Er wies jedoch darauf hin, dass wohl ein Viertel der Anzeigen Zweitanträge seien.
Auch hätten deutlich weniger Betriebe das Instrument der Jobsicherung tatsächlich genutzt. So hätten nach den jüngsten vorliegenden Daten im September 2020 zwar mehr als 24.500 Betriebe für fast 377.000 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt, das Kurzarbeitergeld in Anspruch genommen hätten aber nur rund 8500 Betriebe für gut 90.000 Beschäftigte.
DGB Hamburg fordert Mindest-Kurzarbeitergeld
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Hamburg forderte unterdessen ein Mindest-Kurzarbeitergeld in Höhe von monatlich 1200 Euro netto. „In vielen Betrieben, zum Beispiel in der Gastronomie, im Handel, der Bewachung und der Veranstaltungsbranche sind die Beschäftigten seit Monaten in Kurzarbeit“, sagte Hamburgs DGB-Chefin Katja Kaarger.
Durch die Einführung des Mindest-Kurzarbeitergeldes würde nicht nur deren finanzielle Not abgemildert, es bliebe ihnen häufig auch der Antrag auf ergänzende Sozialleistungen erspart. „Nach den milliardenschweren Unterstützungen der Unternehmen muss die Bundesregierung endlich dafür sorgen, dass auch die Einkommensverluste und Sorgen der Beschäftigten gelindert werden.“ (dpa)