Milliarden-Projekt auf der Kippe: Warum die A26 Ost doch noch scheitern könnte
Mit der A26 Ost will der rot-grüne Hamburger Senat den Hafen enger ans Straßennetz anbinden. Doch die aufwendige Autobahn-Verbindung zwischen A7 und A1 ist nicht nur unter Umweltschützern umstritten: Auch eine SPD-Genossin in Berlin sieht den Neubau kritisch – wegen der enormen Kosten.
Auf rund 2,4 Milliarden Euro schätzt das Bundesverkehrsministerium die Kosten der A26 Ost, auch Hafen-Passage genannt. Das ist mehr als zweieinhalbmal so viel wie die knapp 900 Millionen, mit denen das Projekt im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) steht – Preisstand 2014, wie der NDR berichtet.
„Dieser Bundesverkehrswegeplan kann so nicht umgesetzt werden“, sagt Bettina Hagedorn, SPD-Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Haushaltsausschusses, dem Sender. „Wir haben Inflation, wir haben höhere Baupreise, wir haben einen Fachkräftemangel auf den Baustellen.“
Hamburg: Neubau der A26 Ost auf der Kippe
Ihre Forderung an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP): prüfen, welche Projekte Priorität haben, welche sich verschieben lassen – und welche ganz wegfallen müssen.
Grundsätzlich haben Sanierungen von bestehenden Verkehrswegen Vorrang vor dem Bau ganz neuer Strecken, lautete der Beschluss der Ampelkoalition in Berlin Ende 2021. Schlechte Aussichten für die A26 Ost. Denn in Hamburg stehen zwei weitere große Projekte an: der Neubau der Köhlbrandbrücke – geschätzte Kosten: fünf Milliarden Euro – und die Sanierung der Elbbrücken, die in einer vergleichbaren Größenordnung liegen werden.
Aber nicht nur die Kosten bringen die Hafenquerung zum Wackeln. Hinzu kommen Klagen von Umweltschützern, weil für die neue Autobahn Moore abgetragen werden müssten und wertvolle Biotope zerstört würden.
Braucht der Hamburger Hafen die A26 Ost überhaupt?
Und ob der Bedarf nach mehr Verkehrskapazitäten im Hafen noch gegeben ist, ist dem Bericht zufolge auch fraglich: Das Kernargument, mit dem sich die Hamburger SPD ursprünglich für die Hafen-Passage stark gemacht hat, zieht auch nicht mehr so gut wie zur Zeit des Planungsbeginns vor 15 Jahren: Der Güterumschlag im Hafen ist bei weitem nicht so stark gewachsen wie damals erwartet.
Last but not least steht die A26 Ost dem geplanten Ausbau der Wasserstoff-Wirtschaft im Wege: Die Trasse führt mitten durch die Hohe Schaar, auf der sich entsprechende Unternehmen ansiedeln wollen. Wasserstoff ist ein leicht entzündbarer Gefahrstoff. Gasleitungen und Lagerplätze dürfen daher nicht zu nah an einer Autobahn verlaufen.
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Die Ergebnisse der BVWP-Überprüfung wollte Wissings Ministerium ursprünglich im vergangenen Dezember vorstellen. Nach mehreren Verschiebungen ist man nun bei „Anfang November“ angelangt. Es seien noch „zu viele Details zu klären“, so ein Ministeriumssprecher zum NDR. Man wolle das Projekt aber „entsprechend den Finanzierungsmöglichkeiten“ umsetzen. Eine klare Zusage ist das nicht.
Hamburg brauche sich in Hinblick auf die A26 Ost „keine Sorgen zu machen“, hatte Wissing bei einem Besuch im April 2022 versichert. Wenn der neue Plan präsentiert wird, darf Hamburg gespannt sein, ob das immer noch gilt. (mp)