Nach Aufnahme von Ex-AfD-Chef: Erster Verband stellt sich gegen Parteichef Ploß
Die Aufnahme von Ex-AfD-Chef Jörn Kruse sorgt weiter für Wirbel in der CDU. Nun stellt sich der erste Kreisverband offen gegen Parteichef Christoph Ploß und will sich gegen die Aufnahme von AfD-Mitgliedern wehren.
Das hat sich CDU-Chef Christoph Ploß sicherlich anders vorgestellt: Nachdem er und sein Kreisverband Hamburg-Nord dem Neumitgliedsantrag des Ex-AfD-Chefs Jörn Kruse ohne Debatte mit der restlichen Partei zustimmten, bekommt er immer mehr Gegenwind aus den eigenen Reihen.
Fraktionschef gegen Ploß-Entscheidung – Kreisverband will Krisensitzung
Nicht nur Parteilinke, sondern auch sein enger Vertrauter und CDU-Fraktionschef Dennis Thering zeigten sich irritiert und wütend über die Aufnahme des Ex-AfDlers. „Führende Ex-AfDler passen nicht in die Hamburger CDU“, so Thering.
Während Ploß die Aufnahme damit begründet, dass die CDU nur erfolgreich sein könne, wenn man „christlich-soziale, liberale und konservative Strömungen vereint“, bringt sich nun ein ganzer Kreisverband in Stellung gegen seinen Parteichef.
CDU Altona will „kein Sammelbecken“ für ehemalige AfDler sein
In einem Beschluss des CDU-Kreisvorstands Altona von Donnerstagabend, der der MOPO vorliegt und der mit großer Mehrheit durchging, heißt es unter anderem: „Die Aufnahme eines ehemaligen AfD-Vorsitzenden und hochrangigen Vertreters einer vom Verfassungsschutz beobachteten Partei verstößt gegen die Grundsätze und Glaubwürdigkeit der CDU.“ Man sei kein Sammelbecken für ehemalige AfD-Leute.
Die CDU Altona, die von der Bürgerschaftsabgeordneten Anke Frieling geführt wird, fordert deshalb vom Landesvorstand der Partei, dass man eine Sitzung zum Thema „Neumitglied Jörn Kruse“ durchführen und künftig „grundsätzlich keine Personen“ mehr aufnehmen solle, die in der AfD Mandats- oder Funktionsträger gewesen sind.
Kruse wird wohl fürs Erste in der Partei bleiben
Dass Kruse allerdings im Zuge der ganzen Kontroverse direkt wieder aus der Partei fliegen könnte, ist äußerst unwahrscheinlich. Formal war der Kreisvorstand Hamburg-Nord, wo Ploß den Vorsitz hat, in dem Fall für die Aufnahme des Ex-AfDlers zuständig – mutmaßlich könnte jetzt nur noch ein Parteiausschlussverfahren angestrebt werden, das langwierig ist und nicht zwingend erfolgreich verlaufen würde.
„Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Ploß hat den entstandenen Schaden für die Partei wissentlich in Kauf genommen. Jetzt geht es darum, solche Fehler nicht zu wiederholen“, sagte ein Mitglied des Altonaer Kreisvorstands der MOPO.
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Bislang hatte die Partei öffentlich immer zu Ploß gehalten, die Aufnahmeentscheidung setzt ihn nun zum ersten Mal gehörig unter Druck.