Olaf Scholz als Kanzler?: Und am Ende wird er es noch …
Olaf Scholz wird Kanzlerkandidat. Wie jetzt? Der Mann, der in seiner eigenen Partei so unbeliebt ist, dass er nicht mal Vorsitzender werden durfte? Ja, klar. Wer denn sonst?
Fällt Ihnen ad-hoc eine Alternative zu Scholz ein? Nein? Kein Wunder: Gibt auch keine. Von Saskia Esken bis Kevin Kühnert, von Heiko Maas bis Manuela Schwesig: Sie spielen alle ein paar Klassen unter „König Olaf“, wie er in Hamburg bis zum G20-Gipfel gern genannt wurde.
Unumstritten regierte er an der Elbe, bis die Rauchfahnen von der Elbchaussee aufstiegen, die Schanze geplündert wurde und manch ein Polizist die Nerven verlor.
Kurs halten, weiter machen, keine Schwäche zeigen
Scholz reagierte, wie Scholz immer reagiert: Kurs halten, weiter machen, bloß keine Schwäche zeigen oder gar Fehler einräumen.
So wie 2001: Der Hauptbahnhof war zu Deutschlands größtem Drogensupermarkt verkommen, Jugendbanden versetzten Rentner in Angst, die orientierungslose SPD hatte das Vertrauen der Bürger verloren. Wer sollte es richten? Scholz.
Der wurde Innensenator, versprach Härte, führte den Brechmitteleinsatz gegen Dealer ein. Achidi John starb, von allen Seiten hagelte es Kritik. Was machte Scholz? Er schrieb seiner Partei das äußerst umstrittene Instrument ins nächste Wahlprogramm. Basta.
Polizeigewalt bei G20 in Hamburg? Hat es für Scholz schlicht nicht gegeben
Bis heute verzeihen ihm das viele Hamburger nicht. Erst ein Urteil des Europäischen Menschengerichtshofs stoppte die Praxis in Hamburg.
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Und so ist es immer, wenn Scholz was nicht gelingt. Polizeigewalt bei G20? Hat es nicht gegeben, muss also nicht drüber geredet werden. Fehler im Umgang mit Banken beim Cum-Ex-Skandal? Doch nicht bei Scholz! Kostenexplosion bei Olympia? Wird es nicht geben, sagte er – glaubten ihm die Hamburger aber schon da nicht mehr. Hartz-Reformen? Scholz wehrt jeden Versuch seiner Partei ab, die verhassten Gesetze zurückzudrehen. Aus Überzeugung. Aber auch aus Prinzip.
Olaf Scholz träumt nicht vom „demokratischen Sozialismus“
Wer aber behauptet, Scholz sei kein echter Sozialdemokrat, nur weil er seit seiner Juso-Zeit nicht mehr vom „demokratischen Sozialismus“ träumt oder Enteignunsphantasien propagiert, liegt falsch. Ob Industriepolitik, Mindestlohn oder Wohnungsbau – Scholz kümmert sich lieber darum, die Realität zu gestalten. Deshalb war er stets für die Große Koalition, auch wenn seine Treue zu Angela Merkel ihn den Parteivorsitz gekostet hat.
Scholz will keine Revolution, die kann man schließlich nicht kontrollieren. Und Kontrolle, die ist ihm wichtig. „Wer Führung bestellt, kriegt sie auch!“ Mit diesem Satz machte er die desolate Hamburger SPD wieder zur alten Machtpartei. Widerspruch? War nicht vorgesehen. Das ging so lange gut, bis sich niemand mehr traute, Scholz zu sagen, wenn er daneben lag – und führte so zum G20-Debakel.
Genossen verachten ihn, die Deutschen schätzen ihn
Aber wird das auch im Bund klappen? Scholz wusste immer, dass jetzt, mit Merkels Abschied, seine einzige Chance kommen wird. Umso bitterer war die Klatsche, als er nicht Parteichef werden durfte, sondern zwei aus seiner Sicht völlig untaugliche politische Leichtmatrosen. Aber Scholz hielt Kurs, hielt das Geld zusammen, die bei seinen Sozen so verhasste „Schwarze Null“ – und wurde kurzzeitig sogar Deutschlands beliebtester Politiker, während Esken und Walter-Borjans Volk und Partei mit allerlei Quatsch verwirrten.
Jetzt ist Corona seine Chance. Eine Krise wie gemacht für Scholz. Mit großer Geste und einer „Milliarden-Bazooka“ kann er jetzt die deutschen Arbeiter retten, seine Genossen versöhnen und auch noch Weltpolitik machen. Welch ein Glück! Kaum vorstellbar, dass die sicherheitsverliebten Deutschen in der größten globalen Krise seit 1945 einen philosophierenden Pferdeflüsterer von den Grünen im Kanzleramt sehen wollen.
Und dass die Hälfte der Republik schon aus Prinzip keinen CSU-Amigo wählen würde, dürfte Scholz sein typisches, verschmitztes Lächeln, verbunden mit einem leichten Kichern, ins Gesicht zaubern. Und zur Not, da ist Scholz leidensfähig genug, regiert er einfach unter einem der beiden weiter.
Scholz hält sich für sehr sehr sehr intelligent
Dass Scholz sich für sehr sehr sehr intelligent hält, ist kein Geheimnis. Natürlich traut er sich zu, den Trumps und Xi Jinpings dieser Welt Paroli zu bieten, Europa zu einen und die soziale Marktwirtschaft zu retten.
Aber ob er, der Merkel in so vielen Dingen ähnlich ist, wirklich der richtige Mann für das Land ist? Er ist zumindest der beste, den die SPD hat.