An der Außenalster in Hamburg sind in der Regel viele Fahrradfahrer unterwegs.
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Panorama-Strecken, neue Straßen: Koalition in Hamburg plant XXL-Rad-Offensive

In Hamburgs Verkehrsbehörde schlägt bald ein grünes Doppel-Herz. Fraktionschef Anjes Tjarks wird Senator, Landes-Vize Martin Bill übernimmt den Staatsrat-Posten. Neben der Partei teilen beide Politiker aber auch ihre Begeisterung fürs Rad – das wird im neuen Koalitionsvertrag deutlich.

Hamburg wird zur Fahrradstadt. Zugegeben, mit diesem Versprechen war die Öko-Partei bereits bei der Bürgerschaftswahl 2015 angetreten – umgesetzt wurde es jedoch nicht. In unserer Stadt wurden zwar mehr Radwege gebaut, das Ziel mit 50 Kilometern pro Jahr wurde jedoch nie erreicht. Auch, weil die bislang nicht von den Grünen geführte Verkehrsbehörde „andere Prioritäten“ gesetzt habe, wie es vorsichtig kritisch aus dem Umfeld der Öko-Partei heißt.

Grüne wollen Hamburg zur Fahrradstadt machen

Jetzt aber soll alles besser werden, schließlich hat man das Heft des Handelns in der Hand – und noch dazu einen Koalitionsvertrag, der mehr als nur andeutet, dass das mit der Fahrradstadt endlich klappen soll.   

Video: Dieses Hamburger Fahrrad war mal eine U-Bahn

„Die Koalitionspartner wollen die Mittel und das Personal für den Bau von Velorouten, Radschnellwegen, Schul- und sonstigen Radwegen so erhöhen, dass unsere Ziele zur Erhöhung des Radverkehrsanteils erreicht werden“, heißt es darin. Dazu sollen Bau- und Sanierungsvolumen schrittweise mindestens auf 60 bis 80 Kilometer pro Jahr verdoppelt werden. Mittelfristig soll das Bauvolumen sogar auf 100 Kilometer pro Jahr steigen. Dabei soll auch die Sicherheit der Radler im Blick behalten werden, sie sollen im Straßenraum sichtbarer und besser geschützt werden, etwa mit sogenannten „Protected-Bike-Lanes“: Mindestens zwei Meter breite, geschützte Radfahrstreifen, die dem Autoverkehr Platz wegnehmen. Hinzu sollen Aufstellflächen an Ampeln oder farblich abgesetzten Bodenmarkierungen kommen.

Hamburg will Radverkehrsanteil deutlich erhöhen

Hintergrund der Bau-Offensive ist das rot-grüne Ziel, den Radverkehrsanteil an der Gesamtmobilität in unserer Stadt von aktuell 15 auf 25 bis 30 Prozent zu erhöhen. Warum? Weil der kommende Senat vor allem den CO2-Ausstoß in unserer Stadt reduzieren will. Zur Erinnerung: Der gesamte Verkehrssektor hat im Jahr 2017 28,3 Prozent der CO2-Emissionen ausgemacht – ein Großteil davon wird durch Autos verursacht. Klar, dass die Grünen deswegen verstärkt auf das ökofreundliche Fahrrad setzen wollen.

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Und das überall. So soll zum Beispiel an der Steinstraße in der City zusätzlicher Raum für den Radverkehr geschaffen werden. Und in wichtigen Stadtteilzentren wie Harburg und Bergedorf soll die Einrichtung neuer Fahrradstraßen und Fahrradzonen geprüft werden. In Anlehnung an das Verkehrsprojekt „Ottensen macht Platz“ soll es jährlich außerdem einen Verkehrsversuch geben.

Hamburg soll mehrere „Pop-Up-Bikelanes“ bekommen

„Grundsätzlich sollten Hauptverkehrsstraßen hiervon nicht erfasst werden. Das gilt nicht für mögliche ‚Pop-Up-Bikelanes‘ z.B. an der Max-Brauer-Allee zwischen Holstenstraße und Stresemannstraße, Beim Schlump und in der Hallerstrasse sowie im Straßenzug Sandtorkai – Brooktorkai“, heißt es im Koalitionsvertrag.

Der Kleine Grasbrook soll nicht nur grün werden sondern auch eine Brücke erhalten, die ihn mit der Veddel verbindet.

Der Kleine Grasbrook soll nicht nur grün werden sondern auch eine Brücke erhalten, die ihn mit der Veddel verbindet.

Foto:

Herzog & de Meuron und VOGT Landschaftsarchitekten AG

Bauliche Vorzeigeprojekte dürften aber vor allem die beiden geplanten Elbquerungen sein. In der HafenCity ist eine Brücke für den Rad- und Fußverkehr geplant, die den Stadtteil mit dem Oberhafenquartier und Hammerbrook verbinden soll. Außerdem soll bei dem geplanten Köhlbrandtunnel eine Querung für Radler geschaffen werden. Auch eine Querung zwischen dem Grasbrook und der HafenCity ist im Gespräch – Panoramablick inklusive.

Fahrradstadt: Hamburg bekommt tausende Parkplätze

Neben neuen Strecken geht’s aber auch darum, Abstellmöglichkeiten für Fahrräder zu schaffen. Allein an den U- und S-Bahn-Stationen sollen bis 2025 insgesamt 40.000 Fahrradstellplätze entstehen, in innerstädtischen Quartieren sollen außerdem bis zu 10.000 zusätzliche Stellplätze geschaffen werden. Bestehende Anlagen sollen – soweit möglich – überdacht und mit Abschließmöglichkeiten sicherer gemacht werden.

Wer kein eigenes Fahrrad besitzt, soll dennoch die Möglichkeit bekommen, von der Rad-Offensive zu profitieren. Schon jetzt gibt es mehr als 220 StadtRad-Stationen, in den kommenden Jahren sollen 145 weitere hinzukommen. Und: Das Leihsystem soll offensichtlich in die HVV-App integriert werden.

Im digitalen Bereich will der Senat außerdem die Dauerzählstellen für den Radverkehr ausbauen, um noch mehr Daten über das Fahrverhalten der Radler sammeln zu können. Und: „Hamburg wird 2021 Gastgeberin des Nationalen Radverkehrskongresses. Die Vorstellung des Nationalen Radverkehrsplan wollen wir verbinden mit der Vorstellung digitaler und urbaner Radverkehrslösungen einer Metropolregion“, heißt es im Koalitionsvertrag.

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