Schulschließungen wegen Corona? Senator Rabe will lieber Ausgangssperre
Etwas weniger als zwei Wochen ist Hamburg noch in den großen Ferien. Zum Start des Schuljahrs am 5. August drohen wieder coronabedingte Einschränkungen im Schulbetrieb. Schulsenator Ties Rabe (SPD) hofft dennoch auf ein halbwegs normales Unterrichtsjahr – und fordert einen weniger harten Umgang mit Schulen und Schüler:innen.
Angesichts deutlich steigender Corona-Zahlen in Hamburg – am Samstag lag der Inzidenzwert bei 24,6, eine Woche zuvor noch bei 13,5 – stehen die Schulen schon vor dem Ende der Sommerferien vor einer altbekannten Herausforderung: Sie müssen ein Schuljahr planen, in dem es schon bald wieder zu Einschränkungen kommen könnte. Klar ist jetzt schon, dass die Maskenpflicht für Schüler:innen in Hamburg vorerst nicht fällt.
Corona in Hamburg: Ties Rabe will Schulen offen lassen
Dennoch soll es Präsenzunterricht geben. „Mit Schnelltests, Hygienekonzepten, regelmäßigem Lüften und dem Tragen von Masken in Innenräumen“, kündigte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) an. Weitere Einschränkungen sollen so „unbedingt“ vermieden werden. Schulsenator Ties Rabe unterstützt das: Hamburg habe sich „viel Mühe gegeben mit einem sehr umfassenden Sicherheitskonzept“, sagte der SPD-Politiker am Samstag im „Abendblatt“.
Insgesamt hätte Deutschland „ungewöhnliche Härte“ gegenüber den Schüler:innen gezeigt, das dürfe sich nun nicht wiederholen. „Lieber Ausgangssperre als Schulen schließen“, sagte Rabe mit Blick auf Frankreich, wo sich dieses Modell bewährt habe.
Das könnte Sie auch interessieren: Jetzt doch: Hamburgs Schulen werden wegen Corona umgerüstet
Bei möglichen Corona-Maßnahmen an Schulen sei es zudem ratsam, „nicht nur auf die Infektionsrate gucken, sondern auch darauf, ob die Schülerinnen und Schüler durch die Infektionen schwer erkranken.“ Die bislang aufgetretenen Mutationen hätten nicht dazu geführt, so Rabe, der sich zudem wünschte, dass die Auswirkungen des Schulbetriebs auf mögliche Infektionsrisiken von Wissenschaftler:innen ausführlicher betrachtet würden.
Feste Richtlinien, nach denen in Hamburg künftig über Einschränkungen des Präsenzunterrichts entschieden wird, gebe es noch nicht. „Aufgrund der immer neuen Virusmutationen sind feste Grenzwerte schwierig“, sagte der Schulsenator. Klar sei allerdings, dass „die Inzidenz allein künftig nicht mehr Leitlinie unseres Handelns sein“ könne und neben den schweren Verläufen auch die Auslastung der Krankenhäuser betrachtet werde.
Hamburg setzt auf Lolli-Test für Schüler:innen
Zum Sicherheitskonzept gehören auch im neuen Schuljahr zwei Corona-Tests pro Woche für alle Schüler:innen. Für noch zuverlässigere Ergebnisse startet Hamburg an sieben Schulen ein Pilotprojekt mit dem sogenannten Lolli-Test. 30 Sekunden lang wird dabei an einem Tupfer gelutscht, der per PCR-Methode untersucht werden kann.
Außerdem stellt Hamburg in den Klassenräumen 10.000 Luftfilter auf, die spätestens bis zu den Herbstferien im Oktober installiert sein sollen. Lange hatte der Senat auf ein Lüftungskonzept über die vorhandenen Fenster gesetzt – vor kurzem gab die Bundesregierung allerdings die Förderung der mobilen Filteranlagen bekannt. Bis zu 30 Millionen Euro könnte Hamburg das kosten – doch sollte es gelingen, „die Schulen auch nur drei Tage vor einer Schließung zu bewahren, hat sich die Investition ausgezahlt“, findet Ties Rabe.
Das könnte Sie auch interessieren: Schulsenatorin rechnet mit Lockdown-Politik ab
Investitionen soll es auch an anderer Stelle geben. So kündigte Rabe an, dass die Mittel für das kostenfreie Nachhilfeangebot von 13 auf 20 Millionen Euro angehoben würden. Im Zuge der Digitalisierung stünden den Schulen nun „über 62.000 Geräte einsatzbereit“ zur Verfügung, jede Lehrkraft verfüge „spätestens im September“ über ein eigenes Dienst-Tablet.