So will Hamburg das Fachkräfte-Problem bewältigen
Der Fachkräftemangel wird zunehmend zum Problem. Zugleich ändert sich die Arbeitswelt rasant. In Hamburg wollen alle Akteure am Arbeitsmarkt mit einer neuen Strategie an einem Strang ziehen.
Mit einer neuen Fachkräftestrategie will der rot-grüne Senat den Arbeitsmarkt in Hamburg stärken. Ziel der „Hamburger Strategie zur Sicherung des Arbeits- und Fachkräftebedarfs“ sei es, mit allen Akteuren am Arbeitsmarkt den Herausforderungen der sich wandelnden Arbeitswelt bestmöglich zu begegnen, sagte Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung im Rathaus.
An der Entwicklung der Strategie waren neben verschiedenen Behörden unter anderem die Agentur für Arbeit, Handels- und Handwerkskammer, der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Unternehmensverband Nord beteiligt. Die Arbeitswelt sei durch demografischen Wandel, Digitalisierung, Zuwanderung und die Bemühungen um Klimaneutralität im Wandel, sagte Schlotzhauer.
Strategie definiert fünf Handlungsfelder
Die Strategie definiert dafür fünf Handlungsfelder. Über attraktive Arbeitsbedingungen in Hamburg sollen Fachkräfte in der Stadt gehalten und neue angelockt werden. Gemeinsame Ziele sind in diesem Zusammenhang eine angemessene Bezahlung, faire Arbeitsverträge, gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine Unternehmenspolitik, die auf Antidiskriminierung und Vielfalt setzt.
„Der entscheidende Standortfaktor wird aus Sicht des DGB Hamburg in Zukunft die erste Säule der neuen Strategie sein: die Absicherung von guter Arbeit, die eine gute Bezahlung und sichere Perspektiven bietet“, sagte die Hamburger Gewerkschaftschefin Tanja Chawla.
Junge Menschen sollen beim Übergang von der Schule in den Beruf besser unterstützt werden, um Ausbildungsplätze zu besetzen. Die Jugendberufsagentur soll dazu künftig auch junge Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt begleiten.
Über passgenaue Qualifizierungen im Rahmen der beruflichen Weiterbildung sollen Menschen besser in einem sich wandelnden Arbeitsumfeld gehalten werden, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hamburg, Sönke Fock. Ziel sei die „Qualifizierung von Beschäftigten in Unternehmen, von Arbeitslosen sowie von Zugewanderten, um den Fachkräftebedarf nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ zu decken.“
Willkommenskultur als Standortfaktor
Zudem könne die Erwerbsbeteiligung erhöht werden, indem bislang unterrepräsentierten Personengruppen Angebote gemacht werden, sagte Schlotzhauer. Als ein Beispiel nannte sie Menschen mit psychischen Erkrankungen, die in Einrichtungen wie dem Hamburger Haus für Gesundheit und Arbeit schon jetzt frühzeitig dabei unterstützt würden, ihre Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten.
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Die Strategie biete „allen Hamburgerinnen und Hamburgern, egal welchen Nachnamen sie tragen und wo sie aufgewachsen sind, eine echte Entwicklungsperspektive“, sagte UVNord-Chef Thomas Fröhlich. Zudem stehe sie für eine Willkommenskultur.
Opposition sieht die Strategie skeptisch
Götz Wiese, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, kritisierte die Strategie hingegen als „deskriptiv und zahnlos“. „Ein Kardinalfehler ist, dass die Strategie nicht federführend von der Behörde für Wirtschaft und Innovation (BWI) bearbeitet wurde“, sagte er. Es gehe darum, Potenziale für den Wirtschaftsstandort Hamburg und die Metropolregion zu heben. „Ein klarer Auftrag für die BWI.“
Die FDP-Abgeordente Anna von Treuenfels-Frowein bemängelte ebenfalls, dass die Strategie „weitgehend unkonkret“ bleibe. Auf der Agenda stünden vielmehr eine Neuaufstellung der Jugendberufsagentur, die Aktivierung des Hamburger Instituts für berufliche Bildung und eine Evaluierung der bisherigen Strategiemaßnahmen. „Da wird noch viel Arbeit auf die Beteiligten zukommen, bevor diese Fachkräftestrategie fruchten kann.“ (dpa/mp)