Streit um Skiferien: Österreich lockt deutsche Skifahrer – Politiker wollen Verbot
Viele Hamburger fahren in den Weihnachtsferien gern für einen Urlaub in die Skigebiete der benachbarten Alpenländer. Doch genau diese Skiferien waren es, die noch im März die Ausbreitung des Coronavirus vorantrieben. Unter den Politikern in Europa gibt es eine hitzige Debatte darum, ob die Skigebiete über Weihnachten vollständig geschlossen werden sollten.
„Im Hinblick auf die Skisaison sollten touristische Reisen ins Ausland unterbleiben“, empfahl Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) in seinem Statement nach der Bund-Länder-Konferenz am Mittwoch. Der Beschluss aus der Konferenz besagt, dass die Bundesregierung sich für ein Verbot des Skitourismus bis zum 10. Januar stark machen soll.
Keine Skiferien in Europa: Diese Länder sind sich einig
Zuvor hatte bereits Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte vorgeschlagen, Skigebiete mindestens bis zu diesem Datum geschlossen zu halten. In Frankreich sollen die Skilifte zwar geschlossen werden, die Wintersportorte selbst bleiben aber offen.
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„Wir werden uns in Europa um eine Abstimmung bemühen, ob wir alle Skigebiete schließen könnten. Es sieht leider nicht so aus, wenn man die österreichischen Verlautbarungen hört, dass uns das so einfach gelingen könnte, aber wir werden es noch einmal versuchen“, sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag im Bundestag.
Österreich und Schweiz wollen Skisaison starten
Österreich betont seit Monaten, die Skigebiete mit entsprechenden Maßnahmen um jeden Preis öffnen zu wollen – und Deutsche sind die wichtigste Gästegruppe. Österreichs Finanzminister Gernot Blümel forderte Entschädigungen in Milliardenhöhe von der EU, falls Skilifte tatsächlich über die Weihnachtsferien stillstehen sollen. Österreich rechne dadurch mit einem Umsatzausfall von 800 Millionen Euro für jede Ferienwoche. In der Schweiz soll die Skisaison ebenfalls stattfinden.
Bayern: Kritik von Tourismusverbänden und Naturschützern
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte sich schon am Dienstag für eine europaweite Schließung aller Skigebiete ausgesprochen: „Mir wäre lieber, wir würden ein einheitliches Übereinkommen auf europäischer Ebene haben.“ Die Skilifte sollten überall stillstehen. Von Tourismusverbänden, Naturschützern und dem Koalitionspartner in Bayern hagelte es dafür ordentlich Kritik.
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„Für den Tourismus hätte eine Schließung fatale Folgen“, sagte der Tourismusdirektor der Gemeinde Bad Hindelang im Allgäu, Maximilian Hillmeier. Auch für die Umwelt werde eine kürzere Skisaison vermutlich keinen positiven Effekt haben, sagte Thomas Frey, Regionalreferent fürs Allgäu beim Bund für Umwelt und Naturschutz. „Ich habe eher die Befürchtung, dass dann Individualsportler querfeldein durch die Berge marschieren.“ Dadurch würden bedrohte Arten wie Auer- und Schneehuhn in ihren letzten Rückzugsbereichen gestört.