„Brauchen Neuwahlen“: So reagiert Hamburg auf den Trump-Sieg
Der Sieg Donald Trumps bei der US-Präsidentschaftswahl sorgt international für Wirbel. Von Jubel bis Entsetzen, die Reaktionen sind deutlich. In Hamburg scheint der Schock über die Wiederwahl des verurteilten Straftäters Trump tief zu sitzen. Die Stimmen im Überblick – laufend aktualisiert.
Den Anfang machte am Mittwochmorgen der Hamburger Bundestagsabgeordnete Metin Hakverdi (SPD). „Ich bin enttäuscht, ich glaube die meisten sind enttäuscht“, sagte Hakverdi auf NDR Info. „Es wird ein anderer Wind wehen in den USA, politisch wie gesellschaftlich.“ Für die internationale Zusammenarbeit bedeute die Wiederwahl Trumps einen „Stresstest“. „Wir müssen uns absprechen, wie wir mit einem aggressiv auftretenden Präsidenten im Weißen Haus umgehen wollen. Das wird nicht leicht werden“, sagte der Abgeordnete weiter.
US-Wahl: So reagiert Hamburg auf den Trump-Sieg
Hakverdis Parteikollegin, die Hamburger SPD-Landeschefin und Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard, äußerte sich auf einer Delegationsreise in Polen: „Europa ist gut beraten, die europäische Integration jetzt wirklich voranzubringen – sei es sicherheits- oder wirtschaftspolitisch“, sagte sie der „Welt“. Bisher gebe es keine Antwort auf die Veränderungen in den USA. Die EU sei zu langsam und zu bürokratisch, in allen strategischen Fragen müsse man schneller und effizienter zusammenarbeiten, „von der Resilienz ihrer Lieferketten bis hin zu systemrelevanten Gütern wie Halbleitern oder bei der Cyber-Sicherheit.“
„Der Wahlsieger heißt Donald Trump“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende in der Bürgerschaft, Dennis Thering, der MOPO. „Unabhängig vom Wahlergebnis stehen Europa und Deutschland angesichts der aktuellen geopolitischen Lage vor sehr großen Herausforderungen, die wir jetzt dringender denn je aus eigener Kraft werden bewältigen müssen.“ Umso mehr brauche es jetzt eine führungsstarke Bundesregierung. „Das geht nur mit schnellen Neuwahlen“, so Thering weiter.
Grünen-Chefin: Trump ist Straftäter und Frauenfeind
Die stellvertretende FDP-Landesvorsitzende Katarina Blume erklärte: „Die Wahl von Donald Trump stellt die exportorientierte Wirtschaft in Hamburg vor Herausforderungen.“ Ein Wettrennen um die härtesten Schutzzölle zwischen den USA und der EU würde Hamburg massiv schaden. „Die Europäische Kommission darf jetzt nicht die gleichen Fehler machen wie im Fall der Zölle auf chinesische E-Autos.“ Deeskalation sei das Gebot der Stunde, doch der Senat müsse auch seine Hafenpolitik überprüfen, so Blume weiter. „Eine Ausrichtung auf neue Absatzmärkte in der Welt ist ein notwendiger Schritt, um den Hafen auch bei schwerer See resilient zu machen.“
Deutlich gegen Trump positioniert sich Maryam Blumenthal. „Die Mehrheit in den USA hat sich für die Autokratie und für einen verurteilten Straftäter und Frauenfeind entschieden“, sagt die Grünen-Landeschefin der MOPO. „Wir haben bis zuletzt auf einen Sieg von Kamala Harris gehofft.“ Die Folgen des Wahlausgangs sind Blumenthal zufolge noch nicht vollständig absehbar. „Wir machen uns große Sorgen.“ Die Demokraten in Hamburg, Deutschland und Europa müssten nun eng zusammenrücken. „Es braucht ein starkes, demokratisches Gegengewicht zu den Autokratien dieser Welt.“
Ploß: Wirtschaft und „Wokeness“ waren wahlentscheidend
Der Hamburger Europaabgeordnete Fabio De Masi (BSW) schreibt auf X (früher Twitter): „Trumps (voraussichtlicher) Wahlsieg speiste sich aus den Themen Inflation, Zuwanderung, der ‚Kriegsmüdigkeit‘ der Wähler und einer demokratischen Kandidatin ohne erkennbares Programm.“ Eine jahrzehntelange Politik im Dienste der Wall Street habe tiefe Risse erzeugt. „In Europa rächt sich nun, dass wir keine eigenständige Politik entwickelt haben und am Rockzipfel der US-Politik hingen.“
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Christoph Ploß, Bundestagsabgeordneter und ehemaliger Landesvorsitzender der CDU Hamburg, schreibt ebenfalls auf X: „Wirtschaftslage, Bekämpfung der illegalen #Migration und Ablehnung der linken #Wokeness: Diese zentralen Themen haben erneut eine Wahl entschieden.“ Auch in der deutschen Politik müssten sie wieder stärker Beachtung finden.