„Alte Säcke“, „realitätsfern“: Hier reden die Hamburger Klartext über die Kandidaten
In zwei Wochen wissen wir, wer die Wahl gewonnen hat. Bis dahin kämpfen die Kandidaten um jede Stimme. Doch hier sollen die Hamburger zu Wort kommen und Klartext reden: Was wollten sie Scholz, Laschet und Baerbock schon immer mal sagen? Und was regt sie so richtig auf?
Wir sind zum zweiten Mal unterwegs mit lebensgroßen Pappfiguren der Kandidaten, los geht es in Övelgönne am Elbstrand. Als erstes treffen wir Rentnerin Anke Ritthammer. Die taffe 67-Jährige hat eine wichtige Botschaft für die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock – aber auch alle anderen Frauen: Stark bleiben, sich nicht unterkriegen lassen. Wählen wird Anke Ritthammer Baerbock wohl trotzdem nicht, sondern Olaf Scholz, dessen ruhige und besonnene Art sie schätzt.
Baerbock hat hier aber auch einige Fans. Johannes Schewe, der weiter unten am Strand entspannt, holt die Papp-Annalena direkt auf die Nachbar-Sonnenliege. „Sie ist kein alter Sack wie die anderen beiden“, sagt der 38-Jährige. Dass sie noch nicht so lange in der Politik ist, betrachte der Hanseat als Vorteil: „Die ist nicht in diese ganzen Klüngeleien verwickelt!“
Armin Laschets wird von den Hamburgern nur beleidigt
Für Laschet hat Johannes Schewe kein nettes Wort übrig. Im Gegenteil, er wird sogar beleidigend. Von allen drei Kandidaten fordert er klimafreundliche Innovationen in der Wirtschaft. Es müsse jetzt endlich vorangehen, so Schewe.
Vorankommen möchte auch Hans-Joachim Vahl. Er sieht aber eher die Grünen als Bremse und fordert von Laschet, sich dafür einzusetzen, nicht wegen jedem Vogel den Autobahnausbau zu stoppen.
Ansonsten kommt Lascht aber gar nicht gut an. Die Pappfigur des CDU-Kandidaten kann einem schon fast leid tun. „Ich glaube kaum, dass du es wirst“, ruft Ronja Müller dem Aufsteller zu. Und auch, wenn Laschet gerade sein „Zukunftsteam“ vorgestellt hat, mit dem er im Wahlkampf jetzt endlich „durchstarten“ will, sieht die 30-Jährige in ihm keinen Zukunftsgestalter. Ähnlich deutlich sind die Worte von Rentnerin Monika Wenzlaw: „Bleib doch in Nordrhein-Westfalen!“
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Direkte Forderungen an Scholz hören wir selten, er scheint viele schon überzeugt zu haben. Die Erzieherin Muska Khoschal, die wir am Nachmittag in der Innenstadt treffen, schätzt an dem SPD-Kanzlerkandidaten, dass er viel für Menschen mit Migrationshintergrund tut. Renate Nastvogel kommt regelrecht ins Schwärmen über Scholz‘ „ruhige und besonnene Art“. Ihre Forderung: Rentenalter runter statt rauf und Strompreis deckeln!
Für Patrick Kühn ist Annalena Baerbock realitätsfern
Was wir dennoch immer wieder spüren, ist eine gewisse Politikverdrossenheit bei den Hamburgern. Patrick Kühn spricht gar von „Hass auf die Politik“, denn der Vermieter von Ferienwohnungen hatte in der Corona-Zeit keine Einnahmen. Seinen Hund Cliff würde Patrick am liebsten auf Baerbocks Pappfigur loslassen. Als Motorsportler ist er gegen die grünen Tempolimit-Pläne und die Abschaffung von Verbrennungsmotoren. Das sei doch realitätsfern.
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Ein anderer Passant hat zwar nichts gegen die Verkehrswende, fordert jedoch von Baerbock, klare Regeln für die Fahrradfahrer zu formulieren. Am liebsten hätte er eine Helmpflicht und schärfere Kontrollen was Licht und die Einhaltung von Verkehrsregeln angeht. Kopfhörer sollten für Fahrradfahrer verboten werden.