Skandal beim CDU-Nachwuchs: JU-Chef nach heftigen Vorwürfen zurückgetreten
Aufstand in der Jungen Union! Benjamin Welling wurde erst im April zum Chef gewählt – und hat den Posten jetzt schon wieder geräumt. Damit folgt der 32-Jährige der Forderung der Mehrheit der Kreisverbände. Hintergrund ist eine Affäre um Urkundenfälschung und Versicherungsbetrug. In dem CDU-Jugendverband wird offenbar mit harten Bandagen gekämpft – ganz wie bei den Großen. Der JU-Vorsitzende hatte einiges an Vorwürfen eingeräumt, vermutet aber vor allem ein taktisches Manöver gegen sich.
Vier der sieben JU-Kreisverbände sollen Welling in einem Schreiben Ende November zum Rücktritt aufgefordert haben. Dabei hatte er sich erst Anfang April bei der Wahl zum Landesvorsitzenden mit knapper Mehrheit gegen Julian Herrmann, Kreisvorsitzender der JU-Nord, durchgesetzt.
Junge Union Hamburg: Konflikt um Unfall
Grund für das Schreiben war offenbar ein Konflikt um einen Unfall, der sich am selben Tag im April nur wenige Stunden nach der Wahl ereignet haben soll. Ein JU-Mitglied soll einen Kleintransporter einer Mietwagenfirma beim Rückwärtsfahren gegen einen Pfosten gesetzt haben.
Im Unfallbericht wurde allerdings der Name eines anderen JU-Mitglieds als Fahrer eingetragen, die Unterschrift des vermeintlichen Fahrzeuglenkers soll gefälscht worden sein. Die vier Kreisvorstände machen laut übereinstimmender Berichte in dem Schreiben Welling für den mutmaßlichen Versicherungsbetrug verantwortlich.
Welling räumt sein Amt als JU-Chef
Im Gespräch mit der MOPO gab Welling die falschen Angaben auf dem Unfallbericht zu. Allerdings sieht er sich selbst nicht in der Verantwortung und vermutet ein politisches Manöver – mit dem Ziel, ihn zu stürzen. Nachdem er am Dienstag ein offizielles Statement für den Nachmittag angekündigt hatte, jedoch nichts passierte, reagierte er auch nicht mehr auf Nachrichten oder Anrufe. Der JU-Chef schien abgetaucht. Am Mittwochabend verschickte die Junge Union Hamburg dann eine Presseerklärung, in der Welling seinen Rücktritt bekannt gab.
Jannes Reinwand übernimmt als kommissarischer Landesvorsitzender
„Die Tatsache, dass ich meine Aufsichtspflicht, in den ersten Wochen meiner Amtszeit, bei einem einzigen Thema nicht erfüllt habe, wiegt für Einige schwerer als die Erfolge, die wir seitdem gemeinsam erzielt haben. Diese Einschätzung überrascht und enttäuscht mich sehr“, so Welling. Und weiter: „Um die Arbeit und Integrität unseres wundervollen Verbandes zu schützen, werde ich der Aufforderung meines Landesvorstandes folgen und mein Amt zur Verfügung stellen. Um den vom JU Landesvorstand beschlossenen Termin für die ordentlichen Landesvorstandswahlen 2023 nicht zu gefährden, tritt mein Rücktritt zum 2. Januar 2023 in Kraft. Die politischen Amtsgeschäfte werde ich ab sofort ruhen lassen.“ Als kommissarischer Landesvorsitzender des Verbandes wird Wellings bisheriger Stellvertreter Jannes Reinwand eingesetzt.
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Pikant: Unter den Unterzeichnern des Schreibens soll auch sein ehemaliger Konkurrent Julian Herrmann gewesen sein. Er wollte sich auf MOPO-Nachfrage aber zunächst nicht äußern. Ob die Weihnachtsfeier der Jungen Union am Samstag unter diesen Vorzeichen besinnlich und friedlich verlaufen wird, bleibt abzuwarten.