„Behördenversagen“: Elfjähriger Intensivtäter wieder in Hamburg untergetaucht
Er ist schon wieder verschwunden. Ein erst Elfjähriger, der als unbegleiteter Flüchtling nach Hamburg kam und seither immer wieder straffällig wurde, ist erneut abgetaucht. Er sollte vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zum Kinder- und Jugendnotdienst in die Feuerbergstraße (Alsterdorf) gebracht werden. Am Freitag setzte er sich ab. Die Kritik aus den Reihen der Polizei ist heftig.
Die Liste der der verübten Straftaten ist lang. Seit der marokkanische Junge im vergangenen November als unbegleiteter Flüchtling in Hamburg ankam, soll er rund 70 Diebstähle begangen haben. Aus der Unterkunft des Kinder- und Jugendnotdienstes soll er mehr als 100 Mal abgehauen sein.
Hamburg: Serientäter von Älteren für Straftaten instrumentalisiert
Der Junge, der sich gleich nach seiner Ankunft in Hamburg einer Gruppe von Älteren angeschlossen hatte, wird offenbar von diesen instrumentalisiert. Der Trick: der Elfjährige begeht Diebstähle, während seine Freunde mutmaßlich Schmiere stehen. Wird er erwischt, hat er keine Strafe zu erwarten, weil er strafunmündig ist.
In der Unterkunft beim Kinder- und Jugendnotdienst ist es den Betreuern offenbar nicht gelungen, den jungen Serientäter auf den richtigen Weg zu bringen. Laut NDR wurde er Anfang August von der Polizei in Dortmund aufgegriffen – in Zusammenhang mit einem Raubüberfall. Laut des Berichts wurde geplant, ihn in ein Heim in Essen zu bringen. Zuletzt war er laut NDR in der Jugendpsychiatrie des UKE untergebracht. Am Freitagvormittag sollte er von dort zurück in die Feuerbergstraße gebracht werden. Doch er verschwand und ist seitdem untergetaucht.
Geschlossene Jugendeinrichtungen gibt es in Hamburg nicht. Sie wurden vor Jahrzehnten abgeschafft. Erst ab voraussichtlich 2026 soll ein Jugendgefängnis laut Planungen in der JVA Billwerder angesiedelt werden. Für einen solchen Knast ist der 11-Jährige aber zu jung.
Polizeigewerkschaft schlägt Alarm: „Sind nicht der Lückenbüßer“
Lars Osburg von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht den Fall kritisch: „Hamburg ist offenbar derzeit nicht ausreichend gut aufgestellt, was solche Fälle angeht“, sagte er der MOPO. Und weiter: „Die schnelle Hilfe der Sozialbehörde ist unabdingbar, um eine adäquate Betreuung für den Jugendlichen zu gewährleisten. Ein Wegducken der zuständigen Stellen hilft weder der Allgemeinheit, noch dem Jugendlichen. Es darf nicht sein, dass die Polizei hier mit hohem Aufwand zum Lückenbüßer gemacht wird.“
Von einem Behördenversagen spricht auch Thomas Jungfer von der Deutschen Polizei Gewerkschaft (DPolG). „Es ist schon verwunderlich dass Sozialbehörde und Familiengericht es über dermaßen lange Zeit nicht vollbringen, den Jungen anderweitig unterzubringen oder die Polizei über maßgebliche Veränderungen, nämlich dass der 11-Jährige vom UKE zum KJND zurück gebracht werden sollte, zu informieren“.