Gedränge und Polizei-Einsatz: Flüchtlinge warten ganze Nacht vor Hamburger Behörde
Mehr als 2,3 Millionen Menschen aus der Ukraine sind Schätzungen zufolge auf der Flucht, circa 10.000 von ihnen sind in Hamburg angekommen. Etwa 5200 sind bisher vollständig registriert, etliche warten noch darauf. Auch die Nacht zum Dienstag verbrachten einige vor dem Amt für Migration in der Hammer Straße. Damit sie nicht in der Kälte sitzen müssen, wurden ein Zelt und ein Bus bereitgestellt. Gegen 22 Uhr eskalierte die Lage.
Hunderte Personen harrten in der Nacht von Montag auf Dienstag in der Hammer Straße aus, darunter vor allem ältere Menschen, teils Frauen und Jugendliche. Der zur Verfügung gestellte Bus war vollständig gefüllt, genauso wie mehrere Autos in der Nähe. Dazu stand ein Zelt mit Decken und Lebensmitteln bereit, viele hatten Stühle dabei.
Hamburg: Tausende ukrainische Geflüchtete angekommen
Einige Menschen versuchen schon zum zweiten oder dritten Mal, sich zu registrieren. Denn auch diejenigen, die inzwischen eine private Unterkunft gefunden haben, benötigen eine offizielle Registrierung, um in Deutschland staatliche Unterstützung zu bekommen oder arbeiten zu dürfen. Allerdings kommen die Behörden nicht hinterher: Um 8 Uhr öffnet die Registrierungsstelle, um 11 Uhr sind bereits alle Termine vergeben. Deshalb warten seit Tagen ganze Familien darauf, endlich an die Reihe zu kommen.
Wegen Brandgefahr: Hamburger Behörde lässt Flüchtlings-Zelt räumen
Laut übereinstimmenden Reporter-Berichten zeigte sich die Amtsleitung am Montagabend allerdings wenig verständnisvoll – und alarmierte die Polizei. Demnach sei die Brandgefahr aufgrund des engen Miteinanders besonders hoch gewesen und die Fluchtwege im schlimmsten Fall blockiert. Zudem hätten die Menschen überwiegend eine private Unterkunft.
Die Polizei rückte zwar gegen 22 Uhr an, entschied sich aber zunächst gegen eine Räumung. Erst eine Stunde später setzten sie sie zusammen mit Mitarbeitern der Behörde dann doch durch. 200 bis 250 Menschen mussten die Zelte verlassen – etwa die Hälfte davon entschied sich allerdings, auf dem Bürgersteig zu campen.
Laut Angaben eines MOPO-Reporters saßen gegen Mitternacht noch um die 50 Personen auf den Bürgersteigen. Der polizeiliche Lagedienst konnte sich auf Nachfrage nicht zu dem Vorfall äußern.
Hamburg bereitet sich auf weitere Geflüchtete vor
Von Seiten der Stadt läuft die Versorgung der Geflüchteten währenddessen auf Hochtouren: Wer keine Unterkunft hat, kann in den Messehallen unterkommen. In mehreren Turnhallen, darunter in der Budapester Straße auf St. Pauli und in der Museumsstraße in Altona, wurden jeweils 150 Feldbetten aufgestellt – eine Belegung war bisher noch nicht nötig. Auch für die drei Turnhallen im Ladenbeker Furtweg, in der Dratelnstraße und im Tessenowweg sind weitere Unterkünfte vorgesehen, genauso wie auf dem Parkplatz Braun am Volkspark.
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Hamburg hofft indes darauf, dass in dieser Woche die Schutzsuchenden auch auf weitere Bundesländer verteilt werden können. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte am Freitag angekündigt, dass die Verteilung nach dem „Königsteiner Schlüssel“ verstärkt angewendet werden soll – dieser berechnet eine Aufnahmequote anhand der Bevölkerungszahl des Bundeslandes. „Solange es der Bund nicht hinbekommt, eine ausgeglichene Verteilung zu organisieren, ist es umso wichtiger, dass Hamburg selbst jetzt einen deutlichen Zahn zulegt“, sagt CDU-Fraktionschef Dennis Thering. Seine Partei fordert eine sofortige Online-Registrierung für Geflüchtete. Laut Informationen des NDR prüft die Innenbehörde derzeit die Einführung eines Online-Terminmanagements. (mp)