Spezialkräfte der Polizei sind an der Stadtteilschule Blankenese im Einsatz, die Schülerschaft wurde in Sicherheit gebracht.
  • Spezialkräfte der Polizei waren an der Stadtteilschule Blankenese im Einsatz, die Schülerschaft wurde in Sicherheit gebracht.
  • Foto: Christoph Seemann/HamburgNews

Lehrer bedroht – festgenommene Kinder wieder frei: Das jüngste ist erst elf!

Innerhalb weniger Stunden gab es Mittwoch an zwei Schulen in Hamburg Großalarm: Bewaffnete bedrohten erst in Blankenese und später in Bahrenfeld Lehrer. Erst am Abend gab es Entwarnung, die mutmaßlichen Täter: Kinder mit Spielzeugwaffen.

Gegen 11.20 Uhr ging der Notruf der Lehrerin ein: Sie sei von zwei ihr unbekannten Schülern mit einer Schusswaffe bedroht worden. Einer hätte ihr eine Waffe gezeigt. Schüler ihrer eigenen achten Klasse sollen währenddessen anwesend gewesen sein.

Die Polizei mobilisierte sämtliche verfügbaren Kräfte. Das Schulgebäude wurde geräumt. Marius Röer
Bedrohungslage in Blankenese
Die Polizei mobilisierte sämtliche verfügbaren Kräfte. Das Schulgebäude wurde geräumt.

Die Polizei mobilisierte daraufhin sämtliche verfügbaren Kräfte, zahlreiche Streifenwagen wurden abgezogen und nach Blankenese geschickt, gleichzeitig Spezialkräfte angefordert. Auch die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften vor Ort.

Die Beamten baten Autofahrer, die Schule weiträumig zu umfahren. Nicht nur unmittelbar um die Schule herum, sondern auch im Bereich Schenefelder Landstraße und Simrockstraße. Der S-Bahn-Verkehr zwischen Sülldorf und Flottbek wurde zusätzlich eingestellt.

Schule nach Alarm geräumt: Eltern beunruhigt – „Was ist nur los in dieser Stadt?“

Das Schulgebäude wurde Raum für Raum geräumt, die Schüler nach und nach zu Bussen gebracht, die sie zur Reichspräsident-Ebert-Kaserne an der Osdorfer Landstraße 365 fuhren. Dort konnten sie von ihren Eltern in Empfang genommen werden. Auch psychologische Hilfe wurde dort angeboten.

„Ich bin nur glücklich, dass es meinem Kind gut geht“, sagte eine Mutter, an ihrer Hand ein Junge. Die Stimmung ist bei vielen Eltern bedrückt; einige haben erst nach ihren Kindern suchen müssen. Ralf K.: „Ich war so erleichtert, als ich dann meine Tochter sah.“

Bei Bedrohungslagen wie hier 2023 in Blankenese wird ein Großaufgebot der Polizei alarmiert. Marius Röer
Die Polizei ist mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften vor Ort.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften vor Ort.

Vor allem in Anbetracht der Geiselnahme vor einigen Tagen am Flughafen habe ihn die Info über den Einsatz besonders schockiert. „Erst schießt einer am Airport, jetzt wird eine Lehrerin bedroht. Was ist nur los in dieser Stadt?“

Bedrohung an Schule in Blankenese: Großeinsatz beendet – Täter auf der Flucht

Schwer bewaffnete Spezialkräfte durchsuchten die Schule, die insgesamt von rund 1150 Schülern besucht wird – davon allein um die 400 in der gymnasialen Oberstufe. Unterrichtet werden sie von mehr als 120 Lehrkräften. Während des Einsatzes befanden sich rund 1000 Schüler in dem Gebäude. 

Die Polizei sprach von einem „taktischen Vorgehen“: Alle Räume wurden durchsucht, auch die Klassenräume, in die sich Lehrer und Schüler zurückziehen sollten; ein übliches Prozedere bei solchen Einsatzsituationen. Zuvor hatte es eine entsprechende Durchsage gegeben.

Die Einsatzkräfte wiesen zwischenzeitlich explizit darauf hin, dass es „keine Hinweise auf weitere Einsatzorte oder Gefahren“ gebe: Hintergrund waren Anrufe besorgter Eltern aus anderen Schulen in der Umgebung.

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Ob sich die mutmaßlich bewaffneten Schüler noch in dem Gebäude an der Frahmstraße aufhielten, war zunächst unklar. Um 15 Uhr kam dann die Entwarnung: Es bestehe keine Gefahr mehr, sagte ein Polizeisprecher. Die mutmaßlichen Täter, die Zeugen auf Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren schätzen, wurden nicht angetroffen.

Die Polizei räumte die Schule in Blankenese – die Kinder wurden mit Bussen zur Reichspräsident-Ebert-Kaserne an der Osdorfer Landstraße gebracht. Marius Röer
Großeinsatz in Blankenese
Die Polizei räumte die Schule in Blankenese – die Kinder wurden mit Bussen zur Reichspräsident-Ebert-Kaserne an der Osdorfer Landstraße gebracht.

Aber: Kurz bevor der Einsatz in Blankenese beendet war, erhielt die Polizei die Info über einen ganz ähnlichen Vorfall in der Schule an der Mendelssohnstraße (Bahrenfeld): Auch dort soll eine Lehrkraft von einer ihr fremden Person mit einer Schusswaffe bedroht worden sein.

Polizei stellt Spielzeugwaffen sicher

„Im Zuge der Fahndungsmaßnahmen konnten Zivilfahnder wenig später vier Personen vorläufig festnehmen“, so der Polizeisprecher weiter. Dabei handelte es sich um drei Kinder (11, 12, 12) und einen 14-jährigen Jugendlichen.

Einer der Zwölfjährigen und der Elfjährige sollen, so die ersten Erkenntnisse der Polizei, vermutlich auch für die Tat in Blankenese verantwortlich sein. Der Sprecher: „Es wurden zwei augenscheinliche Spielzeugwaffen sichergestellt.“

13-Jähriger soll auch beteiligt sein – Wohnung durchsucht

Auch ein 13-Jähriger rückte später noch in den Fokus der Ermittler: Die Staatsanwaltschaft erwirkte daraufhin einen Durchsuchungsbeschluss für die elterliche Wohnung. Noch am selben Abend wurde diese von Polizisten gefilzt. Die Beamten fanden dabei eine weitere Spielzeugwaffe.

Die vier Tatverdächtigen wurden noch am Abend an ihre Eltern übergeben, die Kripo ermittelt. Auch das Jugendamt ist eingeschaltet worden, wie die Polizei bestätigte. Der Schulbetrieb in Blankenese wurde am Donnerstag wieder aufgenommen – vor Ort sind auch Schulpsychologen und Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams.

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