Todes-Drama in der HafenCity: Retter finden weitere Leiche
Schwerer Unfall in der Hamburger HafenCity: Ein Gerüst auf einer Baustelle an der Chicagostraße stürzt am Montagmorgen ein. Mehrere Arbeiter werden verschüttet – zunächst hieß es, dass fünf Personen ums Leben gekommen sind. Diese Zahl wurde später jedoch nach unten korrigiert. Dennoch liegen womöglich weitere Opfer in einem Schacht, die Rettungsaktion gestaltet sich „sehr schwierig“.
Die Rettungskräfte haben inzwischen eine vierte Leiche im Schacht gefunden. Bei dem Unfall sollen insgesamt fünf Menschen verschüttet worden sein, der fünfte Arbeiter schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Das Gerüst war über acht Etagen zusammengebrochen. Rund 700 Arbeiter waren am Montag auf der Baustelle und wurden nach dem Unfall in einen sicheren Bereich gebracht.
Feuerwehrkräfte und mehrere Notärzte sind im Einsatz
Etwa 60 Kräfte der Feuerwehr sind momentan mit der Rettung und Sichtung der Verletzten beschäftigt. Eine unklare Anzahl an Bauarbeitern befinde sich laut Feuerwehr im Schacht. Es scheint leider möglich, dass weitere Todesopfer dazukommen werden.
„Die Rettung erweist sich als sehr schwierig“, sagt ein Feuerwehrsprecher vor Ort. Die Kräfte würden sich wegen der losen im Schacht liegenden Gerüstteile selber in Lebensgefahr begeben. „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung der Situation.“
Der Unfall geschah gegen 9 Uhr auf der Großbaustelle des Westfield-Hamburg-Überseequartiers. Hunderte Arbeiter wurden von Einsatzkräften von der Baustelle geführt. Es sind mehrere Rettungswagen und Notärzte im Einsatz. Seelsorger kümmern sich um Augenzeugen.
„Mein Beileid und meine aufrichtige Anteilnahme gelten allen Angehörigen der Opfer“
Innensenator Andy Grote schrieb auf X (ehemals Twitter): „Ein großer Dank an alle Einsatzkräfte und Helfer, die seit Stunden alles tun, um die Verletzten des schrecklichen Arbeitsunfalls in der HafenCity schnell zu bergen. Mein Beileid und meine aufrichtige Anteilnahme gelten allen Angehörigen der Opfer.“
„Unser Mitgefühl gilt all den Opfern und Angehörigen und denen des Schwerverletzten. Wir wünschen vor allem dem Schwerverletzten gute Genesung. Wir danken auch den Rettungskräften; das ist ein sehr komplizierter Einsatz mit hohem Eigenrisiko“, sagte Karen Pein, Senatorin für Stadtentwicklung, bei einer Pressekonferenz am Montagnachmittag.
Auf dem 14 Hektar umfassenden Gelände entstehen ein riesiges Shopping-Center, Wohnungen, Büros, ein Kreuzfahrtterminal, ein unterirdischer Busbahnhof sowie Hotels mit rund 1150 Zimmern. Der nördliche Teil ist bereits seit 2019 fertig, im südlichen Teil laufen die Arbeiten. Das Immobilienunternehmen Unibail-Rodamco-Westfield investiert dabei den Angaben zufolge mehr als eine Milliarde Euro in die insgesamt rund 260.000 Quadratmeter entstehende oberirdische Bruttogrundfläche.
Immer wieder kommt es zu dramatischen Arbeitsunfällen in Hamburg
Erst am 2. September waren vier Arbeiter bei einem ähnlichen Unfall an einer Baustelle an den Hamburger Elbbrücken – unweit der HafenCity – teils lebensbedrohlich verletzt worden. Ein Baugerüst knickte ein und riss die Arbeiter etwa fünf Meter in die Tiefe, wie ein Polizeisprecher sagte. Die Männer seien aus einer Höhe von etwa fünf Metern abgestürzt. Drei Bauarbeiter im Alter von 27, 35 und 53 Jahren wurden schwer verletzt. Ein 21-Jähriger erlitt lebensbedrohliche Verletzungen. Die Bauarbeiter sollen damit beschäftigt gewesen sein, an der Eisenbahnbrücke ein Baugerüst zu demontieren. Da zum Unfallzeitpunkt gerade Ebbe herrschte und der Fluss kein Wasser führte, fielen die Bauarbeiter auf das steinige Flussbett.
Am 6. April 2020 waren zwei Bauarbeiter auf einer Baustelle an der Zweibrückenstraße in der HafenCity von herabfallenden Bauteilen schwer verletzt worden. Ein Paket aus 20 bis 30 Schalbrettern, die von einem Kran versetzt wurden, seien vom Haken abgerissen, sagte ein Feuerwehrsprecher. Sie haben einen Bauarbeiter unter sich begraben und einen weiteren seitlich getroffen und schwer verletzt.