Hamburgs Crash-Meile: Was läuft an der Waitzstraße eigentlich schief?
Groß Flottbek –
Die Waitzstraße ist nicht nur eine Flaniermeile mit kleinen, süßen Läden – sie gilt auch als eine der unfallträchtigsten Einkaufsstraßen Hamburgs! Immer wieder krachen hier zumeist ältere Autofahrer mit ihren Wagen in Schaufenster, oft verwechseln sie dabei Gas und Bremse. Dabei sollte die Waitzstraße doch nach umfangreichen Baumaßnahmen sicherer geworden sein. Sicher fühlen sich die Geschäftstreibenden hier aber überhaupt nicht. Auch die Politik ist alarmiert.
„Es war ein fürchterlicher Knall“, beschreibt Greta Narten, Inhaberin eines Ateliers an der Waitzstraße, den jüngsten Unfall: Ein 87-Jähriger steuerte direkt in den Eingangsbereich einer HNO-Praxis, fuhr davor noch einen Sicherheitspoller um. Er wollte wohl eigentlich rückwärts ausparken.
Hamburgs Crash-Meile: Wieder Unfall an der Waitzstraße
„Es ist eine wunderschöne Straße, aber wenn man Freunden erzählt, wo man arbeitet, fragen die gleich: ‚Ist das nicht die Straße, wo ständig Unfälle passieren?’“ Narten öffnet beide Hände, nickt zustimmend. „Man geht schon hin und wieder mit einem mulmigen Gefühl zur Arbeit.“
Tatsächlich kracht es in aller Regelmäßigkeit an der Straße unweit des Othmarschener Bahnhofs: Ende August vergangenen Jahres erwischte ein 83-Jähriger mit seinem Auto die Auslagen eines Blumenladens, am 20. Mai desselben Jahres raste eine Mercedes-Fahrerin (83) ins Schaufenster eines Modegeschäfts. Am 28. März donnerte eine 81 Jahre alte Fahrerin mit Vollgas über den Bürgersteig, riss einen Mülleimer und eine Sitzbank um und krachte dann gegen die Fassade einer bekannten Hair-Stylistin. Mehr als 20 Waitzstraßen-Unfälle registrierte die Polizei allein in den vergangenen Jahren – trotz Umbaumaßnahmen.
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Erst Ende 2018 war die Straße für stolze 2,5 Millionen Euro umfangreich umgestaltet worden: Bäume, verstärkte Granitbänke, Poller und Schutzbügel wurden vor Parkplätzen aufgestellt, um als Aufprallschutz Läden bei derartigen Unfällen zu schützen. Gebracht hat die Maßnahme bisher allerdings herzlich wenig.
Am deutlichsten zeigt das der jüngste Fall: Der Rentner durchbrach mit einem Toyota Yaris-Kleinwagen den Schutzbügel, vor dem er unmittelbar davor stand. Kein wuchtiger Pick-Up oder SUV, kein langer Anfahrtsweg, um genug Geschwindigkeit aufzubauen.
„Bei dem Umbau hat man uns damals versichert, dass die Schutz-Elemente Unfälle verhindern sollen. Aber das tun sie offensichtlich nicht“, sagt Ute Naujokat, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion in Altona. Man könne nur von Glück sprechen, dass bisher kein Passant verletzt wurde. Damit das auch so bleibt, müsse sich „dringend“ etwas tun. Es geht unter anderem um die Frage, ob die Schutz-Elemente verstärkt werden können, also beispielsweise noch tiefer einbetoniert werden, damit sie einem Auto auch Stand halten.
Hamburger SPD-Politikerin: Am Ende geht es um die Sicherheit
„Als erste Reaktion muss aber darüber gesprochen werden, was wir kurzfristig machen können“, so Naujokat. Sie will am kommenden Dienstag das Gespräch mit dem zuständigen Amt sowie der Hamburger Polizei suchen. Dabei soll es unter anderem darum gehen, ob an der Waitzstraße provisorisch Längs- statt Querparkplätze ausgewiesen werden. Naujokat: „Das gefällt sicher erstmal wieder niemandem. Am Ende geht es aber um die Sicherheit.“