Bei Niedrigwasser taucht das Deck des gesunkenen Binnenschiffs am frühen Abend wieder auf.
  • Bei Niedrigwasser tauchten Teile des Decks des gesunkenen Binnenschiffs am frühen Abend wieder auf.
  • Foto: André Lenthe

Schiff gesunken: So kam es zur Havarie im Hafen – und das sind die Folgen

Schiffsunglück in Wilhelmsburg: Am Kalikai ist am frühen Dienstagmorgen ein Binnenschiff gesunken. Der Frachter namens „Alster“ hatte Kaliumchlorid geladen. Außerdem hatte er 3500 Liter Diesel im Tank. Verletzt wurde niemand.

Das 80 Meter lange Schiff lag über Nacht im Blumensandhafen (Wilhelmsburg) fest an der Pier. Die Besatzung schlief fest. Um fünf Uhr morgens wachten der Schiffsführer und der Decksmann auf, weil das Schiff urplötzlich Schlagseite bekam. Laut einem Polizeisprecher hatte der Frachter „Alster“ aus noch ungeklärter Ursache plötzlich Wasser gezogen. Warum wird derzeit ermittelt.

Der Kapitän des Frachters „Alster“ erlitt einen Schock

Die beiden Männer setzten einen Notruf ab und retteten sich an Land. Von dort aus sahen sie zu, wie der Frachter um 6:07 Uhr in der Elbe versank. Zwar hatten sie noch vor Verlassen des Schiffes die Pumpen zur Entleerung des Rumpfes angeworfen. Doch leider war das vergeblich. Der Wassereintritt war stärker. Wie ein Feuerwehrsprecher mitteilte, erlitt der 52 Jahre alte Kapitän einen Schock und musste rettungsdienstlich behandelt werden.

Das Schiff, das zuvor aus Minden gekommen war, hatte zum Zeitpunkt des Unglücks 3500 Liter Diesel und 1400 Tonnen Kaliumchlorid (Salz) geladen. Die Feuerwehr war mit ihren Löschbooten „Prag“ und „Westphal“ sowie 40 Einsatzkräften vor Ort und sicherte die Unglücksstelle. Nach Auskunft des Sprechers war eine geringe Menge Treibstoff ausgetreten, weshalb vorsorglich Ölsperren rund um den Havaristen ausgelegt wurden.

Großeinsatz für die Feuerwehr im Hafen: Am Morgen ist ein rund 80 Meter langes Binnenschiff am Kalikai gesunken. CityNews TV
Großeinsatz für die Feuerwehr im Hafen: Am Morgen ist ein rund 80 Meter langes Binnenschiff am Kalikai gesunken.
Großeinsatz für die Feuerwehr im Hafen: Am Morgen ist ein rund 80 Meter langes Binnenschiff am Kalikai gesunken.

Am Nachmittag beendete die Feuerwehr ihren Einsatz und übergab an den Schiffseigentümer, die Hamburg Port Authority (HPA) und die Umweltbehörde. Taucher machten sich vor Ort ein erstes Bild von der havarierten „Alster“ am Grund der Elbe. Laut einer HPA-Sprecherin wird der Schiffseigner nun eine Fachfirma mit der Bergung beauftragen. Der Blumensandhafen bleibe bis auf weiteres gesperrt.

Umweltbehörde: „Es ist Diesel ins Gewässer gelaufen.“

Wie groß die Schäden für die Umwelt sind, ist noch nicht endgültig absehbar. „Es ist Diesel ins Gewässer gelaufen. Rund 5000 Quadratmeter Gewässer wurden verunreinigt“, sagte eine Sprecherin der Umweltbehörde. Ausgelaufenes Öl würde mit sogenannten Absorbersperren aufgefangen, die ähnlich wie Schwämme fungieren. Wenn sie vollgesogen seien, würden die Sperren aus dem Wasser geholt und einer fachgerechten Entsorgung zugeführt. Ein Abpumpen sei nach aktuellem Stand nicht nötig.

Auch was das Kalisalz angeht, scheint die Gefahr für die Umwelt überschaubar. Bisher ist nach Angaben der Feuerwehr kein Salz ausgetreten. Allerdings ist das Salz, das unter anderem für die Herstellung von Dünger verwendet wird, wasserlöslich. „Wenn Wasser in den Laderaum eindringt, wird sich das Kaliumchlorid langsam auflösen und die konzentrierte Salzlösung auch in die Elbe gelangen“, so die Sprecherin der Umweltbehörde. Allerdings sei das Salz für Fische, Algen und Daphnien wenig schädlich. Und: Durch die Strömung werde die Salzlösung schnell verdünnt und weggeschwemmt.

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Ein Greenpeace-Team, das sich vor Ort ein Bild von der Situation machte, kam zu einem etwas anderem Ergebnis: „Wenn Kaliumchlorid austritt und mit Wasser in Kontakt kommt, erhöht sich der Salzgehalt der Elbe über den normalen Bereich hinaus. Das kann zu einem osmotischen Schock bei Wasserorganismen führen, die nicht an einen erhöhten Salzgehalt gewöhnt sind“, sagte ein Greenpeace-Experte. Das bedeute, die Organismen würden in großen Stress versetzt und sterben.

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