Heute vor 25 Jahren: So sprengten wir das Kiez-Hochhaus
St. Pauli –
Es war eine spektakuläre Aktion, 80.000 Schaulustige sahen zu und staunten: Auf den Tag genau vor 25 Jahren wurde das Iduna-Hochhaus am Millerntor auf St. Pauli gesprengt. Am Mittwochmittag trafen sich die an der Sprengung beteiligten Arbeiter nochmal an alter Wirkungsstätte und sprachen mit der MOPO.
An den 19. Februar 1995, einen Sonntag, erinnert sich Walter Werner (76), damals verantwortlich für die Sprengung, gern zurück. „So ein großes Gebäude hatte ich bis dahin noch nicht gesprengt.“
Noch immer ist er stolz auf den deutschlandweit ersten „Vertikal-Kollaps“. So wird eine Sprengung genannt, bei der das Gebäude in sich zusammensackt. „Technisch sehr anspruchsvoll“, sagt Werner. Bis dahin hatte die Abrisszunft Keile in Hochhäuser gesprengt und sie damit einfach auf die Seite gelegt. „Aber dafür hatten wir auf St. Pauli ja keinen Platz.“
Hochhaus in Hamburg: 80000 schauten bei der Sprengung zu
In dem 1966 fertiggestellte Gebäude waren einst das Oberverwaltungsgericht, Reedereien und Ingenieurbüros beherbergt, seit 1987 aber stand es leer, weil es asbestbelastet war. Richter hatten zwischenzeitlich mit Atemschutzmasken und in Schutzanzügen arbeiten müssen. Aufwendige Sanierungen blieben erfolglos, Mieter zogen aus. 1993 gab es dann die Genehmigung für den Abriss, zwei Jahre später war es soweit.
Vier Tage brauchte Walter Werner mit seinen Mitarbeitern, um den großen Knall vorzubereiten. Dann waren alle Sprengladungen im Iduna-Hochhaus gelegt. Am Sonnabendnachmittag maß Werner noch einmal alle Kontakte durch. Dann konnte er nichts mehr zu tun.
Werner wohnte im benachbarten Imperial-Hotel, abends ging er noch mit seiner Frau Chinesisch essen und danach ins Kino. War er nervös? Natürlich.
Sprengmeister des Hamburger Hochhauses: „Wir vertrauen auf Gott und die Schwerkraft“
„Aber es gab kein Zurück mehr. Man muss es dann einfach auch lassen“, sagt er. „Wir Sprengmeister vertrauen auf Gott und die Schwerkraft.“
Die Sprengzentrale war in der damals an der Glacischaussee ansässigen Rettungswache der Feuerwehr eingerichtet worden. Um Punkt 12.55 Uhr meldete die Polizei, dass alle Straßen abgesperrt seien. Über Funk gab Werner seinem Sprengmeister Ali Özdek die Freigabe. Der drehte kurz an der Kurbel des Sprengkastens und drückte auf den Knopf.
Es gab einen dumpfen Knall, dann eine riesige Aschewolke. Der Häuser-Riese sackte in sich zusammen. Alles lief wie geplant – nur ein paar Fensterscheiben in der Nachbarschaft waren zersprungen .
„Heute wären die technischen Mittel für solch eine Sprengung weitaus besser. Dennoch bin ich immer noch stolz auf meine Mannschaft und die damalige Arbeit“, sagt Werner.