Ein ICE ist am Dienstag im Süden Hamburgs mit einem Sattelzug kollidiert.

Ein ICE ist am Dienstag im Süden Hamburgs mit einem Sattelzug kollidiert. Foto: NEWS5

ICE kracht auf Sattelzug: Ein Toter, viele Verletzte – Lkw-Fahrer festgenommen

Großeinsatz im Süden Hamburgs: In Rönneburg kollidierte am Mittag ein ICE mit einem Sattelzug. Viele Menschen wurden verletzt, ein Mensch starb noch am Ort des Unglücks. Unter den Passagieren des Zugs war auch ein beliebter Comedian. Der Lkw-Fahrer wurde festgenommen.

Gegen 14.15 Uhr am Dienstagmittag ist der laut Feuerwehr mit fast 300 Fahrgästen besetzte ICE 613 mit einem Sattelzug zusammengestoßen. Warum der Schwerlasttransporter auf dem „halbbeschrankten Bahnübergang mit Lichtzeichenanlage“ an der Straße Reller in Rönneburg im äußersten Süden Hamburgs stand, ist immer noch nicht bekannt.

Einsatzkräfte stehen an der Unfallstelle an einem Bahnübergang. picture alliance/dpa/Daniel Bockwoldt
Einsatzkräfte stehen an der Unfallstelle an einem Bahnübergang.
Einsatzkräfte stehen an der Unfallstelle an einem Bahnübergang.

Nach Angaben eines Reporters vor Ort könnte er sich festgefahren haben, als sich die Schranken des Übergangs schlossen. Dafür gibt es aber noch keine offizielle Bestätigung. Der 34 Jahre alte Lkw-Fahrer soll dann aus seinem Fahrerhaus gesprungen sein, um sich in letzter Sekunde zu retten.

Vor Ort zeigte sich ein Trümmerfeld: Der Lastwagen hatte Bahnschienen geladen. Die Ladung verteilte sich aufgrund der Kollision weit entlang des Unfallortes.

Tödlicher ICE-Unfall in Hamburg: Lkw-Fahrer festgenommen – auch TV-Star an Bord

Wie ein Sprecher der Bundespolizei am Abend sagte, wurden bei dem Zusammenstoß 25 Menschen verletzt – davon sechs schwer und 19 leicht. Ein Passagier wurde so schwer verletzt, dass für ihn jedoch jede Hilfe zu spät kam: Der 55-Jährige starb noch vor Ort.

Unter den Passagieren war nach MOPO-Informationen auch Bernhard Hoëcker. Der beliebte Comedian kam jedoch mit dem Schrecken davon. „Ja, er war in dem Zug. Aber es geht ihm körperlich gut“, bestätigte sein Management der „Bild“-Zeitung. 

Vorwurf der fahrlässigen Tötung: Lkw-Fahrer festgenommen

Der Lkw-Fahrer wurde durch das Kriseninterventionsteam des Deutschen Roten Kreuzes betreut, er trug keine ernsthaften Verletzungen davon. „Er wurde festgenommen und ins Untersuchungsgefängnis gebracht“, sagte Bundespolizei-Sprecher Woldemar Lieder am späten Abend zur MOPO. Demnach lauten die Vorwürfe fahrlässige Tötung und gefährlicher Eingriff in den Bahnverkehr. Der 34-Jährige wird nun auf Anordnung der Staatsanwaltschaft einem Haftrichter vorgeführt.

Auch Comedian Bernhard Hoëcker saß im ICE. News5/Sebastian Peters
Auch Comedian Bernhard Hoëcker saß offenbar im ICE.
Auch Comedian Bernhard Hoëcker saß im ICE.

Der Zug war zum Zeitpunkt des Unfalls den Angaben zufolge mit hoher Geschwindigkeit unterwegs. Die Wucht des Aufpralls war so groß, dass vor allem in den vorderen Wagen die Fensterscheiben zerbrachen, wie eine Augenzeugin der dpa beschrieb. Der plötzlichen Vollbremsung des ICE sei unmittelbar der harte Zusammenstoß gefolgt, sagte die Frau, die auch als Ersthelferin einem der Schwerverletzten geholfen hatte. Viele Fahrgäste hätten sich schnell um andere gekümmert und geschaut, dass es allen gut gehe, sagte sie weiter. Panik habe es nicht gegeben. 

ICE Stunden später evakuiert

Die Fahrgäste des ICE wurden bis zum frühen Abend aus dem verunglückten Zug geholt und nach Bahn-Angaben mit Bussen zum Bahnhof Harburg gebracht. Die Evakuierung wurde laut Feuerwehr um 18.35 Uhr abgeschlossen.

Die Lkw-Ladung verteilte sich aufgrund der Kollision weit entlang des Unfallortes. picture alliance/dpa/Daniel Bockwoldt
. Die Ladung verteilte sich aufgrund der Kollision weit entlang des Unfallortes.
Die Lkw-Ladung verteilte sich aufgrund der Kollision weit entlang des Unfallortes.

Die Feuerwehr und der Rettungsdienst waren mit mehr als 100 Einsatzkräften vor Ort. Die Bundespolizei hatte 70 Beamte vor Ort, außerdem hatte die Bahn mehrere Mitarbeitende aus dem Notfallmanagement zur Unfallstelle geschickt, um die Rettungskräfte zu unterstützen und die Reisenden zu versorgen und zu betreuen. Zusätzlich waren ein Rettungshubschrauber und ein Hubschrauber der Bundespolizei im Einsatz.

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Die Bahnstrecke zwischen Harburg und Buchholz in Niedersachsen wurde gesperrt. Die Züge wurden umgeleitet, laut Deutscher Bahn kam es nur zu „geringfügigen“ Verspätungen.

Hamburgs Innensenator dankt Einsatzkräften – Deutsche Bahn bestürzt

Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) dankte nach dem Unglück kurz vor der Landesgrenze zu Niedersachsen den Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr aus Hamburg und dem Umland, „die diesen schwierigen Einsatz hochprofessionell bewältigen und eine schnelle Versorgung der Verletzten sicherstellen“. Seine Gedanken seien bei den Angehörigen des Toten und den weiteren Verletzten, denen er eine schnelle und vollständige Genesung wünschte.

Auch die Deutsche Bahn äußerte sich bestürzt: „Unsere Gedanken und unser tiefes Mitgefühl sind bei den Angehörigen des Verstorbenen und den Verletzten“, sagte ein Sprecher. „Die DB unterstützt die Ermittlungsbehörden nach Kräften bei der Aufklärung zur Ursache und zum Unfallhergang.“ (josi/idv/abu/dpa)

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