Angriff auf Hamburger Juden: Verdächtiger (16) spielte Schläger in KZ-Film
16 Jahre alt ist Aram A. Er fiel in der Vergangenheit schon wegen Diebstahlsdelikten auf und soll in Hamburg einen Juden (60) erst antisemitisch beleidigt, dann krankenhausreif geschlagen haben. Das Opfer Sebastian F. (Name geändert) erlitt mehrere Brüche im Gesicht und wird auf einem Auge vielleicht nie wieder sehen können. Nun kommt heraus: Dem Verdächtigen ist die Schläger-Rolle nicht unbekannt – er hat sie schon mal gespielt.
In dem Film „Evolution“, der mit der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz beginnt und Antisemitismus thematisiert, spielt A. einen Schüler namens Ali, der einen jüdischen Mitschüler mobbt. Ihm gegenüber wird er auch letztlich handgreiflich. Der Film wurde bei den Filmfestspielen in Cannes (Frankreich) gezeigt, als Erstes hatte „Bild“ darüber berichtet.
Juden-Attacke in Hamburg: Verdächtiger spielte in KZ-Film mit
Ganz ähnliche Szenen spielten sich dann in der Realität ab, als A. den Teilnehmer einer pro-israelischen Mahnwache gezielt attackiert haben soll. Nach der Tat war A. geflüchtet. Er hatte sich zehn Tage vor der Polizei versteckt, ehe er von Staatsschutz-Ermittlern in einer Wohnung in Berlin-Wedding festgenommen wurde. A., selbst noch Schüler, wohnt dort mit seinen Eltern zusammen. Gegen ihn wird wegen des Verdachts der Körperverletzung ermittelt.
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Gegenüber „Bild“ zeigte sich die Chefin der Schauspiel-Agentur, bei der Aram A. unter Vertrag steht, schockiert: „Ich distanziere mich ganz klar von antisemitischem Gedankengut und verachte jegliche Gewalt“, sagt Dorothea Trebs. „Dem Betroffenen wünsche ich schnelle Genesung“. Sie werde Konsequenzen ziehen, wenn sie Klarheit habe. Den 16-Jährigen A. habe sie als charmanten jungen Mann kennengelernt, der großes schauspielerisches Talent besäße.
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„Ich verabscheue jegliche Form von Antisemitismus und Gewalt aufs Schärfste“, so auch Jan Jrüger vom Filmverleih „Port-au-Prince“, der den Film in die Kinos bringt. Die Mutter des Verdächtigen teilte der „Bild“ mit, dass ihre Familie „gegen Israel“ sei. „Aber was mein Sohn getan hat, ist falsch.“ (dg)