Die umgestoßene Statue im Gedenkhain der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.
  • Die umgestoßene Statue im Gedenkhain der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.
  • Foto: SHGL

„Keinen Respekt für Opfer“: Hamburger NS-Mahnmal zerstört

Wer tut denn sowas? Unbekannte haben die Gedenkstatue für die in Hamburg ermordeten Einwohner der beiden belgischen Dörfer Meensel und Kiezegem und deren Angehörigen beschädigt. Die Tat sorgt in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme für große Bestürzung.

Zwei aufmerksame Besucherinnen haben am Mittwochmittag bemerkt, dass die Statue für die Opfer und die Angehörigen aus Meensel-Kiezegem umgestoßen wurde. Das schwere Bronze-Mahnmal, das den Namen „Die Verzweiflung von Meensel-Kiezegem“ trägt, steht im Gedenkhain der KZ-Gedenkstätte in Neuengamme.

NS-Mahnmal in Hamburg beschädigt – Polizei ermittelt

Die Polizei ermittelt jetzt, ob es sich bei der Tat um Vandalismus handelt oder ob auch ein politischer Hintergrund vorliegen könnte. Bei den Angehörigen sitzt der Schock tief. „Es ist sehr emotional für mich. Ich sehe in der Statue meine Mutter. 1998 haben wir die Statue hier errichtet. Jedes Jahr kommt eine Delegation aus Meensel-Kiezegem, um die Mütter und die Opfer zu ehren. Ich kann die Tat nicht verstehen. Vandalismus zeigt keinen Respekt für die Opfer“, sagte Freddy Duerinckx, Sohn eines nach Neuengamme deportierten Belgiers und Vizechef des Angehörigenverbands NCPGR Meensel-Kiezegem ’44.

Aktuell findet in der Gedenkstätte das „Forum Zukunft der Erinnerung“ statt. Am Freitag tagt außerdem der Amicale Internationale KZ Neuengamme, der Dachverband der Überlebenden, weshalb sich derzeit viele Angehörige von Opfern des Nationalsozialismus in Hamburg befinden.

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Auch die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen reagierte bestürzt. „Wir verurteilen die mutwillige Beschädigung des Denkmals für die Opfer aus Meensel-Kiezegem. Wir sind sehr betroffen, dass unsere belgischen Gäste mit einem solchen Akt der Zerstörung konfrontiert sind“, sagte Vorstand Oliver von Wrochem. Die Statue soll so schnell wie möglich wieder aufgestellt werden.

Bei zwei Razzien deportierte die SS im August 1944 alle männlichen Einwohner der Dörfer Meensel und Kiezegem nach Neuengamme. Insgesamt 71 Männer kamen nach Hamburg, nur acht überlebten das Konzentrationslager. An ihr Schicksal soll das Denkmal, das die Künstlerin May Claerhout geschaffen hat, erinnern. Es zeigt eine Frau, die nach der Deportation um ihren Mann trauert und alleine die Verantwortung für Haus und Familie trägt.

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