Miese Masche in Hamburg: Jeder zehnte Unfall ist manipuliert!
Verkehrsunfälle passieren in Hamburg täglich. Manche sind weniger dramatisch, andere fordern Schwerverletzte und sogar Tote. Doch wie viele Unfälle sind tatsächlich echt – und wie viele manipuliert? Laut des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist jeder zehnte konstruiert. Warum? Um als „Opfer“ ordentlich bei der Versicherung abzukassieren! „Autobumser“ werden die Gauner im Volksmund genannt, die mit ihren Intrigen laut GDV jährlich zwei Milliarden Euro einheimsen. Die MOPO stellt mithilfe der Polizei vor, wie die Betrüger am häufigsten vorgehen.
Methode 1: „Abgesprochen“
Zwei „Freunde“ verabreden sich an einem abgelegenen Ort, gerne am Rande eines Industriegebiets. Der eine kommt mit seinem tonnenschweren Laster, der andere mit seinem erst kürzlich erworbenen Neuwagen. Mit dem Lkw wird das neue Auto beschädigt, im Anschluss der Unfall bei der Versicherung bekannt gegeben. Oft lässt sich der entstandene Schaden billiger reparieren als vom Gutachter ursprünglich veranschlagt. Das typische Vorgehen der Gauner – mit dem sie enormen Gewinn machen. Beispiel: Sagt der Gutachter, der Schaden beläuft sich auf 9000 Euro, das „Opfer“ kennt aber eine Werkstatt, die den Schaden für 3000 Euro repariert, winkt ein lukrativer Gewinn von satten 6000 Euro.
Methode 2: „Provoziert“
„Autobumser“ suchen sich gerne ortsfremde Autofahrer aus. Sie sind wegen ihrer meist unsicheren Fahrweise gern genommene Opfer. So wird beispielsweise durch abruptes Abbremsen ein Auffahrunfall provoziert, aus dem sich ordentlich Geld bei der Gegnerversicherung holen lässt. Einfaches Spiel, hoher Ertrag.
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Methode 3: „Ausgenutzt“
Beim Ausparken ein Auto angeditscht oder gegen eine Fahrradgabel gefahren? Ärgerlich. Wenn dann noch ein echter Unfall dazukommt, ist alles im Eimer. Oder? Nein: Viele nutzen einen Unfall aus, um noch nicht fachgerecht beseitigte Altschäden bei der Versicherung geltend zu machen. Ein vermeintlich höherer Schaden – und so mehr Geld, das zu holen ist. Und ein kratzerfreies Auto gibt’s obendrauf.
Methode 4: „Das Berliner Modell“
Besonders perfide: Der Verbrecher stellt seinen Neuwagen in einer Parkbucht an der Straßenseite ab, geht dann ein willkürlich ausgesuchtes Fahrzeug klauen – nur um dann gegen sein eigenes Auto zu donnern! Im Anschluss folgt die Flucht zu Fuß. Und später der Anruf bei der Versicherung: „Mir ist da jemand voll reingekracht!“
Methode 5: „Fiktiv“
Bei der Versicherung wird ein Schaden eingereicht, den es nicht gibt, für den die Reparatursumme aber ausgezahlt wird. Wie das möglich ist? So: Wieder treffen sich zwei „Freunde“, die ausmachen, dass der eine bei seiner Versicherung angibt, seinem Kollegen draufgefahren zu sein. Über einen Kontakt in einer Werkstatt oder einem Ersatzteilhandel wird eine Gefälligkeitsrechnung eingereicht. Am Ende zahlt die Versicherung für einen geringen Schaden von meist nur ein paar Hundert Euro – und für einen Unfall, den es nie gegeben hat.
So viele Fälle gibt es in Hamburg – das tut die Polizei
Seit 2014 gibt es bei der Verkehrsdirektion 22 der Hamburger Polizei eine sogenannte Arbeitsrate, eine kleine Gruppe, die ausschließlich Unfälle bearbeitet, bei denen der Verdacht der Manipulation besteht. 2018 lagen den Beamten 239 Fälle vor, in 92 ergaben sich Ermittlungsansätze, 167 Akten wurden in der Zeit angelegt.
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In einem Sachverhalt ermitteln die Polizisten gegen zwölf Tatverdächtige, denen vorgeworfen wird, in den vergangenen zweieinhalb Jahren durch manipulierte Unfälle einen Schaden von mehr als 180.000 Euro verursacht zu haben. Die Ermittlungen der Arbeitsrate in dem Fall dauern noch an.
„Autobumser“-Verdacht – das sagt ein Versicherungsexperte
„Es gibt Methoden, um schon im Schadensbericht Ungereimtheiten zu erkennen“, sagt Allianz-Pressesprecher Christian Weishuber auf die Frage, wie Versicherungen sich vor „Autobumser“-Schwindeleien zu schützen versuchen.
Welche, wolle er nicht nennen – zu groß sei die Gefahr, dass Gauner sich den Methoden anpassen könnten. „Bei Kleinschäden wird zunächst in Erwägung gezogen, ob weitere Prüfungen eines Gutachters ökonomisch sinnvoll sind. Oft wird der Sachverhalt so plausibel geschildert, dass seitens der Versicherungen kein Verdacht geschöpft wird.“