Nach Großbrand: Wohnhaus in Hamburg im Visier der Behörden
Dichter Qualm dringt durch das Haus. Mieter springen in Panik aus den Fenstern, acht weitere Menschen, darunter ein Kleinkind, rettet die Feuerwehr über Drehleitern. Der Brand in einem Billstedter Wohnhaus stellte die Feuerwehr im April dieses Jahres vor eine große Herausforderung. Die Brandursache ist geklärt. Aber es gab Anlass zu weiteren Ermittlungen.
Der 11. April 2021 ist ein kühler Frühlingssonntag. In Billstedt ist wenig los auf den Straßen. Doch gegen 16 Uhr gehen plötzlich mehrere Notrufe in der Einsatzzentrale der Feuerwehr ein. Die Anrufer melden einen Großbrand in einem Backsteinblock am Schiffbeker Weg.
Wegen der vielen Anrufer und der konkreten Angaben löst der Einsatzleiter sofort die 2. Alarmstufe aus. Als der erste Löschzug der Feuerwache 25 Billstedt am Einsatzort eintrifft, sehen die Retter dramatische Szenen.
Feuer in Hamburg: Menschen springen in Panik aus Fenster
Zwei ältere Menschen sind in Panik bereits aus dem Fenster gesprungen. Sie liegen schwer verletzt auf dem Gehweg. An unzähligen anderen Fenstern, auch im Hinterhof, stehen Menschen und rufen um Hilfe.
,,Wir wussten gar nicht, wo wir die Leitern zur Rettung zuerst in Stellung bringen sollten“, erzählt ein Feuerwehrmann. Immer mehr Verstärkung wird angefordert. In der Spitze sind 122 Retter im Einsatz. Erst nach gut zwei Stunden sind alle Menschen gerettet und der Brand ist gelöscht.
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Ein Mann hat die Katastrophe kommen sehen. Metim A. (Name geändert) war einige Zeit Hausmeister in den Häusern. ,,Schon kurz nach Antritt meiner Tätigkeit überkam mich ein ungutes Gefühl. Nach zwei Monaten habe ich den Job hingeschmissen“, sagt der Handwerker zur MOPO.
Seinen Ausführungen zufolge gibt es in den Häusern massive Sicherheitsmängel und viel zu viele Personen. Hinweise auf die Gefahren seien vom Vermieter ignoriert worden. Fluchtwege waren durch Sperrmüll, Fahrräder und Kinderkarren blockiert. Durch das Treppenhaus wurden wahllos Stromkabel verlegt. Ausserdem soll eine Übervermietung der Wohnungen stattgefunden haben. In einigen davon sollen laut des Hausmeisters bis zu sieben Menschen auf 30 Quadratmeter gelebt – viele sollen sich illegal dort aufgehalten haben.
Versuche der MOPO, mit dem Hausbesitzer in Kontakt zu treten, gestalteten sich schwierig. Eine Vermögensgesellschaft in Niendorf mit mehreren Unterfirmen schloss Mietverträge mit den Bewohnern ab. Bei den Versuchen, dort einen Verantwortlichen zu erreichen, verwies das Unternehmen stets auf andere Firmen mit anderen End-Rufnummern.
Hamburg: Brandursache geklärt – Ermittlungen dauern an
Auf eine MOPO-Anfrage nach Brandursache, Sicherheitsmängeln und Übervermietung antwortete die Polizei, dass die Brandursache vom April von einem Gasofen ausging. Alles Weitere sei Gegenstand laufender Ermittlungen.
Seit dem Brandtag ist das Haus mit neun Wohneinheiten behördlich gesperrt. Das Bezirksamt Hamburg-Mitte hat eine Nutzungsuntersagung verfügt. Davon betroffen sind auch zwei Läden im Erdgeschoss.
Auf MOPO-Nachfrage teilte das Bezirksamt mit, dass eine massiver Überbelegung nicht festgestellt wurde – wohl aber ungeklärte Miet- und Aufenthaltsverhältnissen. Dazu gäbe es laufende Ermittlungen.
Auf die Frage ob es in der Vergangenheit schon Beanstandungen bei den Häusern gab, verwies eine Sprecherin auf den Datenschutz. Die Staatsanwaltschaft bestätigt lediglich, dass man dort Ermittlungen führe. So auch gegen den Geschäftsführer des Firmenkonstrukts.