Silvester-Einsätze: Pyro-Partys in Hamburg – Mann verliert Hand
Böller- und Party-Verbot, begrenzte private Treffen: Das Silvesterfest war im zweiten Corona-Jahr in Hamburg erneut bereits im Vorwege deutlich eingeschränkt worden, um die vierte Pandemie-Welle einzudämmen. Doch trotz der strikten Regeln haben tausende Menschen auf den Straßen gefeiert – vor allem auf dem Kiez und am Jungfernstieg. Die Polizei zieht nach der Silvesternacht am Neujahrsmorgen trotzdem ein positives Fazit.
Die Beamten hatten im Vorfeld bereits angekündigt, sich großflächig in der Stadt aufzuteilen und zu kontrollieren. So kam es dann auch: Im Bereich des Jungfernstiegs, in dem sich rund 2000 Leute aufhielten, um ins neue Jahr hineinzufeiern, machten die Polizisten immer wieder Durchsagen, sobald sich Menschen zu sehr auf einem Fleck ballten. Vereinzelt seien Personen auf die Straße getreten, einige hätten geböllert und keine Masken getragen. Die meisten Menschen, die dort waren, hatten wohl trotz Verbots ein Feuerwerk erwartet – und wurden enttäuscht. „Es wurden aber keine großen Verstöße registriert“, so ein Lagedienst-Sprecher zur MOPO. Nur wenige Verfahren seien eingeleitet worden.
Polizei und Feuerwehr im Silvester-Einsatz: So war es in Hamburg
Ähnliches Bild auf dem Kiez: Zwar hätten sich hier rund 10.000 Menschen in der Spitze aufgehalten, diese seien aber „weit im Viertel verbreitet gewesen“. Ein Mann schoss aus einem Fahrzeug mit einer Schreckschusspistole. Bei der Kontrolle soll er einen gefälschten Impfnachweis vorgelegt haben. Der 17-Jährige kam in Gewahrsam.
Das schlechte Regenwetter hätte dafür gesorgt, dass viele Menschen schon früh wieder nach Hause zogen, auch am Baumwall und an den Landungsbrücken, wo etwa 2000 Menschen gezählt wurden. Einige Mülleimer brannten, Polenböller wurden sichergestellt. „Im Gegensatz zu Vor-Corona-Zeiten aber nicht der Rede wert“, so der Sprecher.
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Größere illegale Partys hatte die Polizei in der Nacht nicht auflösen müssen, nur einzelne nicht Corona-konforme Feierlichkeiten im gesamten Stadtgebiet. Auch im Internet angekündigte Aufmärsche aus der Querdenker-Szene fanden nicht statt. Zu größeren Gewaltdelikten kam es ebenfalls nicht, auch blieben verheerende Brände aus. Die Feuerwehr zählte rund 300 Einsätze, die Polizei insgesamt etwas mehr als 1000 – viel weniger als sonst.
So fiel nicht nur das Zwischenfazit der Polizei positiv aus. Auch die Feuerwehr teilte via Twitter mit: „Lasst uns weiter so ruhig machen.“ Am Ende des Satzes noch als zusammenfassendes Symbol: ein hoch zeigender Daumen. Die Einschätzung der Einsatzkräfte blieb auch am Neujahrsmorgen gleich. Ein Sprecher: „Die Lage war sehr ruhig.“
Doch trotz der ruhigen Lage hatte es dennoch einige Einsätze gegeben, bei denen Personen zu Schaden kamen: So wurden zwei Männer durch das Abbrennen von Feuerwehrskörpern schwer verletzt – einem musste laut Polizei die Hand amputiert werden, nachdem er in Bahrenfeld einen sogenannten Polenböller gezündet hatte. Sein Begleiter soll einem Sanitäter im Alkoholrausch eine Kopfnuss gegeben haben. Der andere Verletzte, ein 50-Jähriger, musste von einem Notarzt versorgt werden, weil er schwere Gesichtsverletzungen aufwies. Es bestand Lebensgefahr.
In Steilshoop wurde derart viel Pyrotechnik abgebrannt, dass Beamte eingreifen mussten. Im Bereich Bornheide beschossen sich rund 50 Personen mit Feuerwerkskörpern, beim Eintreffen der Polizei flüchteten die Beteiligten. Am Schulterblatt (Sternschanze) wurde den Beamten ein Mann gemeldet, der aus dem Fenster seiner Wohnung schießen sollte. Als die Polizisten an der Tür klingelten, öffnete ihnen ein 13-jähriger Junge. In seiner Hand: eine Schreckschusspistole. In der Wohnung wurden drei weitere Waffen und Muniton aufgefunden und sichergestellt. Und am Dohlenweg in Barmbek-Nord brannte eine Papier-Tonne vor einem Mehrfamilienhaus: Der Anwohner, vor dessen Fenster das Feuer ausbrach, löschte die Flammen einfach selbst – mit einem ausziehbaren Wasserhahn.
„Auch wenn es im gesamten Stadtgebiet teils nicht unerheblich zum Abbrennen von Feuerwerkskörpern im öffentlichen Raum und immer wieder auch zu Ansammlungen größerer Personengruppen gekommen ist, hat sich der weit überwiegende Teil der Hamburgerinnen und Hamburger an die Beschränkungen gehalten“, lautete das Fazit der Pressesprecherin der Polizei, Sandra Levgrün. „Statt auf einausnahmsloses Verfolgen festgestellter Verstöße hat die Polizei auch in der Silvesternacht wieder auf Kommunikation und die Einsicht der Menschen gesetzt.“