Schießerei in Hamburg: Immer wieder das Phoenix-Viertel
Immer wieder wurde das Phoenix-Viertel in Harburg in den vergangenen Jahren zum Schauplatz von Gewalttaten. Es gab zahlreiche Verletzte und mehrere Tote. Streit mit Messern oder gar Schusswaffen gehören hier schon fast zum Alltag. Am Sonntagnachmittag wieder so ein Vorfall: Zwei Männer wurden dabei durch Kugeln verletzt.
Die rund 20 Hektar große Gegend um die alte Phoenix-Gummifabrik galt als typisches Arbeiterviertel. An der Wilstorfer Straße entstanden neben Wohnungen für die Arbeiter auch eine Vielfalt an Geschäften für den täglichen Lebensbedarf. Anfang der 80er Jahre wurde das Gebiet immer mehr zum sozialen Brennpunkt. Die Arbeitslosigkeit stieg rapide an.
Wilstorfer Straße im Hamburger Phoenix-Viertel verkommt
Supermärkte raubten den kleinen Geschäften die Existenzgrundlage. Statt „Tante-Emma-Läden“ gab es zunehmend Spielhallen und Bars. Und mit jeder Spelunke, die sich dort ansiedelte, wuchs das Gewaltpotential.
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Mittlerweile gehören Polizeieinsätze in Harburg zur Tagesordnung. Anfang 2000 rückten dabei zwei Lokale besonders in den Fokus. Die Musik-Kneipen „Corner“ und „Casablanca“. Hier wurde die Grundstimmung immer aggressiver und die Luft insbesondere an den Wochenenden immer bleihaltiger.
Die Wilstorfer Straße verkam zur „Straße der Gewalt“. 2003 setzte die Polizei sogar mal ganze Züge der Bereitschaftspolizei ein, nur um eine Bar zu überprüfen. Vorausgegangen war eine frühere Razzia, bei der sich bis zu 100 Personen zusammengerottet und die Beamten angegriffen hatten. In der Folgezeit nahmen Messerstechereien und Schießereien zu. Im Oktober 2020 wurde vor einer Spielhalle auf offener Straße herumgeballert – ein Mann wurde dabei verletzt.
Schüsse in Hamburg: Mann lebensgefährlich verletzt
Im Juni 2021 endete eine Badeunglück an der Elbe blutig. Ein 15-Jähriger ertrank am Falkensteiner Ufer. Am Tag danach stach der Bruder des Toten einen 16-Jährigen im Phoenix-Viertel hinterrücks nieder. Der Täter hatte dem Opfer vorgeworfen, nicht alles getan zu haben, um seinen Bruder aus dem Wasser zu retten.
Nun die Schießerei vom letzten Sonntag: Ein bislang unbekannter Täter hatte das Feuer auf zwei Männer eröffnet, einen in die Beine und Po und einen weiteren in den Unterleib und die Beine geschossen. Bei Letzterem besteht Lebensgefahr.
Ganz so schlimm wie früher sei es aktuell nicht mehr vor Ort, sagt Horst Niens, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) zur MOPO. Es gäbe dort immer wieder ein erhöhtes Kriminalitätsaufkommen, teils sei es monatelang ruhig, dann häufen sich die Fälle.
Schießerei in Hamburg-Harburg: Mordkommisssion ermittelt
Unterdessen ermittelt die Mordkommission mit Hochdruck nach den Hintergründen der Tat vom Sonntag. Ergebnisse lägen noch nicht vor, teilte ein Sprecher am Montagmorgen mit. Nach MOPO Informationen wurde zunächst ein ein Kosovo-Albaner mit offenbar gezielten Schüssen niedergestreckt. Er musste reanimiert werden. Dann wurde der 41-Jährige aus Mazedonien angeschossen. Er soll zuvor auf den Schützen zugegangen sein.
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Der mutmassliche Täter sei etwa 1,80 bis 1,85 Meter groß. Er trug ein schwarzes Basecap und eine Daunenjacke. Zeugen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich unter Tel. 4286 56789 zu melden.