Quartier in Hamburg: Diese Hafen-Ruine soll der neue Super-Stadtteil werden
Kleiner Grasbrook –
Auf den überwucherten Bahngleisen wachsen schon kleine Birken, Dächer sind eingestürzt und die Mauern marode: Das Überseequartier auf dem Grasbrook verfällt sei Jahren. Nichts deutet darauf hin, dass aus dem ehemals größten Hafen-Verteilerzentrum der Welt auf dem Grasbrook einmal Hamburgs neuer Super-Stadtteil werden soll.
So wie wir heute über das gigantische Amazon-Lager in Winsen/Luhe staunen, so staunten die Menschen 1967 über das Überseezentrum in Sichtweite der Elbbrücken.
Auf einer Fläche zwei Mal so groß wie die Binnenalster wurden die Waren gelagert. Der damalige Wirtschaftssenator Helmuth Kern (1926-2016) schwärmte, dass täglich 3000 Sendungen aus „allen Teilen der Erde“ ankommen würden. Nummerierte Flächen waren mit großen Lettern „Asien“ oder Afrika“ gekennzeichnet. Per Lkw oder Zug kamen die Waren an, wurden noch per Hand und Kran als „Stückgut“ auf schaukelnde Schuten verladen und die brachten die Güter dann zu den Schiffen im Hafen.
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Erst möglich gemacht hat so ein riesiges Zentrum damals die langsam aufkommende Datenverarbeitung. Doch der Fortschritt wurde dem Überseezentrum, welches für damalige Verhältnisse unglaubliche 60 Millionen Mark (30 Millionen Euro) verschlang, schnell zum Verhängnis. Und zwar in Form von großen Blechkisten, auch Container genannt. Schon 15 Jahre nach der Eröffnung war das Überseezentrum hoffnungslos veraltet und wurde dann erst mal lange Zeit als Lager vom Otto-Versand genutzt.
Wer über das Areal spaziert, spürt noch etwas vom rauen Charme des Hafens
Jetzt verfallen die riesigen Hallen schon seit Jahren. Wer über das Areal spaziert, spürt noch etwas vom rauen Charme des Hamburger Hafens. Das wird schon sehr bald vorbei sein. 2023 kommen die Abrissbagger und ein Jahr später ist Baustart. Geplant sind viele Hochhäuser mit 3000 Wohnungen und 16.000 Arbeitsplätzen. Eine Attraktion des neuen Stadtteils wird neben Parks und vier Kilometer langen Promenaden das neue Deutsche Hafenmuseum mit einem Anleger für das Museumsschiff „Peking“ sein.
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) schwärmt vom „Sprung über die Elbe“ und kündigt mit dem neuen Stadtteil die Verbindung von HafenCity und der Veddel an.
Kommentar: Sprung über die Elbe für Normalverdiener
Ob die HafenCity nun städtebaulich gelungen ist, darüber gehen die Meinungen der Hamburger auseinander. Vor allem geht es rund um die Elbphilharmonie auch um die Frage, ob es gelingt, den nagelneuen Stadtteil enger mit der Alt- und Neustadt zu verknüpfen. Und genau das ist auch die Herausforderung für das gigantische Projekt auf dem Grasbrook gegenüber der HafenCity. Schon in fünf Jahren soll gebaut werden. 6000 Menschen werden hier einmal leben und 16000 arbeiten. Was auf dem Grasbrook nicht entstehen darf, ist eine städtebauliche Insel ohne Anschluss an die Veddel oder nach Wilhelmsburg.
Das sind nämlich keine ungeliebten Stadtteil-Stiefkinder, sondern urbane Wohnquartiere für Menschen mit eher geringen Einkommen. Und genau diese Hamburger müssen auch ihren Platz auf dem Grasbrook finden. Der Senat verspricht, dass ein Drittel aller Wohnungen dort öffentlich gefördert, also bezahlbar, sind. Gut so! Der Sprung über die Elbe ist ein Meilenstein der Stadtentwicklung. Wenn er gelingt, gewinnt Hamburg einen Stadtteil, der sicher zu den wohl begehrtesten Wohnlagen der Hansestadt werden wird. Wer eine Wohnung mit Blick über die Elbe auf das Panorama unserer schönen Stadt ergattert, darf schon jetzt beneidet werden.