„Querdenker“-Bewegung: Ableger auch in Hamburg: Darum sind sie so gefährlich
Am vergangenen Samstag demonstrierten in Berlin Tausende Menschen gegen die Corona-Regeln. Auf Abstände achtete hier kaum jemand. Masken-Gegner aus der Mitte der Gesellschaft marschierten neben Rechten mit Reichsflaggen. „Querdenken 711“ heißt eine Gruppe aus Stuttgart, die ursprünglich zu der Demo aufgerufen hatte. Auch in Hamburg gibt es einen Ableger. Doch wer steckt dahinter und was will die Initiative wirklich?
„Wir sind überparteilich und schließen keine Meinung aus“, heißt es im Manifest auf der Webseite des Hamburger Ablegers „Querdenken 40“. Die Bewegung wolle sich für Freiheit und das Grundgesetz einsetzen, langfristig seien Neuwahlen ihr politisches Ziel. Die Corona-Regeln zur Eindämmung der Pandemie verstehen sie als Beschränkung ihrer persönlichen Freiheit.
Mit ihren variablen Forderungen wird die Bewegung zum Sammelbecken der Unzufriedenen. Microsoft-Milliardär Bill Gates reißt die Weltherrschaft an sich, das 5G-Netz verbreitet Corona, Impfen macht krank – auch diese Theorien finden bei den Querdenkern Anklang.
„Querdenker“: Anknüpfungspunkte für die rechte Szene
Die Gefahr: Das „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ hat herausgearbeitet, dass viele der Verschwörungstheorien Anknüpfungspunkte für die rechte Szene bieten. Auf der Demo am Samstag waren zum Beispiel auch Mitglieder der NPD und AfD dabei.
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„Spätestens nach der Demo in Berlin gilt es die Corona-Leugnerinnen als politische und gesundheitspolitische Gefahr zu verstehen. Die Verschwörungsmythen sind wie extrem rechte Ideologien gesellschaftlich verankert und kein Problem von vermeintlich kranken Menschen oder politischen Rändern“, meint Kim Uhrig vom „Hamburger Bündnis gegen Rechts“.
„Querdenken“: Geht es hier wirklich um das Grundgesetz?
Der Hamburger Ableger um Organisatorin Selina Fullert, „Querdenken 40“, engagierte sich ebenfalls bei der Demo am Samstag in Berlin. Auf Facebook teilt Fullert regelmäßig Videos, wie sie ohne Maske einkaufen geht oder Bahn fährt und lässt sich dafür feiern. Dazwischen repostet sie auch schon mal ein Video des als extrem rechts geltenden Magazins „Compact“, in dem der Lockdown besprochen wird.
Corona-Leugner nehmen die Ausbreitung des Virus in Kauf
Das Tragen einer Maske als Schaden zu begreifen, sieht das „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ besonders kritisch: „Mit dem rücksichtslosen Egoismus keine Maske tragen zu wollen, gefährden die Corona-Leugnerinnen bewusst Menschen. Mit Demonstrationen und Flashmobs Ereignisse zu schaffen, bei denen das Virus potentiell verteilt werden kann, ist_ menschenfeindlich und gilt es gesellschaftlich zu unterbinden“, fasst Uhrig zusammen.
Gern hätte die MOPO auch mit den Hamburger Querdenkern über ihre Perspektive gesprochen und gefragt, warum sie sich nicht stärker von rassistischen Inhalten abgrenzen. Fullert hat ein erstes Telefoninterview kurzfristig abgesagt und bislang nicht auf die Anfrage nach einem Ersatztermin reagiert.