Räumung: Martialische Security am Paulihaus: Maskenmänner sichern Schlüsselübergabe
St. Pauli –
Martialischer Auftritt bei der Schlüsselübergabe des Restaurants „Maharaja“ an einen Gerichtsvollzieher: In Formation traten schwarz maskierte Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes an, um die Räumung des früheren Restaurants zu sichern. Auf dem Gelände neben der Rindermarkthalle wird das Bürogebäude „Paulihaus“ gebaut.
Der Schlüsselübergabe waren erbitterte juristische Streitigkeiten vorausgegangen, noch am Vorabend hatte eine Protestaktion mit rund 300 Teilnehmern gegen den umstrittenen Büro-Neubau am Neuen Pferdemarkt stattgefunden.
Ein Video der Aktivisten von „St. Pauli Code jetzt“ zeigt den Aufmarsch der privaten Sicherheitsleute, die an den friedlichen Demonstranten vorbeilaufen. „Stadt rückt mit privatem SEK an“, lautet der ironische Untertitel. Die städtische Sprinkenhof GmbH ist Vermieterin und Auftraggeberin des Sicherheitsdienstes.
Inzwischen hat sich die Sprinkenhof GmbH für den Auftritt ihrer Dienstleister entschuldigt. Dass die Sicherheitsleute maskiert auftreten würden, habe man nicht gewusst: „Dass die Security dort maskiert aufschlagen würde, ist die Entscheidung des Unternehmens. Das heißen wir nicht gut“, so der Sprinkenhof-Sprecher zur MOPO. Und weiter: „Eskalation liegt uns fern. Dass Sicherheitsleute Menschen einschüchtern, liegt nicht in unserem Interesse.“
Der Auftrag sei an das Unternehmen „Security Service Schwarzenbek“ gegangen, das seit Jahren Wachdienste im Auftrag der Stadt wahrnehme. Warum stattdessen Mitarbeiter des erst 2020 gegründeten Unternehmens S.P.U. auftauchten, darüber rätselt man bei der Sprinkenhof GmbH.
Das könnte Sie auch interessieren: So kam es zum großen Zoff ums Paulihaus
Restaurantbetreiberin Kathrin Gutmann war letztlich erst am Montag mit einer Beschwerde gegen die Räumung des „Maharaja“ vor dem Landgericht gescheitert. „Das ist natürlich ein schrecklicher, ein tragischer Moment“, sagte sie am Dienstag nach der Übergabe. Sie stehe „schon etwas unter Schock. So richtig begreifen werde ich das wohl erst, wenn ich ins schwarze Loch falle“.
Die martialisch mit Gesichtsmasken und Schutzkleidung auftretenden Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes nannte sie überzogen. „Da wird man hier behandelt als wäre man ein Terrorist, mit vermummten Security-Leuten.“
Privater Sicherheitsdienst bei Räumung auf St. Pauli
Auch die Linken-Bürgerschaftsabgeordnete Heike Sudmann, die vor Ort war, erklärt gegenüber der MOPO: „Mit dem martialisch auftretenden vermummten Sicherheitsdienst soll die friedlichen Proteste konterkariert werden. Während die Polizei die Lage richtig einschätzte und nur fünf entspannte Polizist:innen vor Ort hatte, wollen Investoren und/oder Stadt den Eindruck erwecken, hier drohe größte Gefahr. Ich finde das einfach nur widerlich.“
Warum der Einsatz eines privaten Sicherheitsdienstes erforderlich war, ist derzeit noch unklar, zumal auch die Polizei mit mehreren Beamten vor Ort war, um eine angemeldete, friedliche Kundgebung zu begleiten.
Auch die Arbeitskleidung der privaten Sicherheitstruppe mit Abzeichen auf den Ärmeln wirft Fragen auf. Laut Bewachungsverordnung müssen Securitymitarbeiter so gekleidet sein, dass man sie keinesfalls mit Polizei oder Militär verwechseln kann.