Rassismus bei der Polizei?: Polizeichef: Man kann Hamburg nicht mit den USA vergleichen
Nach den friedlichen Demonstrationen am vergangenen Wochenende und den darauffolgenden Ausschreitungen musste die Hamburger Polizei viel Kritik einstecken. Polizeipräsident Ralf Martin Meyer ließ das nicht auf sich sitzen und nahm im Interview mit dem „Hamburger Abendblatt“ Stellung zu den Rassismus-Vorwürfen – und erklärte dabei auch, warum man die USA nicht mit Hamburg vergleichen könne.
In dem Gespräch sagte Meyer, keine Institution könne von sich behaupten, dass es kein rassistisches Gedankengut gebe – das gelte auch für die Polizei. Dennoch ginge die Hamburger Polizei sogar aktiv dagegen vor.
„Das fängt zentral bei der Ausbildung neuer Beamter an. Bewerber werden abgelehnt, wenn ihre Ansichten eben nicht zu unseren Werten passen“, so der Polizeipräsident. Und wenn im Laufe der Dienstzeit doch jemand auffällig werde, so werde das geahndet und er entlassen.
Hamburgs Polizeipräsident: Die USA sind ganz anders
Zwischen Hamburg und den USA müsse man zudem einen klaren Unterschied machen. „In Minneapolis werden ehemalige Militärs in einem Lehrgang von 16 bis 18 Wochen zu Polizisten, in Hamburg reden wir über ein Studium von drei Jahren, das ganz eng an Grundgesetz und Werte gekoppelt ist.
„Auch diese geradezu militärische Tradition, auf die sich Polizei in Amerika oft beruft, haben wir in Hamburg nicht“, so Meyer.
Fall George Floyd kann Ruf der Polizei überall beschädigen
Nach Ansicht des Polizeipräsidenten besteht durchaus die Gefahr, dass die Geschehnisse in den USA auch den Ruf der Hamburger Polizei beschädigen. Er habe außerdem den Eindruck, dass „extremistische Kräfte versuchen, gezielt Misstrauen und Hass gegenüber staatlichen Institutionen zu säen und die breite Bewegung gegen Rassismus zu missbrauchen.“
Video: Polizeigewalt in Hamburg
Bereits im „Hamburg Journal“ des NDR spekulierte Meyer darüber, dass die Jugendlichen bei der Demo am Samstag von Linksextremisten instrumentalisiert worden sein könnten.
Rassismus: Auch die Hamburger Polizei muss differenzieren
Genauso wie zwischen den USA und Hamburg unterschieden werden soll, sei es laut Meyer allerdings auch wichtig, dass Polizeibeamte in ihren Einsätzen differenzieren. „Die Erfahrungen, die man macht, prägen einen – das gilt für alle Bürger und auch Polizisten.“
„(…) Aus Drogendealern mit schwarzer Hautfarbe darf nicht der Glaube erwachsen, dass alle Schwarzafrikaner mit Drogen handelten.“ Dem wolle man mit Fortbildungen und der Zusammenarbeit mit Fachinstituten entgegenwirken.
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Meyer räumt ein, dass es bei der Polizei noch weiteren Nachholbedarf gibt. „Insbesondere bei der Frage, wie viele Menschen aus Ghana und anderen Ländern auch als Teil der Polizei sichtbar sind, müssen wir uns noch deutlich verbessern.“ (mhö)