Ratten-Plage in Kühlhaus: Fast 500 Tonnen: Ekel-Fleisch wurde weltweit verkauft
Dissen –
Eine eklige Vorstellung: Über mehrere Monate hinweg hatten sich Ratten in einem Kühlhaus der Nagel Transthermo GmbH in Dissen (Kreis Osnabrück) vermehrt. Dort lagerten vor allem Schweineinnereien. Nun ist klar: Das Fleisch aus dem von Ratten befallenden Kühlhaus ging zu Betrieben in Deutschland – und der ganzen Welt.
Fleisch aus einem massiv von Ratten befallenen Betrieb in Dissen (Kreis Osnabrück) ist in 22 Länder geliefert worden – darunter in 14 EU-Länder inklusive De utschland. Nach Angaben der Behörden handelte es sich bei der Ware vor allem um Schweineinnereien, die an insgesamt 37 Betriebe gingen. Insgesamt seien rund 470 Tonnen Fleisch verkauft worden, teilte der Sprecher des Landkreises Osnabrück, Burkhard Riepenhoff, am Freitag mit. Vermutlich wurde das Fleisch inzwischen verarbeitet. Aus Innereien werden unter anderem Wurst und Sülze hergestellt.
Niedersachsen: Kot, Fellreste und Laufwege von Ratten entdeckt
In dem Zerlegebetrieb in Dissen seien Kot, Laufwege, Fellreste und Anzeichen für Nestbau der Ratten in einem Umfang gefunden worden, der auf eine „sehr große Rattenpopulation“ hindeute, hieß es in einer Mitteilung des Verwaltungsgerichts Osnabrück. Maßnahmen zu deren Bekämpfung hätten bisher keinen Erfolg gezeigt, die Ratten „bevölkerten“ das gesamte Gebäude. Das Gericht in Osnabrück hatte in dieser Woche Anordnungen der Behörden zur Vernichtung des Fleischbestandes als rechtmäßig bestätigt. Eilanträge gegen die Maßnahme wurden damit zurückgewiesen.
Dissen: Landkreis-Mitarbeiter entdeckten Ratten-Problem durch Zufall
Mitarbeiter des Landkreises waren im Juni bei einer Routinekontrolle von Unterlagen des Betriebs darauf gestoßen, dass das Unternehmen ein enormes Problem mit Ratten hat – und zwar seit Mitte Januar, wie Riepenhoff sagt. „Die Firma hat uns darüber nicht informiert“, so der Kreissprecher.
Niedersachsen: Fast 500 Tonnen ab Januar verkauft
Der Landkreis habe daraufhin das in dem Betrieb zerlegte Fleisch für den Verzehr gesperrt. Fast 500 Tonnen seien aber seit Mitte Januar an andere Betriebe verkauft worden. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob es seitens der Firma mit Blick auf die Informationspflicht etwaige Versäumnisse gegeben habe.
400 Tonnen Fleisch hatten sich bei der Sperrung des Betriebs durch den Landkreis noch in dem Gebäudekomplex befunden, darunter soll auch Fleisch des umstrittenen Unternehmens Tönnies aus dem ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück gewesen sein. Für dieses Fleisch haben die Behörden die Vernichtung verfügt.
Rattenbefall in Dissen: Das eingelagerte Fleisch sollte noch ins Ausland
Die Firma in Dissen und ein benachbarter Verarbeitungsbetrieb wollten das noch eingelagerte Fleisch ins Ausland bringen, weil die Vernichtung in Deutschland zu teuer sei. Mitarbeiter der Fleischfirma werfen dem Vermieter des Kühlhauses vor, sich nicht um den Rattenbefall gekümmert zu haben. Das für den Verbraucherschutz zuständige Landwirtschaftsministerium in Hannover äußerte sich gestern nur knapp zu der Angelegenheit. Das Ministerium sei sich sicher, dass der Landkreis seine Aufgaben in Abstimmung mit dem Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit effektiv wahrnehme, hieß es dort.
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Unterdessen sind in der Fleischfabrik Tönnies in Rheda-Wiedenbrück am Freitag weitere 30 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der Betrieb lief in dem Unternehmen dennoch weiter. (dpa/maw)