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Reicht der Lockdown-Light?: Aktuelle Corona-Maßnahmen – das ist die erste Bilanz

Wirkt der Lockdown-Light oder wirkt er nicht? Seit etwas mehr als einer Woche greifen in Hamburg und ganz Deutschland Maßnahmen, wie Kontaktbeschränkungen sowie die Schließung sämtlicher Gastronomie- und Kulturbetriebe. Seitdem wandert der Blick noch häufiger als vorher auf die Neuinfektionszahlen, denn alle warten darauf, dass sie wieder sinken. Wie sieht die Bilanz bisher aus?

Den als kritisch geltenden Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner hat Hamburg schon längst überschritten. Stand Donnerstag kommt die Hansestadt auf einen Wert von 165,3. Der Senat reagierte auf das steigende Infektionsgeschehen und beschloss bereits vor zwei Wochen Kontaktbeschränkungen. Vor einer Woche folgten dann die bundesweit beschlossenen Schließungen der Freizeitangebote.

Wie ist die aktuelle Corona-Infektionslage in Hamburg?

Bei der Zahl der Neuinfektionen in Hamburg ist bislang keine Reduzierung zu erkennen. Die Werte schwankten innerhalb der letzten Tage zwischen relativ niedrigen 285 am vergangenen Sonntag und einem neuen „Negativ-Rekord“ von 660 am gestrigen Donnerstag. Der Inzidenzwert scheint sich allerdings zu stabilisieren – seit Samstag liegt er um die 165.

Doch das ist kein Grund zum Aufatmen: „Die Lage ist nach wie vor angespannt und wir müssen weiterhin vorsichtig sein“, so eine Sprecherin der Gesundheitsbehörde. Ob die Maßnahmen wirkten, könne man erst in den kommenden Tagen sehen. Und auch Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) mahnte auf der Landespressekonferenz zur Vorsicht: „Es funktioniert nur, wenn alle Hamburger das Infektionsgeschehen ernst nehmen und keine Ausweichlösungen suchen. Wenn jeder hinter den Kulissen weiter Kontakte pflegt, dann wird es sehr schwierig, das Infektionsgeschehen einzuhegen.“

Ein leicht positiver Effekt lässt sich durch den Lockdown-Light allerdings bereits erkennen. In den vergangenen Wochen hatten die Gesundheitsämter immer größere Probleme, sämtliche Kontakte nachzuverfolgen. Nach MOPO-Informationen helfen die Maßnahmen allerdings langsam, die Lage in den Hamburger Behörden wenigstens ein bisschen zu entspannen.

Wie ist die aktuelle Corona-Infektionslage in Deutschland?

Nach Einschätzung des RKI ist die Corona-Lage in Deutschland nach wie vor sehr ernst. Laut RKI-Chef Lothar Wieler meldeten die Kliniken vermehrt Engpässe. Die Zahl der Intensivpatienten und der Toten steige – und das werde es mit zeitlichem Verzug auch weiter tun. Es sei damit zu rechnen, dass manche Kliniken an ihre Kapazitätsgrenzen kämen.

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Vorsichtig optimistisch stimme Wieler aber, dass die Kurve der Neuinfektionen zuletzt weniger steil gestiegen sei. Noch wisse man aber nicht, ob es sich dabei um eine stabile Entwicklung handele. Es sei abzuwarten, ob sich das fortsetze. Für eine Beurteilung der Effekte des Teil-Lockdowns sei es allerdings noch zu früh.

Wie stehen die aktuellen Prognosen für Weihnachten?

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stimmte die Menschen in Deutschland darauf ein, dass sie noch lange mit persönlichen Einschränkungen leben müssen.

„Aber wenn wir da durch sein sollten und die Zahlen runterbrächten, heißt das ja nicht: Ab Dezember oder Januar kann es dann wieder richtig überall losgehen und wieder Hochzeitsfeiern oder Weihnachtsfeiern geben, als wäre nichts gewesen“, sagte er dem Sender rbb.

Wie sehen die Prognosen für das Jahr 2021 aus?

Für Veranstaltungen sieht es der Anfang 2021 nicht gut aus: „Wir müssen es ja miteinander schaffen, durch diesen Winter insgesamt zu kommen, mit Zahlen auf einem niedrigeren Niveau. Deswegen finde ich schon jetzt die Botschaft wichtig: Veranstaltungen mit mehr als zehn, fünfzehn Personen sehe ich in diesem Winter nicht mehr“, so Spahn. Hamburg hat derweil bereits den geplanten Hafengeburtstag im Mai abgesagt.

Und auch der RKI-Chef mahnt, dass das Leben nach den momentanen Einschränkungen nicht wie gewohnt weitergehen könne. „Maßnahmen werden uns noch lange begleiten. Auch dann, wenn es in absehbarer Zeit einen wirksamen Impfstoff geben könnte.“ Es werde leider dauern, bis alle, die das möchten, sich impfen lassen könnten. Bis dahin hänge weiter alles vom Verhalten der Menschen ab.

Was ist jetzt eigentlich mit den Schulen?

Derweil geht der Streit um Corona-Risiken an Schulen massiv weiter. Wieler appellierte, die vorliegenden Hygienekonzepte dort konsequent umzusetzen. Mittlerweile seien auch bei den 10- bis 19-Jährigen hohe Infektionszahlen erreicht.

Für viele gehen die Lüftungskonzepte allerdings noch nicht weit genug. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert unter anderem Luftfilteranlagen sowie geteilte Klassen. „Wenn wir Schulschließungen verhindern wollen, müssen wir mehr machen als jetzt“, schrieb er auf seiner Facebook-Seite. 

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