Hamburgs Papa für verwaiste Störche: Darum brauchen jetzt so viele Vögel seine Hilfe
Der Hamburger Jürgen Pelch kümmert sich seit fast 50 Jahren um die Störche in der Hansestadt. Er hat schon mehrere Dutzend Waisen-Küken groß gezogen. In diesem Jahr sind es besonders viele. Womit die Störche zu kämpfen haben.
Als Jürgen Pelch (76) mit der kleinen Schale voller Krabben, Mehlwürmer und Makrelen kommt, recken die kleinen Storchenküken sofort ihre Schnäbel in die Luft. Sie fauchen, zischen und klappern und stürzen sich direkt auf das Futter. Die sechs kleinen Storchenküken sind Waisen. Damit sie trotzdem groß werden können, zieht der Jürgen Pelch sie gemeinsam mit seiner Familie mit der Hand auf.
Dafür geht er mit Frau und Tochter sogar auf Schneckenjagd. „Am liebsten mögen sie Gehäuseschnecken. Nacktschnecken kleben zu sehr“, sagt Pelch. Er ist Hamburgs Storchenvater. Seit 47 Jahren kümmert er sich – auch in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund (Nabu) Hamburg – um die Tiere und behält den Überblick.
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Deshalb weiß Jürgen Pelch auch schon jetzt, dass die Brutbilanz in diesem Jahr nicht besonders gut ausfallen wird. „Wir kommen ganz bestimmt nicht an die Zahlen vom vergangenen Jahr heran.“ 2022 waren in Hamburg 40 der 50 Storchennester besetzt und 29 der Paare brüteten erfolgreich. 63 Küken sind dabei zu erwachsenen Störchen geworden.
Jürgen Pelch ist Hamburgs Storchenvater: Seit 47 Jahren kümmert er sich um die Tiere
In diesem Jahr aber haben die Brutpaare schon einige Küken aus den Nestern geworfen. Hauptgrund dafür ist, dass es zu wenig Nahrung für die Storcheneltern und ihren Nachwuchs gibt. „Der Lebensraum wird knapper. Zudem war der Frühling recht kühl und im Moment ist es zu trocken. Deshalb finden die Tiere weniger Regenwürmer und Frösche. Und auch Mäuse gibt es in diesem Jahr nicht so viele.“
Dass Pelch und seine Familie nun sogar sechs Storchenküken aufziehen, liegt zudem daran, dass vor wenigen Tagen eine Storchenmutter in ihrem Nest verendet ist. Deren drei Küken und zwei Eier nahm Pelch deshalb in seine Obhut und zieht sie nun – zusammen mit einem aus einem Nest geworfenen Storchenküken – in Bergedorf auf. Alle zwei Stunden brauchen sie Futter, bis zu einem Kilogramm pro Tag. In zwei Wochen siedelt er sie dann in eine Pflegestation um, wo sie wenig später ausgewildert werden sollen.
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Bei der Storchenmutter handelt es sich um eine mit einem Sender ausgestattete Störchin. Ursprünglich hatten vor vielen Jahren mal zwölf Störche einen Sender bekommen, um deren Flugrouten aufzeichnen zu können. Mittlerweile gibt es nur noch die Daten von sechs Tieren. Aber vielleicht kommen in diesem Jahr noch einmal sechs neue dazu, hofft Pelch.